Fußball-Nachwuchstrainer auf großer Reise

Stiebigs wunderbare Welt des Fußballs: Thailand und Kambodscha

Für Günter Stiebigs große Leidenschaft ist ihm kein Weg zu weit.
Fotos: Privat

16.03.2025 / ALSFELD/THAILAND - Für Günter Stiebigs große Leidenschaft ist ihm kein Weg zu weit. Der Fußball führte ihn als Fan der deutschen Nationalmannschaft bereits zu unzähligen Welt- und Europameisterschaften, er reist quer durch die Kontinente und ist immer mittendrin in den Fanpulks in und neben den Stadien.



Stiebig ist allerdings viel mehr als "Intensiv-Fan": Der Alsfelder war mehr als 20 Jahre Leiter "seines" DFB-Stützpunktes, heute berät er als HFV-Mitarbeiter Vereine in den Fußballkreisen Alsfeld und Marburg und ist für die Jugendakademie von Borussia Dortmund als Scout und Coach tätig. Seit einigen Wochen ist er wieder auf großer Tour, diesmal nach Thailand und Kambodscha: halb Besuchs-Urlaub beim dort sesshaft gewordenen Vogelsberger Fußball-Globetrotter Hagen Hübner, halb Fußball.

Stiebig zieht begeistertes Zwischenfazit

Stiebig kann an keinem Trainingsplatz und an keinem Stadion einfach so vorbeigehen oder -fahren, ohne reinzuschnuppern. Wie spielen und trainieren die Vereine, wie gestalten sie die ihm so wichtige Jugendarbeit, gibt es Anregungen, die er mitnehmen kann? Für Stiebig selbstverständliche Ehrensache: vielleicht kann er auch Anregungen dort platzieren, wenn er gefragt wird. Und klar: er wird gefragt, seine Expertise ist zu offensichtlich. In einem Telefonat aus Thailand zieht Stiebig ein begeistertes Zwischenfazit.

Stiebigs ehemaliger Spieler und Stützpunkt-Trainerkollege Hagen Hübner lebt bereits seit fast 13 Jahren in Thailand. Als er im Vorjahr in seiner Heimat Kirtorf weilte, verabredeten sich Stiebig und er zum 2025er-Gegenbesuch in Asien. Hübner arbeitet als Fußball-Lehrer in einem Fußball-Internat, wo er sich um Kinder im Alter zwischen sechs und 18 Jahren kümmert, die Waise wurden oder, von den Eltern im Stich gelassen, auf der Straße leben. Finanziert wird die Youth Football Home Foundation (YFH) durch eine in 2007 vom Geschäftsmann Peter Lorenz gegründete Stiftung. 35 Jungs und 35 Mädchen lernen dort viel mehr als Fußball zu spielen.

"Ihre Disziplin und ihren Fleiß zu erleben, gleichzeitig auch wie respektvoll sie einem begegnen und wie sie in der YFH zu Selbstständigkeit erzogen werden, das hat mich absolut fasziniert und davon werde ich zu Hause noch manches mal erzählen! Essen, Tischdecken, Abräumen bis zum Bügeln ihrer Schuluniformen und sogar dem Mähen des gepflegten Rasenplatzes der Foundation - die Kinder machen das selbst. Trotz ihrer tragischen Schicksale strahlen sie Freundlichkeit aus und haben immer ein Lächeln für andere übrig, auch wenn die Verständigung nicht immer leicht war", schwärmt Stiebig. "Kein Kind käme auf die Idee, sich hier über ausgetretene Fußballschuhe zu beklagen! Ihre Leidenschaft und der Wille, immer das beste aus der Situation zu machen, sind viel größer. Davon könnte sich auch in unseren Breitengraden so mancher kleine und große Kicker eine Scheibe abschneiden."

Trainerjobs enden in Thailand noch kurzfristiger

Nach seinem Aufenthalt in Phuket knüpfte Stiebig Kontakte zu Pattaya United, einem 2. Ligisten, und konnte dort etwa 14 Tage lang die Trainingseinheiten beobachten. Unter der Leitung des deutschen Trainers Dennis Amato erhielt er wertvolle Einblicke in den professionellen Fußballbetrieb in Thailand. Die Trainingseinheiten finden entweder früh am Morgen oder am späten Nachmittag statt, und Stiebig führte interessante Gespräche mit den Coaches und Spielern. Er konnte das Niveau des dortigen Profifußballs und dessen Herausforderungen kennenlernen. Trotz der schlechten Platzverhältnisse, die manchmal ein Training im Stadion unmöglich machen, war Stiebig dankbar für die Möglichkeit, hinter die Kulissen zu blicken und die Mentalität sowie die Probleme des Vereins zu verstehen. Dass Trainerjobs in Thailand häufig noch kurzfristiger enden als in Deutschland, konnte Stiebig live erleben: ein weiterer Trainingsbesuch bei Amato entfiel, weil der Besitzer des Clubs, ein örtlicher Logistik- und Speditionsunternehmer, ihn von seinen Aufgaben entbunden hatte.

Von Kambodscha geht’s zurück nach Pattaya

Nach einigen Tagen Pause machte sich Stiebig auf den Weg nach Siem Reap in Kambodscha. Dort stand der Besuch der berühmten Tempelanlage Angkor Wat ebenso auf dem Programm wie das Jugendtraining bei Tiger Siem Rep, das er mitgestalten konnte. Eine echte Herausforderung ist die Hitze: Training bei 40 Grad morgens ab 8 Uhr oder nachmittags ab 16 Uhr, als Mahlzeit eine Schüssel Reis – Meckern Fehlanzeige!

Bis Ende März verweilt Stiebig nun noch in Pattaya, wohin am kommenden Wochenende nicht nur Hagen Hübner, sondern auch ein weiterer Vogelsberger hinzustoßen wird: der Trainer der FSG Kirtorf, Jan Krätschmer, der dort seinen 45. Geburtstag feiern wird. Wir erinnern uns: Krätschmer hatte unter großer überregionaler Medienaufmerksamkeit vor zwei Jahren das FSG-Wintertrainingslager in Pattaya organisiert (Vogelsberger A-Ligist fliegt ins Trainingslager nach Thailand).

Ende März wird für den bestens vernetzten Stiebig, dem sich so manche Tür öffnet, die anderen verschlossen bleibt, eine überaus spannende und bereichernde Reise zu Ende gehen. Die heimische Fußballwelt, in die er als HFV-Berater sowie als Teil der BVB-Academy zurückkehren wird, werden garantiert davon profitieren. (goa)+++

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