Das sagen Menschen aus Politik und Wirtschaft
Nach geplanter Schließung von Mehler Texnologies: Stimmen aus der Region
Fotos: Maurice Schumacher
09.01.2025 / FULDA -
Die Nachricht schockiert die Region! Nachdem vor einem Jahr die Schließung der Gummiwerke in Fulda bekannt wurde, ist nun auch bei Mehler Texnologies die Schließung am Standort Fulda geplant. OSTHESSEN|NEWS hat bei Menschen aus Politik und Wirtschaft nachgefragt, was das für den Wirtschaftsstandort Fulda bedeutet und wie es jetzt weitergehen könnte.
Michael Konow, Geschäftsführer der IHK Fulda:
Er erfuhr von der Schließung des Standortes über die versendete Pressemitteilung. "Die Nachricht hat mich geschockt und betroffen gemacht, besonders auch für die fast 200 Menschen, die ihren Job verlieren werden", sagt er. Für den Wirtschaftsstandort Fulda sei das eine katastrophale Nachricht. "Mit der geplanten Schließung der Mehler Texnologies verliert Fulda ein weiteres Industrieunternehmen mit langer Geschichte." Er hofft, dass für das Areal des Unternehmens Mehler Texnologies schnell ein Nachfolger gefunden werden kann. "Ich hoffe aber, dass es keinen langen Leerstand geben wird, zumal Gewerbe- und Industrieflächen ein rares Gut in unserer Region sind."Besonders schockiert ist der IHK-Geschäftsführer über die Nachricht der zahlreichen Entlassungen. "Die Freisetzung der Arbeitskräfte fällt in eine rezessive Phase, in der einige Betriebe bereits in Kurzarbeit sind und bei Goodyear über 1.000 weitere bis Jahresende entlassen werden. Dennoch bleibt der Fachkräftemangel eines der größten Risiken für die weitere wirtschaftliche Entwicklung der Fuldaer Unternehmen. Insofern hoffe ich, dass es für einige Arbeitnehmer schnell woanders weitergeht, was jedoch mit einer gewissen Flexibilität und auch Gehaltseinbußen verbunden sein könnte."
Nach Goodyear nun auch Mehler Texnologies. Was bedeutet das für die Region? Könnten weitere Schließungen präventiv verhindert werden? "Der Wirtschaftsstandort Deutschland ist derzeit international nicht wettbewerbsfähig. Die schleichende Deindustrialisierung, die bereits vor einigen Jahren begonnen hat, wird immer sichtbarer. Hinzu kommen weitere wirtschaftliche Risiken durch die kommende US-Regierung. In diesem schwierigen Fahrwasser kommt der Bundespolitik eine entscheidende Rolle zu. Von der nächsten Bundesregierung erwarte ich eine Wachstumsinitiative mit Fokus auf sinkende Energiepreise, weniger Bürokratie und Regulierung, hohe Investitionen in die Infrastruktur verbunden mit schnelleren Genehmigungsverfahren und vor allem weniger erratische Entscheidungen. Als Exportnation in Zeiten von America First wäre zudem eine Umsetzung des Freihandelsabkommens mit der MERCOSUR absolut wünschenswert", so Konow.
Florian Wehner, Vorsitzender des MIT-Kreisverbands Fulda:
Von der Schließung hat er durch die Medien erfahren. Sie habe ihn sehr nachdenklich gestimmt. Den Wirtschaftsstandort Fulda halte er - vorallem dank des Mittelstandes - immer noch für robust. "Aber natürlich gehen solche Meldungen auch an uns nicht spurlos vorbei. Das ist allerdings kein regionales Problem, sondern Teil eines größeren Prozesses einer Deindustrialisierung in diesem Land, gegen welchen eine neue Bundesregierung schnellstmöglich Maßnahmen ergreifen muss!", sagt er. Die präventive Verhinderung der Schließungen weiterer Unternehmen sieht er wie folgt: "Es ist leider so, dass das Unternehmen in einer Kette von Schließungen und Stellenabbaumaßnahmen vor allem im Industriebereich steht. Es ist nicht auszuschließen, dass noch weitere Betriebe folgen in der Region könnten. Präventiv müssen wir an den Standortbedingungen (Bürokratie, Lohnkosten, Steuern etc.) in Deutschland arbeiten und das besser heute als morgen."
Dr. Heiko Wingenfeld, Oberbürgermeister der Stadt Fulda:
Auch Fuldas Oberbürgermeister äußerte sich gegenüber OSTHESSEN|NEWS zur geplanten Schließung. "Für uns als Stadt kommt der angekündigte Schritt überraschend und ist sehr zu bedauern. Am Standort der ehemaligen MEHLER Gruppe verbleibt nun unter anderem die Mehler Vario System GmbH, die erfreulicherweise mit der Produktion von Schutzwesten aktuell auf Expansionskurs ist. Als Stadt setzen wir darauf, dass alle betroffenen Beschäftigten umfassend bei der Suche nach einer neuen Arbeit unterstützt werden und sich vielleicht sogar am Standort selbst Möglichkeiten zur Weiterbeschäftigung ergeben", gibt er bekannt. (kg) +++