Zwischen Bundesrat und Landesvertretung
Nach der Ahlen Wurst in die Türkei: Ein Tag mit Staatsminister Manfred Pentz
Fotos: Hendrik Urbin
19.04.2025 / BERLIN -
OSTHESSEN|NEWS trifft Manfred Pentz (CDU) zum Pressegespräch im Vorfeld des Bundesrates in der Berliner Landesvertretung. Es ist Donnerstag gegen 15:00 Uhr. Der Bundesratsminister stellt routiniert die wichtigen Themen im Bundesrat vor, geht auf hessische Interessen ein und erläutert Hintergründe und Verfahren. Das Interesse am Bundesrat ist in diesem Durchgang nicht so groß. Erst einen Tag zuvor verkündeten CDU/CSU und SPD die Einigung über den Koalitionsvertrag. Hochkonjunktur für Hauptstadtjournalisten. Meinungen einholen, 140 Seiten Text prüfen, kommentieren, kritisieren.
"Der Bundesrat ist bei jedem Gesetz mit im Spiel", erklärt uns Pentz, der seit Januar 2024 hessischer Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten sowie Entbürokratisierung ist. Er hat sich Zeit genommen, mit OSTHESSEN|NEWS noch ein weiteres Gespräch zu führen. Es gehe nicht so lebhaft wie im Deutschen Bundestag zu. So gebe es zum Beispiel keinen Beifall nach einer Rede. "Das war am Anfang ganz schön irritierend", erklärt der Vollblutpolitiker aus Groß-Zimmern. "Doch wenn man das Verfahren gut nutzt, kann man sehr viel Einfluss ausüben."
Nummernschildpflicht für Aufsitzrasenmäher?
"Da habe ich gemerkt, wie der Hase läuft", erklärt der Minister und zählt noch einige Erfolge seines erstens Amtsjahres auf. Das Verbot von Gold-Plating hätte man durchgesetzt, die Bundesregierung in einem Entschließungsantrag aufgefordert, sich gegen eine Zentralisierung des EU-Haushaltes auszusprechen. Und ganz wichtig: Er habe einen Gesetzentwurf Hessens durchgebracht, dass Unternehmen mit Dienstwagen nicht mehr regelmäßig die Führerscheine ihrer Mitarbeiter prüfen müssen. Dies, so betont Pentz sei eine Verabredung aus dem Bündnis gegen Bürokratie gewesen und zeige, "wie wichtig es ist, das Thema Entbürokratisierung mit dem Bereich Europa und Bund zu verbinden."
Veranstaltung der Stiftung "daHeim im Leben"
Pentz ist ein guter Unterhalter
Spät am Abend treffen wir ihn noch mal. Wir sitzen in einer bekannten Bar in Berlin Mitte, unweit des Gendarmenmarktes. Es ist laut. Es ist Berlin. Pentz stößt noch mal zu seiner Truppe aus Hessen. Ordnet ein, macht Späße. Er ist ein guter Unterhalter. Morgen werde er zu einem wichtigen Thema im Bundesrat reden. Es gehe um die Lehren aus dem 8. Mai 1945. War es ein Tag der Niederlage oder Befreiung? Er sagt, Geschichte wiederhole sich nicht und trotzdem könne man aus ihr lernen. Mit dem Bundesrat ist die Woche für den Politiker längst nicht vorbei. Es ist Freitag, 12.30 Uhr und der Minister kommt aus dem Bundesrat geeilt. Etwa 80 Personen erwarten ihn. Er soll in der Landesvertretung eine Vernissage eröffnen. Eine Fotoausstellung "Männer und ihre Tiere" der Künstlerin Ruth Marcus aus Hanau. Und wieder hält er sich wenig an sein Redemanuskript. Er geht auf die Männer ein, die auf den Bildern zu sehen sind. Spricht darüber, dass die Landesvertretung auch ein offener Ort ist, wo die Menschen hinkommen sollen. Kunst ist ein Stück Hessen. Die vielen Besucher nehmen diese Worte wohlwollend auf. Danach gibt es Ahle Wurst, Grüne Soße und viele weitere hessische Spezialitäten.
Dann geht es über Antalya wieder in die Heimat, nach Groß-Zimmern
Pentz erzählt uns noch von seiner anstehenden Reise in die Türkei. Die Fraport eröffne da morgen (Samstag) ein neues Terminal. In Antalya, einem der beliebtesten Urlaubsziele am Mittelmeer. Wenn große Unternehmen aus Hessen über 850 Mio. Euro im Ausland investieren, dann muss die Landesregierung das flankieren. Es ginge darum, zu zeigen, wo überall Hessen drinsteckt. Es ginge aber auch darum, bei Problemen unterstützen zu können. Er fliege deshalb direkt am Freitagabend nach Antalya und werde die Gelegenheit nutzen, auch an einer internationalen Konferenz, dem "Antalya Diplomacy Forum", teilnehmen. Acht Staats- und Regierungschefs seien da, sehr viele Außen- und Wirtschaftsminister. "Wenn wir unsere Interessen vertreten wollen, müssen wir auch auf dieser Bühne mitspielen", sagt Pentz. "Ich finde es schade, dass Noch-Außenministerien Annalena Baerbock fast ausschließlich mit dem erhobenen Zeigefinger durch die Welt gereist ist. Da ist viel Vertrauen auch unterhalb der großen Politik verloren gegangen. Mein Ziel ist, immer im Gespräch zu bleiben. In guten wie in herausfordernden Zeiten. Da habe ich keine Berührungsangst, sondern sehe das pragmatisch. Was gut für Hessen ist, wird gemacht."