Empathie als Schlüssel zum Frieden

Bischof Gerber predigt an Heiligabend zu zentralen christlichen Werten

Christmette im Dom mit Bischof Dr. Michael Gerber.
Archivfoto: Martin Engel

25.12.2024 / FULDA - Empathie und Mitgefühl schaffen eine Grundlage für Verständigung und Dialog, die notwendig sind, um nachhaltigen Frieden zu erreichen. Auf die zentrale Bedeutung dieser christlichen Werte ging Bischof Dr. Michael Gerber in seiner Weihnachtspredigt während der Christmette an Heiligabend im Fuldaer Dom ein. Weihnachten erinnere uns daran, dass Jesus Christus mit uns fühlt und uns in den dramatischen Momenten unseres Lebens begleitet, betonte er.



"…und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens." (Lk 2,14). Diese Worte der Engel aus dem Weihnachtsevangelium bringen eine tiefe Sehnsucht nach Frieden zum Ausdruck, betonte Bischof Dr. Michael Gerber während der Christmette im Fuldaer Dom. "Was die Engel den Hirten in jener Nacht singen, scheint zugleich sehr weit weg zu sein von der Realität unserer Tage", so der Bischof mit Blick auf die Kriege und Konflikte in unserer Welt sowie den schrecklichen Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt.

"Die Bilder vom Anschlag in Magdeburg sind auch an diesem Heiligen Abend in unseren Herzen präsent", betonte Gerber. "Gerade an diesem Weihnachtsfest gilt unser Mitgefühl allen, die unmittelbar von diesem schrecklichen Ereignis betroffen sind. Zugleich gilt unsere Solidarität den Helfenden, den Polizeikräften, die für unsere Sicherheit sorgen, den Rettungsdiensten und der Notfallseelsorge, all jenen, die sich um die Verwundungen an Leib und Seele mühen."

Trauma und Verlust

Zur Situation im Heiligen Land zitierte Bischof Gerber den Lateinischen Patriarchen von Jerusalem, Kardinal Pierbattista Pizzaballa. Der hatte während der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda zur aktuellen Konfliktlage im Nahen Osten festgestellt, dass wir es dort mit zwei Völkern zu tun haben, "bei denen viele Menschen in einer Weise traumatisiert sind, dass sie die Fähigkeit verloren haben, sich in die Situation und die Stimmungslage der Menschen des je anderen Volkes einzufühlen."

Dieser gravierende Verlust von Empathiefähigkeit sei auch an anderen Kriegsschauplätzen und Krisengebieten der Welt zu beklagen, betonte Bischof Gerber. Ein solcher Mangel an Mitgefühl könne die Spirale der Gewalt weiter beschleunigen. "Diktatoren und Potentaten unterschiedlichster Couleur nutzen diesen Effekt schamlos aus." Auch die Ereignisse in Magdeburg zeigen die schrecklichen Folgen eines solchen Verlustes an Empathiefähigkeit, so Gerber: "Es bleibt für uns unbegreiflich, was in einem Menschen vorgehen muss, der wie in Magdeburg geschehen, mit seinem Handeln so viel Leid bei anderen völlig unschuldigen Menschen verursacht."

Jesus fühlt und geht mit

Gerber erinnerte daran, dass Jesus selbst Flucht und Vertreibung kennt, den Schrei derer hört, die gelähmt am Boden liegen, und das Tasten derer spürt, die blind die Orientierung verloren haben. "Die Botschaft der Weihnachtszeit erinnert daran, dass Jesus Christus mit uns fühlt und uns in den dramatischen Momenten unseres Lebens begleitet."

Mitgefühl könne nicht verordnet werden, man könne es sich auch nicht einfach vornehmen, so Gerber. "Empathie wächst dort, wo ich selbst erfahren darf, dass mir gegenüber Empathie gezeigt wird, dass ich selbst Mitgefühl erlebe", erklärte der Bischof.

Mit der Geburt Jesu beginne eine neue Wirklichkeit – damals für die Hirten und heute für uns, so Gerber. "Lassen wir uns von dieser Wirklichkeit berühren und verändern." In der Nachfolge Jesu Christi können wir diese Erfahrung von Mitgefühl und Frieden dann weitergeben. Und so könne dann – oft klein und im Verbogenen – das wachsen, wovon die Engel in jener Nacht gesungen haben, unterstrich Gerber: "…und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens."

Festliche Chor- und Orgelmusik

Im Fuldaer Dom herrschte an diesem Abend bei Kerzenschein und weihnachtlicher Musik eine besondere Atmosphäre. Die Christmette wurde musikalisch eingeleitet und gestaltet von den Sängerinnen und Sängern des Stadtpfarrchors St. Simplizius der Fuldaer Innenstadtpfarrei unter Leitung von Anne Rill, begleitet von einem Streicherensemble mit Oboe. An der Domorgel spielte Bernhard Herzog. www.bistum-fulda.de (kku/pm)+++

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