Der Stadtpfarrer bei O|N
Impuls von Stefan Buß: Die Turmbauten von Babel heute

Archivfoto: O|N/ Carina Jirsch
12.03.2025 / FULDA -
Der Wunsch, immer höher hinauszuwollen, ist tief im Menschen verwurzelt. Schon in Babel versuchte die Menschheit, ihre eigene Größe zu demonstrieren, unabhängig von Gott. Dieses Streben zeigt sich bis heute: Große Herrscher, mächtige Staaten, ehrgeizige Ideologien – immer wieder erheben sich Menschen, um ihre eigenen "Türme" zu bauen.
Auch in anderen Ländern erheben sich Anführer, die sich selbst als unfehlbar sehen und ihre eigenen Namen verewigen wollen. Doch die Geschichte von Babel zeigt uns: Gott lässt nicht zu, dass menschliche Hybris ungehindert wächst. Wo der Mensch sich überhebt, greift Gott ein.
Diese Verwirrung ist nicht nur ein Zufall der Geschichte, sondern ein Spiegel unseres Hochmuts. Wer sich selbst an die Stelle Gottes setzt, wird letztlich in Chaos und Zerfall enden. Die Antwort der Bibel ist klar: Nein. Kein Reich, das auf Hochmut und Selbstüberhebung gebaut ist, kann auf Dauer bestehen. Das Römische Reich, das Dritte Reich, die kommunistischen Diktaturen – sie alle haben ihre Türme gebaut, doch keiner hat die Zeit überdauert.
Gottes Plan ist ein anderer: Nicht menschliche Größe, sondern Demut und Vertrauen auf ihn sind der Schlüssel zum Segen. Jesus Christus zeigt uns den Weg: Nicht durch Macht und Kontrolle, sondern durch Liebe und Hingabe werden wir wahrhaft groß.
Doch die Bibel bleibt nicht bei der Sprachenverwirrung stehen. An Pfingsten (Apostelgeschichte 2) geschieht das Gegenteil von Babel: Der Heilige Geist kommt über die Jünger, und plötzlich verstehen sich Menschen aus allen Nationen. Wo Babel Spaltung brachte, bringt der Geist Gottes Einheit.
Das bedeutet für uns heute:
Unsere Hoffnung liegt nicht in menschlicher Macht, sondern in Gottes Geist. Statt Türme für unser eigenes Ego zu bauen, sollten wir Brücken der Verständigung schaffen.Nur durch Demut, Wahrheit und Liebe, Menschenwürde, Nächstenliebe und Einsatz für die Demokratie können wir die Spaltungen unserer Zeit überwinden. Die Geschichte vom Turmbau zu Babel ist heute aktueller denn je. Menschen bauen wieder an großen Türmen, aber Gott wird sie nicht bestehen lassen. Unsere Aufgabe ist es, nicht auf die Türme dieser Welt zu setzen, sondern auf das Reich Gottes, das in Liebe und Wahrheit gegründet ist. Möge Gott uns die Weisheit schenken, die Zeichen der Zeit zu erkennen und auf ihn zu vertrauen. (Stefan Buß) +++