29-Jähriger wollte sich das Leben nehmen

Dramatisch: 20-Jähriger verhindert Suizid - "Danach umarmte er mich wortlos"

Der 20-jährige Yannik Heinen verhinderte einen Suizid
Fotos: Henrik Schmitt

16.12.2024 / ROTENBURG/F. - Yannik Heinen rettete einem Menschen das Leben: Der 20-Jährige aus Rotenburg an der Fulda verhinderte in letzter Minute, dass ein 29-jähriger Mann vor seinen Augen Suizid beging. Für sein vorbildliches Verhalten wurde er nun von der Polizei belobigt.


Es war der 12. März 2024, als Yannik Heinen von seiner der Ausbildungsstelle zum Büromanagement-Kaufmann nach Hause kam und mit seinem Hund spazieren ging. Seine Route führte am Mündersbach vorbei in Richtung Storchensee. Eine beliebte Gassi-Route zwischen Rotenburg und Lispenhausen. An einem alleinstehenden Baum entdeckte er plötzlich einen Mann. "Er holte gerade eine Art zusammengebundenes Bettlaken aus einer Tüte und wickelte dieses an einen Ast. Ich habe mir erstmal nichts dabei gedacht", sagt der 20-Jährige.

Als er näher kam, stellte er jedoch schnell fest, dass etwas nicht stimmt. "Ich bin zu ihm hingelaufen und habe geschaut, was er macht. Ich sah, dass er prüfte, ob die Höhe des Astes ausreicht. Dann habe ich realisiert, was er vorhat und sofort den Notruf gewählt", sagt der 20-Jährige gegenüber OSTHESSEN|NEWS.

Während Yannik Heinen mit der Leitstelle telefonierte, versuchte sich der Mann mit der Schlinge des Bettlakens zu strangulieren. Auf Heinens Bemühungen, ihn davon abzuhalten, reagierte er nicht. Der 20-Jährige vermutet, dass der Mann Türkisch sprach und kein Deutsch konnte. "Nach mehreren Versuchen ist das Laken zum Glück gerissen und es gab keine Möglichkeit mehr für ihn, sein Vorhaben umzusetzen." Der Mann habe sich dann einfach auf den Boden gesetzt und geweint.

Nach wenigen Minuten hörte Heinen zum Glück auch schon das Martinshorn des Rettungswagens. Und dann kam es zu einem ganz besonders emotionalen Moment. "Er hat mich umarmt, hat sich vor mich gekniet und verneigt, ohne ein Wort zu sagen", berichtet sein Retter. Anschließend wurde er in eine Klinik gebracht. Wie es ihm heute geht, weiß er leider nicht.

Nun kam ganz überraschend eine Einladung für die Belobigungs-Veranstaltung der Polizei. "Es ist schon krass, wenn man bedenkt, dass er vermutlich tot wäre, wenn ich auch nur etwas später an dem Baum vorbeikommen wäre. Da aber zum Glück alles gut ausgegangen ist, konnte ich das Ganze auch schnell verarbeiten", sagt Yannik Heinen abschließend. (Moritz Pappert) +++

Hinweis:
DEPRESSIV? Hier bekommen Sie umgehend Hilfe. OSTHESSEN|NEWS berichtet in der Regel nicht über Selbsttötungen, um keinen Anreiz für Nachahmung zu geben – außer, Suizide erfahren durch die Umstände besondere öffentliche Aufmerksamkeit. Wenn Sie selbst depressiv sind, Suizid-Gedanken haben, kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge (www.telefonseelsorge.de). Unter der kostenlosen Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 erhalten Sie Hilfe von Telefonseelsorger*innen, die Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen können.

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