Eröffnung
Ein erster Rundgang durch die neuen Ausstellungen der Kunststation

Fotos: Hanswerner Kruse
12.03.2025 / HOFBIEBER - Am Sonntag wurden drei neue Frühjahrs-Ausstellungen in der Kunststation in Kleinsassen (Hofbieber, Landkreis Fulda) eröffnet, dazu eine kleinere Werkschau im Studio.
Eigentlich ist die Ausstellung "Gegenüber mittendrin" in zwei großen Hallen eine Doppelausstellung. Doch die Arbeiten des Holzbildhauers Frank Leske und des vielseitigen Malers Emil Sorge passen derartig gut zusammen, dass sie in zwei Sälen miteinander kommunizieren können und doch jeweils für sich wirken.
Reliefbilder keine Druckstöcke
Am ersten Eingang zu den Hallen, gegenüber der Treppe, trifft man sogleich auf zwei riesige, eigenartig anmutende Objekte von Emil Sorge. Zunächst fallen bei den beiden lichtdurchfluteten "Wimmelbildern" die Fragmente auf, bevor wir städtische Strukturen erkennen. In diesem Fall vom indischen Delhi, wie wir vom Etikett erfahren. Beim genauen Betrachten wird deutlich, dass das linke, zunächst ins Auge fallende Bild ein hölzernes, teils eingefärbtes Relief ist. Das Bildnis an der anwinkelnden Wand gibt dessen Motive spiegelverkehrt wieder.Durchleuchtete Figuren
Zwischen den Arbeiten Sorges treffen wir beim Rundgang auf die großen hölzernen Figuren und Köpfe des Kettensägen-Bildhauers Frank Leske: "Gegenüber und mittendrin", wie die Doppelausstellung ja heißt. Es gibt genügend Raum, sodass die Skulpturen den Blick auf die Gemälde nicht stören. Und sie sind so großzügig angeordnet, dass man um sie herumgehen kann. Bei Plastiken ist das immer nötig, doch hier ist es besonders wichtig. Denn die Objekte sind aufgrund der Sägetechnik des Künstlers immer wieder lichtdurchlässig. Je nach Perspektive wirken sie mal massiv und düster, mal wie durchleuchtet.Sehnsuchtsorte zum Meditieren
Völlig andere Wege geht der Spanier Jaime Sicilia aus Madrid, der zur Vernissage mit seinem Berliner Galeristen angereist war. Seine farbkräftigen Gemälde wirken - zunächst - wie Landschaften oder gelegentlich wie Naturereignisse. Doch der Künstler arbeitet nicht nach der Natur, schafft keine Nachahmungen oder abstrahiert nicht die vorgefundene Realität. Im Gespräch erzählen er und sein Galerist, dass es magische Momente im Naturerleben gibt, in denen man sich auflöst und mit seiner Umwelt gleichsam vereinigt. Diese Situationen, diese vom Künstler erlebten Momente, hält er in seinen Bildern fest, die dadurch von den Betrachtern nachempfunden werden können. Fast vermisst man in dem Saal Meditationskissen, auf denen man sitzend eine Zeitlang mit seinen Sehnsuchtsorten verschmelzen kann."Sich sammeln" im Studio
"Sich sammeln" (Titel), will die Künstlerin Patricia Schellenberger in ihrer Studioausstellung. Hier in dem kleinen Saal der Kunststation hat sie gesammelte Arbeiten aus den letzten Jahren zusammengetragen, etwa ihre kugelige "Brillenskulptur" aus 734 zusammengesteckten Brillen oder "unartige Stickereien." Eine trägt den Titel "Vollendete Nutzlosigkeit" und stellt sowohl das Sammeln infrage, bestätigt aber auch seinen Sinn. Zahlreiche bildnerische Notizen, Wortspiele oder aufgeschriebene Ideen hat die Künstlerin in den letzten Jahren auf gleichgroßen Zetteln gesammelt und zur Seite gelegt. Hier im Studio provozieren sie Nachdenklichkeit oder Widersprüche bei den Betrachtern: "Man muss das Lassen wollen" oder "Zeichen tun so hilfsbereit, nehmen aber Handlungsspielraum."Für die Besucher hat die Künstlerin einen Rundgang durch ihren Raum kommentiert, das Papier liegt als Kopie zum Mitnehmen aus. Eine gute Idee, denn ihre Installation ist eine große Herausforderung für das Publikum. Man kann nicht durch das Studio hasten und das Gesehene schnell abhaken. Schellenberger fordert, ja zwingt die Besucher zur Auseinandersetzung. Darum ist die "Brillenskulptur" vielleicht auch metaphorisch gemeint: Im Geiste nimmt man eine Brille und betrachtet oder hinterfragt intensiver, was einem in ihrer Ausstellung ins Auge fällt.
Service
Jaime Sicilia, Frank Leske & Emil Sorge bis 1. Juni 2025Patricia Schellenberger bis 25. April 2025
Öffnungszeiten bis 29. März von Do. bis So. 13 - 17 Uhr
Ab 30. März Di. bis So. und an Feiertagen von 13 - 18 Uhr www.kunststation-kleinsassen.de. (Hanswerner Kruse) +++