Alleskönner Wasserstoff?

4. Klima- & Energiestammtisch auf dem Hochschul-Campus

Sebastian Müller (rechts) und Frederik Schmitt, CDU Kreisvorsitzender (links) zusammen mit Lukas Böhning, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik der Hochschule Fulda mit einem Modell des Wasserstoffcontainers, der auf dem Hochschul-Campus steht.
Fotos: Eduard Reinhardt

09.01.2025 / FULDA - Der CDU-Landtagsabgeordnete Sebastian Müller (Wahlkreis 15, Fulda II) hat zum 4. Klima- & Energiestammtisch nach Fulda geladen. Rund 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind seiner Einladung auf den Hochschul-Campus gefolgt. Im Mittelpunkt stand dies Besichtigung des Wasserstoffcontainers der Hochschule Fulda sowie eine Diskussion zum Thema Wasserstoff und welche Chancen er für eine zukünftige Energieversorgung bietet.



Beim 4. Stammtisch in Fulda auf dem Hochschul-Campus wurden die Besucherinnen und Besucher fachkundig geführt und informiert von Lukas Böhning, Mitarbeiter von Professor Dr. Ulf Schwalbe und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik der Hochschule Fulda. Er erläuterte anschaulich die Einsatzmöglichkeiten von Wasserstoff im Gebäudesektor (siehe Hintergrund). Professor Schwalbe leitet am Fachbereich die Forschungsgruppe Elektromobilität und erneuerbare Energien.

Hintergrund: Wasserstoffcontainer seit Sommer 2023 in Betrieb

Im Sommer 2023 wurde am Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik der Hoch-schule Fulda ein Energieversorgungssystem für Gebäude in einem Container in Betrieb genommen. Er enthält die gesamte Gebäudetechnik für eine ganzheitliche Energieversorgung mit Wärme und Strom auf Wasserstoffbasis. Dazu gehören neben einem Photovoltaik-Wechselrichter, einer Batterie und einer Wärmepumpe auch Niederdruck- (ca. 20 bar) und Hochdruckpufferspeicher (ca. 300 bar), eine Wasserstoff-Elektrolyseeinheit plus Speicher sowie einen Kompressor plus Brennstoffzelle.

Die Hochschule Fulda arbeitet an einer Energiemanagementlösung, die regenerative Energieerzeugung, Energiespeicherung, Elektromobilität und Gebäudeenergie für Heizung und Kühlung energieoptimal kombiniert und regelt. Lukas Böhning: "Das System ist in der Lage, die verschiedensten Anwendungsszenarien im Bereich der Gebäudeenergieversorgung durchzuspielen und dabei aufzeigen, wie Energie möglichst effizient und kostengünstig und ohne größere Energieverluste zwischengespeichert werden kann." Aktuell sind die Investitionskosten für den Einsatz im Gebäudesektor aber noch nicht wirtschaftlich.

Überschüssige Energie speichern & abgeben

Und so funktioniert es: überschüssige Energie aus regenerativen Quellen wie Wind oder Sonne wird im Gebäudeenergiesystem gespeichert und nach Bedarf wieder abgeben. So werden die natürlichen Schwankungen erneuerbarer Quellen ausgeglichen. Energie wird dann gespeichert, wenn im Sommer zu viel Strom im Netz verfügbar ist. Wenn hingegen im Winter zu wenig Energie vorhanden ist, wird keine Energie aus dem Netz gezogen. Der Vor-teil: auf diese Weise wird ganzjährig eine zuverlässige Energieversorgung gewährleistet. Zu-dem wird Energie aus fossilen Trägern wie Kohle, Erdöl und Erdgas ersetzt.

Alleskönner Wasserstoff?

Wasserstoff ("H2") ist das kleinste und häufigste Element des Universums. Anders als auf der Sonne oder auf anderen Planeten kommt das farb- und geruchslose Gas auf der Erde fast ausschließlich in gebundener Form vor. Es steckt in fossilen Rohstoffen wie Erdgas und Erdöl sowie in über der Hälfte aller bekannten Mineralien. Wasserstoff ist auf der Erde vor allem in H2O, also in Wasser, gebunden.

Verschiedene Techniken und Strompreis

Lukas Böhning griff in der Diskussion die Fragen der Teilnehmer auf und erklärte, dass es seitens der verfügbaren Technik mehrere Möglichkeiten gebe, Wasserstoff zu produzieren. Neben der Gewinnung aus Erdgas und aus der Elektrolyse (Aufspaltung von Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff) bietet sich z.B. auch Solartechnik an. Bei Anlagen in Nordafrika mit ihren sehr hohen Temperaturen könne man ebenfalls Wasserstoff gewinnen. Zudem wies er darauf hin, dass gegenwärtig rund 30 bis 40 Prozent des Wasserstoffbedarfes in Deutschland im Inland produziert werden.

Der wissenschaftliche Mitarbeiter an der Hochschule Fulda wünschte sich in punkto Strompreise mehr Variabilität bei den starren Bestandteilen des Strompreises. Während dieser an Börsen gehandelt werde und entsprechenden Schwankungen unterliege, sei es für die Zukunft notwendig, auch bei den starren Preisbestandteilen des Gesamt-Strompreises flexibler zu werden, damit der Stromkunde auch hier von niedrigeren Kosten profitiere – ein wichtiger Aspekt, den Sebastian Müller in die politische Diskussion einbringen will.

Wasserstoff-Kernnetz: Ein Plus für die Region Fulda

Sebastian Müller hob in der Diskussion hervor, welch hohe Bedeutung Wasserstoff für die Region Fulda hat, die durch einen hohen Energieverbrauch gekennzeichnet ist. So sehen ortsansässige Firmen eine gute Möglichkeit, fossile Energieträger wie Erdgas mittel- und langfristig durch Wasserstoff ersetzen zu können. Dabei bezog er sich auch auf Planungen zum Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur, zu der die Planung und Errichtung eines Wasserstoff-Kernnetzes gehört. Sebastian Müller: "Mit dem Wasserstoff-Kernnetz sollen derzeit bekannte große Verbrauchs- und Erzeugungsregionen für Wasserstoff in Deutschland erreicht und so zentrale Standorte – wie große Industriezentren, Speicher, Kraftwerke und Importkorridore – angebunden werden." Hierbei setzt Sebastian Müller auf eine enge Kooperation von Politik, ortsansässigen Firmen und Forschung (Hochschule Fulda). (mp/pm) +++

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