Neu: Wie im Tunnel verhalten?

A44 wächst: Zwölf Kilometer freigegeben - Region pocht auf Lückenschluss

Freude bei der Freigabe des knapp zwölf Kilometer langen Abschnitts der A44 Kassel-Eisenach zwischen Waldkappel und Sontra
Fotos: Hans-Hubertus Braune

10.12.2024 / WALDKAPPEL - Für die Menschen in den Dörfern entlang der Bundesstraßen B7 und B27 zwischen Sontra und Waldkappel ist die Verkehrsfreigabe der Autobahn A44 auf einem weiteren knapp zwölf Kilometer langen Teilabschnitt wie ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk. Der Durchgangsverkehr wird nun die moderne zweispurige Autobahnstrecke nutzen.



Diese führt durch drei Tunnel und drei größeren Brücken-Bauwerken. Die A44 soll Kassel und Eisenach verbinden, führt als von der viel befahrenen A7 auf die A4 bei Herleshausen. Bei Wommen entsteht derzeit ein Autobahndreieck. Die gigantischen Kosten für die rund 70 Kilometer betragen nach derzeitiger Kalkulation rund 2,72 Milliarden Euro. Die A44 gilt als teuerstes Autobahnprojekt in Deutschland.

Sie ist künftig Teil der Achse etwa vom Ruhrgebiet in Richtung Erfurt, Leipzig und Dresden. Bislang nutzen viele Verkehrsteilnehmer die A7 bis zum Kirchheimer Dreieck und anschließend die A4. Aber auch für Pendler etwa aus dem östlichen Landkreis Hersfeld-Rotenburg wird die Autobahn Richtung Nordhessen irgendwann eine deutliche Reisezeitverkürzung ermöglichen. Neben der Entlastung der bestehenden Strecken versprechen sich natürlich die Wirtschaftsregionen Synergieeffekte etwa für struturelle Entwicklung am Fuße des Hohen Meißner.

"Wichtiger Schritt für die Entwicklung der Region"

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Kassel-Marburg begrüßt die Freigabe des Abschnitts der A44 zwischen Waldkappel und Sontra-West als wichtigen Schritt für die Entwicklung der Region. "Die durchgehende Verbindung der A44 von Kassel bis Herleshausen ist für die gesamte Wirtschaftsregion Nordhessen und darüber hinaus von Bedeutung", betont Désirée Derin-Holzapfel, Präsidentin der IHK Kassel-Marburg und Geschäftsführerin
der friedola 1888 GmbH im Werra-Meißner-Kreis.

"Seit der Wiedervereinigung hat sich unsere Region von einer Grenzregion zu einem zentralen Logistikstandort in der Mitte Deutschlands entwickelt. Eine lückenlose Verkehrsinfrastruktur ist für die Entwicklung unseres Standortes unverzichtbar", wird Désirée Derin-Holzapfel, die auch die Vorsitzende der IHK-Regionalversammlung Werra-Meißner ist, in einer Presseerklärung zitiert.

"Knappe Kasse gefährden den zügigen Lückenschluss"

Auch Ellen Kördel-Heinemann, Vorsitzende des IHK-Fachausschusses für Verkehr und Logistik sowie Geschäftsführerin der Spedition Hch. Kördel GmbH, sieht in der Freigabe des Abschnitts ein positives Signal, mahnt jedoch weiteren Handlungsbedarf an: "Knappe Kassen beim Bund gefährden sowohl den zügigen Abschluss des Lückenschlusses der A44 als auch den dringend notwendigen Ersatz maroder Abschnitte wie der Bergshäuser Brücke. Die Fertigstellung und der Erhalt der Straßeninfrastruktur müssen Priorität haben, um Nordhessen und Deutschland als Logistikstandort wettbewerbsfähig zu halten."

Mit feierlichem Banddurchschnitt gaben heute Ines Fröhlich, Staatssekretärin im Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum, Michael Puschel, Abteilungsleiter Bundesfernstraßen im Bundesministerium für Digitales und Verkehr, und Dirk Brandenburger, Technischer Geschäftsführer der Autobahn GmbH des Bundes, einen knapp zwölf Kilometer langen, vierstreifigen Neubauabschnitt der A 44 in Hessen für den Verkehr frei. Der Abschnitt schließt bei Waldkappel an die aus Richtung Kassel kommende A 44 an und führt in Richtung Osten über die Anschlussstelle (AS) Eschwege, weiter in südlicher Richtung, an der AS Ringgau vorbei, bis zur AS Sontra-West.

