Entspannt sich der Konflikt?

Weniger Nutztiere in 2024 durch Wölfe gerissen als im Vorjahr

In Hessen gab es im Jahr 2024 weniger Nutztierrisse durch Wölfe! Das ergibt die Auswertung der Bewertung "gemeldeter Nutztierschäden" auf der Webseite des Wolfszentrums Hessen durch den hessischen Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND Hessen).
Archivfotos: O|N/ Hans-Hubertus Braune

14.01.2025 / REGION - In Hessen gab es im Jahr 2024 weniger Nutztierrisse durch Wölfe! Das ergibt die Auswertung der Bewertung "gemeldeter Nutztierschäden" auf der Webseite des Wolfszentrums Hessen durch den hessischen Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND Hessen). "Der Konflikt zwischen Wölfen und Weidetierhaltung hat sich im letzten Kalenderjahr wieder deutlich entspannt", zeigt sich Jörg Nitsch, der Vorsitzende des BUND Hessen, erleichtert. "Der anhaltende Flächenverbrauch ist für die Landwirtschaft in Hessen ein größeres Problem als die Anwesenheit des Wolfs."



Nach der Bewertung durch das Wolfszentrum Hessen wurden im Jahr 2024 nur sechs Mal Nutztiere durch Wölfe gerissen - zwei weitere Risse mit hinreichender Sicherheit. "Das ist ein klarer Rückgang gegenüber 43 Rissen im Jahr 2023." Dies bestätigt auch das Wolfszentrum Hessen. Die Zahl der gemeldeten Nutztierschäden nahm mit 72 im Jahr 2024 gegenüber 92 im Jahr 2023 ab. Unverändert hoch blieb wieder der Anteil gemeldeter Nutztierschäden, die nach der Bewertung des Wolfszentrums nicht vom Wolf verursacht wurden (62,5 Prozent) oder nicht bewertet werden konnten (8,3 Prozent). Nach dem Wolfsbericht 2023 des Landes Hessen waren im Vorjahr 66,3 Prozent der gemeldeten Nutztierrissergebnisse "Falschmeldungen oder nicht bewertbar".

Weniger Wölfe, die Weidetiere angreifen

Der wichtigste Grund für die günstige Entwicklung liegt nach Auffassung des BUND ganz einfach im Fehlen von Wölfen, die gehäuft Weidetiere angreifen. Ein Großteil der Übergriffe erfolgte im Jahr 2023 durch die Wölfin GW3092f. Nach dem Wolfsbericht 2023 wurde sie 16-Mal bei Nutztierrissen nachgewiesen, davon 13-Mal im Main-Kinzig-Kreis und dreimal in der Rhön. Nachdem sie am 12.02.2024 bei einem Übergriff auf Schafe identifiziert wurde, gab es keine weiteren Nachweise dieser Wölfin mehr in Hessen. Die Wölfin GW3092f hatte zunächst regelmäßig ungeschützte Weidetiere erbeutet, bis sie so weit auf Nutztiere konditioniert war, dass sie auch den Grundschutz überwand.

Positiv dürfte sich auch die Förderung des Herdenschutzes in Hessen ausgewirkt haben, die anders als in etlichen anderen Bundesländern, schon länger landesweit angeboten wird. Jörg Nitsch, Vorsitzender des BUND Hessen: "Die landesweite Förderung des Herdenschutzes ist vorbildlich, denn nur so können Trainingssituationen, wie wir sie bei der Wölfin GW3092f feststellen mussten, verhindert werden." Die Bedeutung des Herdenschutzes wird auch dadurch unterstrichen, dass vier der sechs Rissereignisse im Jahr 2024 an ungeschützten Nutztieren erfolgten.

Wo sind die zugesagten Verbesserungen der Herdenschutzförderung?

Unverständlich ist für den BUND, dass die von der Landesregierung zugesagten Verbesserungen der Herdenschutzförderung immer noch nicht in Kraft sind. Die Anhörung des Landesnaturschutzbeirats zur neuen Richtlinie "Weidetierschutz" erfolgte bereits am 23.04.2024. Sie beinhaltet unter anderem die Erhöhung der Investitionsförderung für Herdenschutzzäune von 80 Prozent auf 85 Prozent. Da Herdenschutzmaßnahmen sofort wirken, sind sie wichtiger als die 2024 erfolgte Aufnahme des Wolfs ins hessische Jagdgesetz, wo der Wolf nach der Rechtslage eine ganzjährige Schonzeit erhalten musste. (ms/pm) +++

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