Bei Verdacht in die Uniklinik Frankfurt
Kann in Osthessen kein Labor bei Verdacht auf K.o.-Tropfen testen?
Symbolbild: pixabay
28.02.2025 / REGION -
"Ich bin halbnackt in einem fremden Bett aufgewacht und wusste nicht, wie ich da hingekommen bin und was passiert ist - ich hatte einen kompletten Filmriss", beschreibt ein Mädchen ihre entsetzliche Erfahrung mit K.-o.-Tropfen. Der spendierte Aperol Spritz war offenbar damit präpariert worden. Erst habe sie sich ganz euphorisch gefühlt, dann heftig geflirtet - was anschließend passiert ist, weiß sie nicht mehr. Der Gedanke, dass sie jemand in diesem Zustand gefilmt haben könnte, ist grauenhaft. Was ist in einer solchen Situation zu tun?
Der Karnevalsverein Magdlos berichtete im Januar davon, dass vier Gardemädchen im Krankenhaus gelandet sind, nachdem mutmaßlich K.-o.-Tropfen am Magdloser Frauenfrühschoppen im Einsatz waren (wir berichteten). Die Polizei in Osthessen äußerte sich zu den Vorfällen mit folgendem Appell: "Wenn der Verdacht besteht, dass man K.-o.-Tropfen verabreicht bekommen hat, sollte sich die Person umgehend in einem Krankenhaus vorstellen, so dass dort die notwendigen medizinischen Feststellungen getroffen werden können. Zudem sollte Anzeige bei der Polizei erstattet werden, damit alle notwendigen Ermittlungsmaßnahmen ergriffen werden können."
Auf die Nachfrage von OSTHESSEN|NEWS lassen Frau Priv.-Doz. Dr. Heike Weißer (Direktorin des Instituts für Laboratoriumsmedizin) und Sabrina Sauthoff (Direktorin der Zentralen Notaufnahme) vom Klinikum mitteilen, dass K.-o.-Tropfen im Blut für ca. 5 - 8 Stunden und im Urin für ca.12 Stunden nachweisbar sind. Danach wird GHB abgebaut (metabolisiert) und ist daher dann nicht mehr nachweisbar. Aufgrund der kurzen Halbwertszeit sei die Aussagekraft des fehlenden Nachweises stark eingeschränkt. Benzodiazepine und Barbiturate könnten im Institut für Laboratoriumsmedizin des Klinikums im Serum und im Urin als Screeninguntersuchung bestimmt werden.
Dem Giftnotruf in Mainz liegt keine Liste vor mit Krankenhäusern, die auf K.-o.-Tropfen, speziell GHB und GBL testen. Allerdings könne, so der Giftnotruf im Einsatzfall der behandelnde Arzt Proben asservieren und entscheiden, wo und wie diese analysiert werden sollen. Dafür zuständig seien die jeweiligen rechtsmedizinischen Institute. Dorthin sollte man sich im Verdachtsfall wenden, um eine vollständige, gerichtsverwertbare Beweismittelsicherung durchführen lassen. Die nächste Anlaufstelle ist also erst am Uniklinikum in Frankfurt.
Im Notfall ist umgehend ein Arzt aufzusuchen oder bei Lebensgefahr der Notruf 112 zu wählen. Potenziell Geschädigte werden gebeten, sich an das Polizeipräsidium Osthessen unter Telefon 0661/105-0 oder jede andere Polizeidienststelle zu wenden. (ab/ci)+++
Symbolbild: pixabay
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