Wahl am 26. Januar
"Die Reichsbürger-Sache ist der Schlüssel": Reinhard Hofmann will ins Rathaus
Reinhard Hofmann will ins Tanner Rathaus - seine Reichsbürger-Nähe soll ihm dabei helfen
Fotos: Marius Auth
12.12.2024 / TANN (RHÖN) -
Zur Bürgermeisterwahl am 26. Januar im kleinen Rhön-Städtchen Tann kandidiert auch Reinhard Hofmann. Die Nähe zur Reichsbürger-Ideologie hat dem 70-Jährigen hessenweit Schlagzeilen gebracht. Wenn es nach Hofmann geht, sollen auch die Tanner davon profitieren: Nach seiner Wahl will er die Stadt zur Verbotszone für Computer- und Coronaviren machen und als Natur-Oase etablieren.
Abtreibung, Klimalüge, Virenschutz, Impfschäden, Elf-Wellen, Chemtrails: Auf den vollgeschriebenen Zetteln, die Hofmann vor sich auf dem Küchentisch liegen hat, finden sich Klassiker, aber auch einige Neuzugänge. Erst vor wenigen Tagen war RTL da, ein Reichsbürger als Bürgermeister, das wäre was. Außer bei einer Protestaktion gegen den Bau der B87n durch die Rhön im Jahr 2007 hatte sich der gelernte Fernmeldehandwerker nie politisch betätigt - dann wurde er im Juli 2019 wegen Amtsanmaßung und Beleidigung zu einer Geldstrafe von 18.000 Euro verurteilt. Der Grund dafür liegt auf dem Küchentisch: Ein "vorläufiger Staatsangehörigkeitsausweis" bescheinigt Hofmann, durch Abstammung die Staatsangehörigkeit im Bundesstaat Preußen zu besitzen.
"Möchte zum Volksaufstand aufrufen"
"Die Bundesrepublik Deutschland ist ein Verwaltungskonstrukt mit Verfallsdatum - und das ist dann gekommen, wenn das deutsche Volk aufsteht und sich seiner Abstammung besinnt. Ich möchte zum Volksaufstand aufrufen - eigentlich müsste ich deshalb eher Bundespräsident werden statt Bürgermeister", erklärt Hofmann. Dass er trotzdem antritt, schreibt er einem Stadtbummel zu: "Drei Wochen vor Einreichungsfrist war ich nach meiner Bibellektüre in Tann unterwegs. Im Buch Daniel wird der Traum von König Nebukadnezar beschrieben - Füße von Eisen und Ton, eine Fassade von Blut beschrieben. Die kulturell-historischen Gebäude Tanns habe ich gleichnishaft im Buch Daniel und in der Offenbarung beschrieben gesehen."
Das Schlüsselerlebnis wird zur Motivation, sich auf kommunalpolitischer Ebene zu engagieren: Die Zettel auf dem Küchentisch sehen neben einer Rehaklinik für Impfschäden und einer mobilfunkfreien Zone für Tann auch die Publizierung des "Stadtbummels" vor, um damit Gelehrte für den Luftkurort zu interessieren: "Ich verspreche mir spirituelle Geister wie Geschichtsforscher und Bibelstudierende, vielleicht sogar ein Institut dafür", erklärt Hofmann. Auch das Reichsbürger-Gedankengut soll eine zentrale Rolle spielen: "Die Chancen für mich als Bürgermeister stehen sehr schlecht - wenn ich dagegen das Reichsbürgertum gut kommuniziert bekomme, ist das der Schlüssel. Dann habe ich die besten Chancen."
Gelber Schein für Tanner Bürger
Mit eigener Broschüre will Hofmann vor der Wahl Klinken putzen gehen in Tann. Nach dem Wahlsieg soll es den "gelben Schein", den alternativen Staatsangehörigkeitsausweis, auch für Tanner Bürger geben, freiwillig. "Die Befürchtung ist vielleicht, dass man damit nicht ins Ausland reisen kann, aber das stimmt nicht." Tann selbst soll zum naturbelassenen Refugium werden, inklusive Flugverbotszone für Chemtrail-Flieger. "Ich will ein Verbot für genveränderte Organismen, auch Corona- und Computerviren sollen erst gar nicht in die Stadt kommen." Die Frage, ob solche Ansinnen auf Bundes-, Landes- oder sonstiger Ebene nicht besser aufgehoben wären und er als Kommunalpolitiker nicht selbst Teil des abgelehnten Systems werde, lässt Hofmann kalt: "Das System ist eine Übergangslösung. Und als Bürgermeister habe ich eine gewichtigere Stimme und kann mich mit mehr Autorität für die Belange der Menschen einsetzen." (mau) +++