WJ-Kreissprecher im Interview
"Paradigmenwechsel werden regionalen Mittelstand stark beeinflussen"

Sebastian Steuer ist seit Januar Kreissprecher der Wirtschaftsjunioren Fulda
Fotos: Eduard Reinhardt
08.03.2025 / FULDA -
Ein Jahr Zeit haben Kreissprecher der Wirtschaftsjunioren, um thematisch eigene Schwerpunkte zu setzen, damit junge Führungskräfte und Unternehmer besser vorbereitet werden auf kommende Herausforderungen. Sebastian Steuer hat im Januar das Zepter in Fulda übernommen. Auf seiner Agenda stehen Resilienz und Innovation für 2025.
Der 34-Jährige ist erst im Mai 2020 nach Fulda gekommen und hat vorher in München vier Jahre als externer Projektmanager für ein Beratungsunternehmen gearbeitet, davor Betriebswirtschaftslehre in Bayreuth und Regensburg studiert. Die Liebe brachte Steuer von der Metropolregion in die Provinz - Ehefrau Kathrin stammt aus Fulda. Auch sonst hat das Arbeiten in der Barockstadt Vorzüge: "Der erste Eindruck damals war: was für eine schöne kleine Stadt. Und vor allem was für kurze Wege. Ich war in München teilweise eine Stunde unterwegs zur Arbeit. Und die wunderschöne Rhön rundherum, viele Freizeitmöglichkeiten. Und natürlich die niedrigen Lebenshaltungskosten, gerade im Vergleich zu München."
Gemeinsam Probleme lösen
Als Abteilungsleiter für Projektmanagement und Qualitätswesen bei der TECLAC Werner GmbH, dem Spezialisten für lackierte Kunststoffoberflächen in der Automobilzulieferindustrie im Technologiepark Fulda, ist Steuer zuständig dafür, dass Projekte, etwa Türaußengriffe für Autos, in bestimmter Zeit, zu bestimmten Kosten und in bestimmter Qualität, erfolgreich abgeschlossen werden. Im Jahr 2021 ist Steuer zu den Wirtschaftsjunioren Fulda gestoßen, auch um Kontakte in der neuen Heimat zu knüpfen: "Ich bin inzwischen auch im Elferrat der Fuldaer Karnevals-Gesellschaft. Das Interesse für den Karneval kommt nicht nur aus meiner ursprünglichen Heimat Köln - mein Schwiegervater Stephan Wagner war früher selbst FKG-Prinz."
Die Wirtschaftsjunioren, die bei der jeweiligen Industrie- und Handelskammer angesiedelt sind, sollen Führungskräften und Unternehmern aus der Region, die noch keine 40 Jahre alt sind, nicht nur das Netzwerken erleichtern, sondern auch betriebliche Erfahrungen austauschen helfen: Betriebsbesichtigungen vor allem bei Industrieunternehmen sind ebenso gefragt wie Workshop von Moderation bis zur Persönlichkeitsentwicklung. "Gerade in letzter Zeit steigen viele aus dem Startup-Bereich bei uns ein. Es ist einfacher, Probleme gemeinsam zu lösen - und wir sind sehr branchendivers aufgestellt bei 210 Mitgliedern. Alles in allem bietet die Mitgliedschaft einen echten Mehrwert, auch wenn es um die Bewältigung von Herausforderungen geht, die alle gleichermaßen betreffen."
Familiengeführte Unternehmen als Vorteil
Nicht nur die zentrale Lage in Deutschland, sondern auch den gewachsenen Mittelstand mit vielen familiengeführten Unternehmen sieht Steuer als Vorteil der Region. Die Energieintensität und starke Abhängigkeit von der Verbrennertechnologie bei Automobilzulieferern als Herausforderung: "Die Paradigmenwechsel, die anstehen, werden auch den Mittelstand in Fulda stark beeinflussen. Die Welt ist gerade sehr schnell unterwegs und schwer zu fassen.
Ich habe als mein Motto für dieses Jahr nicht zuletzt 'Chancen im Wandel' gewählt, um Innovation, Nachhaltigkeit und Resilienz in den Fokus meiner Arbeit zu stellen: Es gilt, Unternehmen und junge Unternehmer auf die Zukunft vorzubereiten, nicht nur in den Bereichen Digitalisierung und Automatisierung. Deswegen ist die Anbindung an die Hochschule Fulda so wichtig: Wir hatten neulich ein Speed-Dating für Nachwuchstalente, wo schnell herausgefunden werden konnte, was das Unternehmen und was der Bewerber braucht. Was die Internationalität betrifft, ist Fulda leider noch nicht so gut aufgestellt: Internationale Studierende an unserer Hochschule, die man hier an die Region binden will, müssen in den Unternehmen Englisch sprechen können." (mau) +++