Die ‚Entjudung‘ von Theologie und Kirchen
Vortrag über Walter Grundmann und das Eisenacher ‚Entjudungsinstitut‘

© Alle Fotos: Jutta Hamberger, GCJZ Fulda
11.04.2025 / FULDA - Antisemitismus ist keine Erscheinung der NS-Zeit, sondern begleitet das Christentum von Anfang an. Das ist den meisten Menschen durchaus bewusst. Der Vortrag von Dr. Torsten Lattki von Deutschen Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (DKR) über das Eisenacher ‚Entjudungsinstitut‘ wurde jedoch für alle zum Blick in einen Abgrund.
Arisierung als kirchliche und religiöse Dimension
Antisemitische Codes
Lebenslänglicher Antisemit
Bei Grundmann wiederholt sich eine bittere Konstante deutscher Geschichte: Er wurde nie als Täter zur Rechenschaft gezogen, im Gegenteil, es fanden sich nach 1945 zahlreiche Entlastungszeugen. Grundmann blieb bis zu seinem Tod in Amt und Würden. Bald verfasste er wieder Kommentare, die zur Standardliteratur in der theologischen Ausbildung gehörten. Anfang der 1950er Jahre hatte er wieder Lehraufträge und wirkte als Dozent. Seine antisemitische Gesinnung jedoch legte er nie ab – zwar formulierte er vorsichtiger als in der NS-Zeit, die antijüdischen Codes aber blieben. Fast schon zwangsläufig wurde Grundmann auch IM der Staatssicherheit, und zwar aus Überzeugung. Die volle Loyalität seiner Bürger einzufordern sei schließlich das Recht jeden Staates. Und noch eine Konstante wiederholte sich: die zähe Aufarbeitung nach 1945, die viele Hindernisse und Widerstände überwinden musste. ‚Man‘ wollte es nicht wissen, sondern am liebsten alles auf sich beruhen lassen.