DFB versagt an den Stadion-Toren
Bielefelder und Stuttgarter feiern Fußball-Fest der besten Art und Weise
Fotos: Hans-Hubertus Braune
29.05.2025 / BERLIN - Sie sind zwar nicht ganz so stark verbreitet in Osthessen, doch es gibt sie: die Fans vom VfB Stuttgart. In diesen Tagen haben sie einen besonderen Grund zur Freude: Sie haben sich am Samstag "das Ding" geschnappt.
Nach tristen Jahren in der Bedeutungslosigkeit zwischen erster und zweiter Liga sind die Schwaben wieder da. In der Saison 2023/2024 überraschend Vizemeister, können die Anhänger ihren roten Brustring mit dem ersten Titel nach der Meisterschaft im Jahr 2007 erst recht mit Stolz tragen. Doch wie fühlt sich so ein Finale in Berlin an? Welch großartige Faszination der Pokal entfachen kann, das konnten auch einige Fans aus Osthessen am Wochenende in der Bundeshauptstadt hautnah erleben. Ob mit oder ohne Ticket: Eine Reise zum Pokalfinaltag lohnt - definitiv.
Neuer Rekord: 1,66 Millionen Ticketanfragen
Arminia Bielefeld gegen den VfB Stuttgart: Auf den ersten Blick mag diese Paarung für den neutralen Fan eher mäßig klingen. Die Fakten sprechen allerdings eine andere Sprache: "Mit 1,66 Millionen Ticketanfragen waren es so viele wie nie zuvor bei einem DFB-Pokalfinale. Daher konnten wir leider nur einen Bruchteil der Ticketwünsche erfüllen", schrieb der Deutsche Fußball-Bund im Vorfeld des Finales. Beim VfB konnten sich die Mitglieder für ein Ticket bewerben. Beide Finalteilnehmer erhielten rund 24.000 Tickets. OSTHESSEN|NEWS-Chefreporter Hans-Hubertus Braune hatte Losglück. "Berlin, Berlin, Du fährst nach Berlin", lautete eine E-Mail vom VfB. Alles klar, 150 Euro für einen Oberrang-Sitzplatz. Egal.Bielefelder Marketing mit kessen Sprüchen
Bis hier war alles perfekt. Doch vor dem Blick aufs Spielfeld hatten die Kontrolleure noch ein paar Hindernisse parat - der Einlass war einfach katastrophal schlecht. Für Kinder und Menschen mit Platzangst einfach unverantwortlich. Deutlich über eine Stunde dauert es, die Fans stehen dichtgedrängt, um irgendwann durch einen künstlichen Trichter in die nächste Staustufe zu gelangen. Im Zickzack-Kurs ging es zum nächsten Wellenbrecher, bevor die Einlasstore erreicht wurden. Wie zu lesen war, gibt es dieses Problem schon seit Jahren. Am Eingang Süd war es wohl noch schlimmer.
DFB entschuldigt sich mit einem lapidaren Schreiben
Lapidar entschuldigt sich der Deutsche Fußball-Bund später: "Es ist bedauerlich, wenn dadurch dieses einmalige Stadionerlebnis getrübt wurde. Wir wissen, dass die Zuschauer*innen sich frühzeitig auf den Weg gemacht haben, um ihre Vereine zu unterstützen, und verstehen den Ärger. Für die entstandenen Unannehmlichkeiten entschuldigen wir uns", schreibt der DFB in einem Statement unter anderem. Bei den Ticketpreisen darf man durchaus mehr erwarten. Im Stadion angekommen, sorgten die Fans für eine herausragende Stimmung. Beide unterstützten ihre Mannschaft mit Fangesängen und überragenden Choreografien. Was ein Bild. Was eine Atmosphäre. Kein Hass, keine Hetzgesänge. Der Focus titelt später: "Stuttgart und Bielefeld schaffen eine Symbiose, die es so selten im Fußball gibt.""So etwas Schönes erlebst Du wahrscheinlich nur einmal im Leben"
Stimmen einiger VfB-Fans aus Osthessen:
Detlef Thomas: "Das war für mich bis jetzt das größte Fußballspiel mit allem Drum und Dran, was ich je in meinem Leben erlebt habe. Von der ganzen Faszination, von der Stimmung, sagt einer, der 1997 schon im Pokalfinale dabei war, der in Barcelona, in Manchester, in Athen, beim Europapokalendspiel in Stockholm, überall in Europa dabei war. Das war dieses Mal der totale Wahnsinn, so was Schönes erlebst Du wahrscheinlich nur einmal im Leben."
Luca Fälber: "Das Thema mit dem Einlass kann ich auch so bestätigen. Lief bei mir nicht besser ab. Die Atmosphäre und Stimmung war auf beiden Seiten grandios."
Stefan Fälber: "Stimmung war sehr gut, besonders in der Ostkurve."
Heiko Katzler: "Ich fand es auch überragend. War ja mein 4. VfB-Finale in Berlin. Und die Hälfte der Pokalsiege live miterlebt. Einlass habe ich so noch nirgends erlebt. Katastrophe. Es war alles friedlich, keine Stänkereien. Super geilen Support und Choreos von beiden. 3 Tore in 28 Minuten, 6 Tore im Finale und Du wirst nach 28 Jahren wieder DFB-Pokalsieger. Was will man mehr?" Liebe Bielefelder: Stuttgart gibt es eben doch. (Hans-Hubertus Braune) +++