Fast 100 Beamte im Einsatz

Drogen, Waffen, Tuner-Hightech: Polizei mit nächtlicher Schleierfahndung auf A7

Verkehrskontrolle der osthessischen Polizei auf der A7 am Parkplatz "Rotkopf"
Archivfoto: Marius Auth/ Hendrik Urbin

23.04.2025 / FULDA - Mehrmals im Jahr wird der Parkplatz "Rotkopf" auf der A7 nördlich von Fulda zum Schauplatz einer groß angelegten Schleierfahndungskontrolle der osthessischen Polizei: Sechs Stunden lang werden Lastkraftwagen und Autos gefilzt, Drogenspürhunde finden verbotene Substanzen selbst in den hintersten Ecken. Knapp 100 Beamte sind Dienstagnacht im Einsatz - aber der große Fisch ist nur selten an der Angel(Hier ist die Bilanz).

Von 21 Uhr bis 3 Uhr wird der gesamte Verkehr nach Norden über den Parkplatz geleitet, schon nach kurzer Zeit zieht sich eine Lkw-Kolonne bis nach Fulda-Nord. Bei der verdachtsunabhängigen Schleierfahndungskontrolle mit den Schwerpunkten der Bekämpfung der grenzüberschreitenden Betäubungsmittel-, Waffen- und Eigentumskriminalität und der Überprüfung der Verkehrstüchtigkeit wird die osthessische Polizei unterstützt von der Verkehrsinspektion Schweinfurt-Werneck, Kräften des Zolls und des Regierungspräsidiums Kassel.

"Neben der stationären Kontrolle hier am Parkplatz fahren zusätzlich Zivilwagen auf der Autobahn und suchen sich die zu kontrollierenden Fahrzeuge selber. Am Parkplatz steht ganz vorne ein erfahrener Beamter, der vorauswählt und die Fahrzeuge in die Parkbuchten weiterleitet, wo die Kollegen dann kontrollieren", erklärt Christian Hickl, der stellvertretende Dienststellenleiter der Polizeiautobahnstation Petersberg.

Stillschweigen bis zuletzt

"Jeder hat so seine Berufserfahrung und seinen ganz eigenen Blick: Hier passt vielleicht von der Optik her der Fahrer nicht zum Fahrzeug oder das Fahrzeug weist optische Mängel auf. Wir haben die Kontrolltruppe von 'Tuner, Poser, Raser' des Polizeipräsidiums Osthessen vor Ort. Wenn dann ein Fahrzeug tuningmäßig auffällt, wird das genauer angeschaut, ob alles eingetragen ist. Aber auch die Ladungssicherung ist ein wichtiges Anliegen heute Nacht." Im Gegensatz zum Blitzermarathon wird Stillschweigen gewahrt über die Maßnahme, um den Kontrollerfolg nicht zu gefährden: "Gerade Lastkraftwagenfahrer würden sonst einfach parallel die A5 nehmen und bei Kirchheim wieder auf die A7 fahren", so Hickl.

Nach vier Jahren der Rotkopf-Schleierfahndungskontrolle hat Hickl viel gesehen auf vier Rädern: "Es kommt alles quer durchs Strafgesetzbuch vor, aber auch die Straßenverkehrsordnung und die Fahrerlaubnisverordnung werden strapaziert: Fahren ohne Fahrerlaubnis, ohne Zulassung, ganz oft Fahren unter Alkohol oder Betäubungsmitteln. Es hatten auch schon Fahrer den Waschbären auf dem Beifahrersitz." Mehrere Male pro Kontrolle versuchen Fahrer auch zu flüchten - "aber dafür haben wir vorgesorgt." Im letzten Jahr konnten fünf Tatverdächtige geschnappt werden, die das ganze Fahrzeug mit Diebesgut vollgeladen hatten.

Wettrüsten zwischen Tunern und Polizei

Wesentlich häufiger dagegen sind technische Veränderungen, die für die Verkehrssicherheit des Fahrzeugs relevant sind - Drahtreifen, Distanzscheiben in Verbindung mit dem Fahrwerk, aber auch Veränderung an der Lenkung oder am Licht. Ein Experte der Kontrolltruppe von 'Tuner, Poser, Raser' geht mit Kollegen um die zu kontrollierenden Fahrzeuge, die Motorhaube wird geöffnet, manchmal tritt der Fahrzeughalter dazu und versucht zu erklären. "Manchmal wundert man sich, wie manche der Eintragungen zustandekommen. Ich hatte schon Fälle, da haben die Räder im Radkasten geschliffen. Es gibt aber auch ein stetiges Wettrüsten zwischen Tunerindustrie und der Polizei: Die Digitalisierung ist inzwischen weit fortgeschritten, viele elektronische Bauteile liegen im Trend, die nicht einfach nachzuweisen sind." Leistungssteigerungen bei Turbomotoren etwa seien für die Kontrollkräfte vor Ort kaum aufzuspüren - lediglich der Hersteller könne die Steuerungsgeräte auslesen. (mau) +++

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