"Jeder verdient eine ordentliche Behandlung"
Tiere anders Kennenlernen: Stoppels Offener Lebenshof mit grenzenloser Liebe
Fotos: Carina Jirsch
30.12.2024 / HAUNETAL -
"Ich wollte gerne meine Pferde auf dem letzten Weg noch begleiten, da war der Lebenshof ein sinnvoller Weg" - genau so beschreibt Marion Diekel, gelernte Juristin und Sozialpädagogin, ihren ganzen Stolz: den offenen Lebenshof in Oberstoppel. "Tiere sind nicht dafür da, dem Menschen zu dienen."
"Jedes Tier hat ein Recht auf Leben und eine ordentliche Behandlung verdient"
Zum genaueren Werdegang beschrieb Diekel: "Aus der Erkenntnis heraus, dass jedes Tier eine eigene Persönlichkeit ist, eigene Neigungen, Gefühle und Bedürfnisse hat, ist mir klar geworden, dass jedes Tier ein Recht auf Leben hat und eine ordentliche Behandlung verdient." Doch auch die beidseitige Beeinflussung spielte eine große Rolle: "Ich habe gesehen, welchen Umgang sie mit Menschen haben und wie sie Menschen emotional bewegen können." Mittendrin statt nur dabei
Mit insgesamt 93 Tieren leben Marion und ihr Mann Ludger mitten in einem bunten Treiben. Teil der tierischen Familie sind 42 Tauben, 36 Hühner, vier Rinder, vier Ponys, vier Katzen und drei Hunde. "Tauben machen individuell nicht so viel Arbeit, im Gegensatz zu anderen", erklärte Marion Diekel. Doch wie sieht bei der Vielfalt der Alltag der beiden aus? Ludger Hollmann sagte: "Mein Tag fängt immer um halb acht an, geht bis zwölf, da fahre ich zur Arbeit, bin dann um 21:30 Uhr wieder hier und gehe dann ins Bett. An den Wochenenden und montags muss ich nicht arbeiten, bin aber trotzdem bis abends hier am Hof." Veränderung und Unterstützung im Vordergrund
Doch nicht nur die beiden gehen in der Arbeit auf. "Wir machen Hofführungen, die sehr gut angenommen werden. Da ist ein sehr großes Interesse der Menschen, uns und vor allem die Tiere kennenzulernen, wie zum Beispiel unsere Kühe, die oft nur als Nutztiere bekannt sind. Es liegt uns einfach am Herzen, den Kontakt zwischen Mensch und Tier zu fördern." Um genau diesen Kontakt zu stärken, bieten sie einmal im Jahr einen veganen "Mitbringbrunch" an und selbstverständlich sind auch Urlaubsgäste willkommen. Liebe zu den Tieren überwiegt alle Herausforderungen
Unglücklicherweise bringen die Tiere auch einige Herausforderungen mit sich: "Wir sind den Tierseuchenregelungen und allen Gesetzen für lebensmittelliefernde Tiere total unterworfen und dagegen können wir auch nichts machen. Der Tierschutz liegt komplett in privater Hand. Tierschutz ist zum Verfassungsrecht erhoben worden und trotzdem kümmert sich der Staat nicht darum. Tierheime werden teilweise unterstützt, aber auch nicht ganz. Wildtiere werden ganz ignoriert. Obwohl wir diesen Verfassungsrang haben, ändert sich nichts."