Christiane Tietz übernimmt
Vogelsberger Volker Jung legt sein Amt als Kirchenpräsident nieder
Fotos: EKHN
27.01.2025 / WIESBADEN -
16 Jahre lang stand Volker Jung (65 Jahre alt) als Präsident an der Spitze der Evangelischen Kirche von Hessen und Nassau. Jetzt legte er sein Amt nieder. In einem feierlichen Gottesdienst in Wiesbaden wurde Christiane Tietz (57 Jahre alt) als neue Kirchenpräsidentin eingeführt.
Der Gottesdienst wurde am Sonntag ab 11 Uhr LIVE im hr-fernsehen übertragen.
Vor seiner Entpflichtung wurde Jung gewürdigt für sein Engagement als leidenschaftlicher Theologe und zugewandter Kirchenpräsident der EKHN und auch für sein Wirken in der EKD. Jung dankte seinen Wegbegleitern und betonte, wie wichtig ihm die Vielfalt der EKHN, die Zusammenarbeit in der EKD und die enge ökumenische und interreligiöse Anbindung gewesen seien und blieben. "Ich bin dankbar, dass Gott mir die Kraft für meinen Dienst gegeben hat", sagte Jung abschließend.
Tietz war Ende September 2024 mit großer Mehrheit von der Kirchensynode der EKHN im ersten Wahlgang gewählt worden. Die 1967 in Frankfurt am Main geborene Theologin kehrt zurück nach Darmstadt aus Zürich, wo sie zuletzt Ordentliche Professorin für Systematische Theologie an der Universität Zürich war.
Tietz: Mut haben, kontroverse Themen zu besprechen
Nach ihrer Einführung durch Fehrs ermutigte Tietz in ihrer Predigt dazu, über Religion und Politik zu sprechen: "Ich wünsche mir, dass wir uns trauen, darüber zu sprechen, was Glaube für uns bedeutet, wo er uns stützt und Kraft gibt, aber auch, wo wir zweifeln. Ich will mich im neuen Amt weiter von der guten Nachricht der Nähe Gottes tragen lassen. Und ich möchte ins Gespräch kommen und erfahren, wie das bei anderen ist. In solchen Gesprächen liegt für mich ein Schlüssel für die Zukunft der Kirche."Hessischer Ministerpräsident Boris Rhein würdigt den Amtswechsel
Boris Rhein (CDU), Ministerpräsident von Hessen, wünschte der neuen Kirchenpräsidentin viel Kraft für ihre neue Aufgabe und Gottes Segen. "Professorin Christiane Tietz ist die erste Frau, die von der Kirchensynode ins Amt gewählt wurde. Sie ist eine herausragende Theologin, die beeindruckende Weltoffenheit und Internationalität mitbringt und zugleich fest in der Gemeindearbeit verwurzelt ist", sagte der Ministerpräsident und verwies darauf, dass die gebürtige Frankfurterin die Leitung der EKHN in einer Zeit übernehme, in der die Gesellschaft durch Unsicherheit und Krisen vor großen Herausforderungen stehe. "Ich freue mich darauf, die von Vertrauen geprägte Zusammenarbeit des Landes Hessen und der EKHN mit Frau Professorin Tietz weiterzuführen und gemeinsam Lösungen für die drängenden Fragen unserer Zeit zu finden. Ich bin überzeugt, Frau Professorin Tietz wird die Kirche mit ihrer Persönlichkeit prägen und in eine gute Zukunft führen. Sie und ihre Kirche werden die künftige Entwicklung unserer Gesellschaft kritisch begleiten und konstruktiv mitgestalten." Gemeinsam für Toleranz, Respekt und Dialog eintreten
"Unsere Gesellschaft steht vor großen Herausforderungen. Gerade in einer solchen Zeit ist es wichtig, dass wir alle gemeinsam für Toleranz, Respekt und Dialog eintreten. Die Kirchen sind dabei wertvolle Partner, die Brücken bauen und den interkulturellen Dialog fördern. Wir brauchen die Stimme der Kirche – ihren Blick auf das Wesentliche, das Gebot der Nächstenliebe aus der jüdisch-christlichen Tradition und ihren Einsatz für gegenseitige Achtung und eine menschenwürdige Gesellschaft. Die Landesregierung wird weiterhin vertrauensvoll mit den Kirchen zusammenarbeiten, um gemeinsam ein Klima des Miteinanders zu schaffen, das auf Verständnis und Solidarität basiert", sagte Ministerpräsident Boris Rhein am Sonntag in der Lutherkirche in Wiesbaden.Grußworte hielten neben Rhein auch Georg Bätzing, Bischof von Limburg, und Beate Hofmann, Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck. Unter den Gästen waren auch die pfälzische Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst, der rheinische Präses Thorsten Latzel, die Präses der EKD-Synode Anna-Nicole Heinrich und der frühere EKD-Ratsvorsitzender Heinrich Bedford-Strohm.