Subkultur zum Knuddeln
Wenn der Busfahrer zum Tier wird: "Furries" spielen Fuchs statt Fußball
Fotos: Marius Auth
13.04.2025 / REGION -
Wenn Patrick, Eva und Tom durch die Altstadtgassen Fuldas laufen, werden sie von Rentnern gestreichelt. "Furries" verkleiden sich gern als Tiere und leben so ihre Individualität aus, jenseits von gesellschaftlichen Normen und Erwartungen. Dahinter verbirgt sich eine vielschichtige Subkultur, in der Spazierengehen ein wichtiger Bestandteil ist.
"Ohne Sex kein Furry-Nachwuchs"
Diese können in selbst kreierten "Fursonas" Gestalt annehmen, einzigartigen Charakteren mit eigenen Geschichten und Persönlichkeiten. Viele Furries drücken ihre Kreativität durch Kunstwerke, Geschichten, Musik und auch durch aufwendige Kostüme, sogenannte "Fursuits", aus. Die Ganzkörper-Fursuits von Patrick und Eva kosten 3.500 Euro und haben sogar eingebaute Lüfter, um im Innern keinen Kreislaufkollaps zu bekommen. Ein sehr eingeschränktes Gesichtsfeld unter dem Tierkopf macht es gerade bei größeren Events, bei denen die Freunde auf zwei Pfoten als Attraktion auflaufen, nötig, dass ein "Spotter" mitläuft, der Zusammenstöße vermeidet.
"Wie Sport in einer tragbaren Sauna"
Zwar hat nicht jedes Vereinsmitglied ein Kostüm, aber die demonstrativen "Walking Acts", ob im Freizeitpark, bei der Kinderfaschingsparty oder einfach in der Rhön, machen nicht nur einen erheblichen Teil des Vereinslebens aus: "Ich gehe auch gerne mal alleine im Minotaurus-Kostüm durchs Dorf. Es ist wie Sport in einer tragbaren Sauna und gutes Cardio-Training", erklärt Patrick, der gleich mehrere Tiercharaktere zum Anziehen besitzt. Anders als beim Cosplay, bei dem Charaktere aus bestehenden Medien wie Anime und Videospielen nachgebildet werden, ist der individuelle, ganz eigene Charakter für Furries wichtig: "Eine Verbundenheit mit Tieren ist Voraussetzung. Und dann sind es Charaktereigenschaften, die man hat oder gerne hätte. Mein Charakter, Peypani, ist ein Nebelparder", erklärt Eva. Wenn die grundsätzlichen Eigenschaften und das Aussehen klar sind, ist das Kostüm nicht zwingend der nächste Schritt: Viele Furries beschäftigen sich zeichnend oder schreibend mit ihren Tiercharakteren.