Der Streckenabschnitt weist unter anderem mit den drei Tunneln Trimberg (585 Meter Länge), Spitzenberg (599 Meter Länge) und Boyneburg (1,7 Kilometer Länge) sowie der 669 Meter langen Wehretalbrücke, der 264 Meter langen Netratalbrücke und der 168 Meter langen Ulfetalbrücke zahlreiche dicht aufeinanderfolgende Bauwerke auf. Mit den drei Anschlussstellen Eschwege, Ringgau und Sontra-West wird die Region an das Autobahnnetz angebunden, und der lokale Verkehr auf den parallel verlaufenden heutigen Bundesstraßen B 7 und B 27 wird eine deutliche Entlastung erfahren.

"Ein komplexes Projekt, das seinesgleichen sucht"

Sören Bartol, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Digitales und Verkehr, sagte anlässlich der feierlichen Verkehrsfreigabe: "Die A 44 Kassel – Eisenach ist mit ihren vielen Tunneln und Brücken ein komplexes Projekt, das seinesgleichen sucht. Sie ist auch das letzte Verkehrsprojekt Deutsche Einheit, das sogenannte VDE Nr. 15, das die West-Ost-Verbindung zwischen der Metropolregion Rhein/Ruhr und Mitteldeutschland stärkt. Ab heute werden die A 44 um einen wichtigen Abschnitt verlängert und drei Anschlussstellen ans Autobahnnetz angeschlossen. Nächster Meilenstein für den Lückenschluss bis zum Wommener Dreieck ist der Bau des Tunnels Holstein, der noch in diesem Jahr starten wird. Der Bund steht hinter dem Projekt, denn eine leistungsfähige und moderne Verkehrsinfrastruktur, gerade auf den neuralgischen Achsen, ist für den Wirtschaftsstandort Deutschland von zentraler Bedeutung."

Dirk Brandenburger, Technischer Geschäftsführer der Autobahn GmbH des Bundes, erklärte: "Die heutige Verkehrsfreigabe markiert den Abschluss eines sehr anspruchsvollen Infrastrukturprojekts. Drei imposante und gut in die Landschaft eingebundene Talbrücken sowie drei geologisch und technisch höchst anspruchsvolle Tunnelbauwerke spiegeln zusammen mit dem gelungenen Schutz der Natur und Landschaft die planerischen und bautechnischen Anforderungen an den modernen Autobahnbau wider. Hohe Anerkennung an die Leistung aller am Bau Beteiligten. Ein großes Werk ist vollendet."

Für die Staatssekretärin Ines Fröhlich vom Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum sei es "ein guter Tag für Hessen". Sie sagte weiter: "Heute erfährt die Region eine deutliche Verbesserung der Verkehrssituation. Die Gemeinden und Dörfer hier bei Eschwege werden vom Durchgangsverkehr entlastet und erhalten gleichzeitig eine bessere Anbindung an das Autobahnnetz. Das tut dem Standort gut, steigert die Lebensqualität vor Ort, und wir sehen den nächsten Schritten auf dem Weg zum Lückenschluss in Richtung A 4 freudig entgegen."

Und Bernd Rothe, Technischer Geschäftsführer der DEGES (Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH), sagte: "Wir freuen uns, diesen Abschnitt der A 44 mit seinen besonderen Bauwerken heute an die Autobahn GmbH des Bundes und die Verkehrsteilnehmer übergeben zu können. Den Weiterbau bis zum Wommener Dreieck wird unser Projektteam weiter intensiv vorantreiben. Ich danke allen Projektbeteiligten für ihren Einsatz und wünsche allen Verkehrsteilnehmern eine gute und sichere Fahrt auf diesem Neubauabschnitt."

Die DEGES ist eine Projektmanagementgesellschaft von Bund und Ländern. Sie verantwortet die Planung und die Baudurchführung für den Neubau und die Erweiterung von Autobahnen und Bundesstraßen. Autobahnprojekte setzt die DEGES im Auftrag der Autobahn GmbH des Bundes um, Bundesstraßenprojekte im Auftrag der Bundesländer.

Unter dem folgenden Link finden Sie ein Video zum Thema "Wie verhalte ich mich in einem Tunnel?": Mehrachtung (hhb) +++

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