Mutmaßlicher Anschlag
Viele offene Fragen - Verdächtiger vor Ermittlungsrichter
Foto: Matthias Balk/dpa
14.02.2025 / MÜNCHEN -
München unter Schock - ein Auto rast in eine Demo, es gibt viele Verletzte. Welches Motiv hatte der Tatverdächtige, ein 24-jähriger Afghane? Kanzler Scholz versichert, ihn abschieben zu wollen.
Die bayerische Landeshauptstadt München steht unter Schock - und sucht nach Antworten darauf, warum ein Mann mit einem Auto in der Innenstadt in einen Demonstrationszug gerast ist. Mindestens 30 Menschen wurden dabei am Donnerstag verletzt, einige von ihnen schwer.
Scholz verspricht schnellere Abschiebungen
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) äußerte sich bestürzt über die Tat und versprach, den Mann schnell in sein Heimatland abschieben zu wollen. «Wer hier keine deutsche Staatsangehörigkeit hat und Straftaten dieser Art begeht, der muss auch damit rechnen, dass wir ihn aus diesem Land wieder zurückbringen, wegbringen und ihn abschieben», sagte Scholz am Donnerstagabend in der ZDF-Sendung «Klartext».Aufenthaltserlaubnis seit 2021
Am Tattag hatte es zunächst Unklarheiten über den Aufenthaltsstatus des Tatverdächtigen gegeben. Am Abend kristallisierte sich heraus: Der junge Afghane hatte nach Worten von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) einen gültigen Aufenthaltstitel und eine Arbeitserlaubnis. «Damit war der Aufenthalt des Täters bis zum heutigen Tage nach gegenwärtigem Erkenntnisstand absolut rechtmäßig.»Deshalb habe es zunächst auch ein Missverständnis gegeben, eben weil der Mann in mehreren Ladendiebstahlprozessen aufgetreten sei. «Er war nicht selbst Tatverdächtiger, sondern er war Zeuge», stellte Herrmann klar.
Mann überholte Polizeiwagen
Nach Polizeiangaben spielte sich der mutmaßliche Anschlag am Donnerstag so ab: Gegen 10.30 Uhr fuhr der Mann zunächst hinter der Demo her, überholte einen Polizeiwagen, der die Gruppe absichern sollte, beschleunigte - und fuhr in das Ende des Demozugs, zu dem mehrere Menschen auch ihre kleinen Kinder mitgebracht hatten. Die Polizei schoss in Richtung des Verdächtigen und nahm ihn fest.Die Demonstration hatte Verdi organisiert - im Rahmen der Warnstreiks im öffentlichen Dienst. Laut Polizei waren 1.500 Menschen unterwegs zur Schlusskundgebung am Königsplatz, als das Auto in die Menge raste. Die Gewerkschaft wollte ihre für heute geplanten Veranstaltungen in Bayern nicht absagen.
Am Donnerstagabend waren am Tatort Blumen abgelegt und Kerzen entzündet worden. Das Tatfahrzeug wurde mit einem Abschleppwagen abtransportiert. Bis in die Nacht hinein waren Kräfte der Spurensicherung und des Landeskriminalamts im Einsatz.
Heute soll in München die Sicherheitskonferenz beginnen - unweit des Tatorts. Ob es konkrete Auswirkungen auf die Zusammenkunft der mehr als 60 Staats- und Regierungschefs gibt, war zunächst unklar. (dpa)+++