Durch gemeinsamen Einsatz
Gelungene Inklusion: 18-Jähriger ist feste Größe im Lager des Klinikum Fulda
Fotos: Agentur für Arbeit Bad Hersfeld-Fulda
08.03.2025 / FULDA - In die Augen seines Gegenübers zu schauen, fällt Fabian Bleuel nicht leicht. Durch eine angeborene Augenkrankheit pendeln seine Augen hin und her. Fixierung ist fast unmöglich. Doch so wenig Kontrolle der 18-Jährige über seine Sicht ausüben kann, umso fokussierter geht er seinen Weg im Beruf an. Seit Mitte vergangenen Jahres absolviert der junge Mann eine Ausbildung zum Fachlageristen im Klinikum Fulda.
Zusammen mit seinen Kollegen ist er Herr über mehr als 40.000 Artikel im Zentrallager – und beweist: Aktiver Teil der Arbeitswelt sein, das funktioniert auch sehr gut mit einer Schwerbehinderung. Täglich kommissioniert er hunderte von Artikeln und verschickt diese in 40 Containern pro Tag über eine automatisierte Warentransportanlage an die unterschiedlichen Abteilungen des Krankenhauses der Maximalversorgung. Vom Mineralwasser und Toilettenpapier über Verbandsmaterial und Schutzkleidung bis zu Spritzen und wertvollen Herzklappen, wandert alles durch seine Hände.
Bis der junge Mann aus Hofbieber, der sich in seiner Freizeit auf dem elterlichen Bauernhof gerne um Hühner, Katzen und die Pferde Ludwig und Max kümmert, seine berufliche Karriere im Klinikum starten konnte, hatte er bereits einen anstrengenden Weg zurückgelegt. Geboren mit dem Augenleiden Nystagmus und einer Lippen-Gaumen-Spalte, hinzu kamen Probleme mit der Niere, jahrelange Dialyse, in 2011 ein Spenderorgan und lange Wege in die Schule für Sehbehinderte in Homberg/Efze.
Dass dies gelang, ist dem Zusammenspiel mehrerer Netzwerkpartner und günstiger Faktoren zu verdanken: der Initiative von Monika Krebs, Vermittlerin in der Agentur für Arbeit in Fulda, und der Schwerbehindertenvertretung des Klinikums Fulda, Alice Burkard; dem Team Ausbildung des Klinikums mit dem Ziel, einen Ausbildungsplatz "maßzuschneidern"; dem technischen Beratungsdienst der Arbeitsagentur, der unterschiedliche Hilfsmittel wie eine Lupe und eine Vergrößerungssoftware mit Vorlesesystem zur Verfügung stellt.
Die größte Stütze ist seine Familie ("Meine große Schwester arbeitet auch am Klinikum, im MVZ Osthessen. Sie nimmt mich mit zur Arbeit, oder meine Mutter fährt mich."), aber auch die Lehrer der Berufsschule ("Ich rede viel mit ihnen und empfinde den Kontakt als sehr positiv.") und seine Kollegen ("Alle waren von Anfang an nett, verständnisvoll und lustig. Ich fühle mich sehr gut eingebunden.").
Der Erfolg gibt ihm Recht: Trotz Bedenken, dass es in der Berufsschule schwierig werden könnte, erzielte der Auszubildende zum Halbjahr Zweier und Dreier und weiß: "Wenn das so bleibt, hänge ich an die zweijährige Ausbildung ein Jahr dran und bin dann Fachkraft für Lagerlogistik!"
"Dieses tolle Beispiel zeigt, dass Menschen mit Behinderung ebenso leistungsfähig sind wie Menschen ohne Behinderung. Sie sind motiviert, erbringen gute Leistungen, bereichern die Belegschaft, bringen uns als Arbeitgeber weiter. Darum ermutige ich alle Arbeitgeber, dieses Arbeitskräftepotential zu nutzen und gemeinsam mit uns Lösungen zu entwickeln und umzusetzen", erklärt Matthias Dengler, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bad Hersfeld-Fulda. (mp/ pm) +++