Ob einer von ihnen ein weltweiter Star wird?

Preisträgerkonzert im Fürstensaal: Musik braucht viele Förderer und Fürsprecher

Preisträgerkonzert im Fürstensaal: Musik braucht viele Förderer und Fürsprecher
Foto: Henrik Schmitt

10.12.2024 / FULDA - Es gibt Konzerte, an die erinnert man sich noch Jahre später. Mal ist es das Setting, mal die Musik, mal die Künstler – und mal das Wissen, sehr früh ein junges Talent erlebt zu haben, das später seinen Weg in der Musik gemacht hat. Ich jedenfalls würde mich nicht wundern, wenn uns einige der jungen Musikerinnen und Musiker dieses Preisträgerkonzertes bald auf den großen Bühnen Deutschlands und der Welt begegnen.


Kultur braucht verlässliche Strukturen

Ich weiß, ich weiß – das ist ein langer und steiniger Weg, und es braucht wahrhaft viele gute Konstellationen, damit er gelingt. Das Preisträgerkonzert hat aber gezeigt, wo die Grundlagen für solche möglichen Karrieren gelegt werden – in den Musikschulen. Durch erfahrene, engagierte Lehrkräfte, durch fördernde und hin und wieder auch fordernde Eltern, durch ein Umfeld, das immer und immer wieder klarmacht: Musik machen unterstützt die Kreativität, die Ausdauer und das Selbstbewusstsein, Musik machen stärkt darin, Herausforderungen anzunehmen und zu meistern. All das braucht verlässliche Strukturen und die Möglichkeit, zu zeigen, was man kann – also Wettbewerbe und Konzerte.

Im Auftrag von Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld begrüßte die Stadtverordnete Jutta Hamberger die Gäste und sagte: "Ich bin sehr froh, in Fulda zuhause zu sein und nicht in Berlin! Denn in Fulda ist Kultur Teil des städtischen Lebens und hat den Anspruch, dass alle Fuldaer daran teilhaben können." Nichts sei schlimmer für Kultur als die Verbindung aus Desinteresse, Ignoranz und Arroganz, wie man sie derzeit im Berliner Senat erlebe: "In Fulda holt keiner Stammtisch-Parolen aus der Mottenkiste, um damit Einsparungen im Kulturetat zu rechtfertigen." Im Gegenteil – Fulda initiiert neue Wettbewerbe und verleiht Preise im Kulturbereich. Schon das Kloster Fulda stand nicht nur für Glaube und Religion, sondern auch für Gelehrsamkeit und Kultur – diese 1.270 Jahre alten Gene haben sich ganz offensichtlich erhalten. Hamberger dankte den Eltern und Lehrkräften für ihren Einsatz und erwies allen Teilnehmer des Wettbewerbs die Referenz: "Ihr seid hier, weil ihr Engagement, Ehrgeiz und Durchhaltevermögen habt, weil ihr euch reinhängt, und weil ihr auch Krisen gemeistert habt. Niemand lernt ein Instrument oder bildet seine Stimme aus und erlebt dabei zwischendurch keine Verzweiflungsanfälle, da muss man einfach durch. Und das verdient großen Beifall", so Hamberger.

Zu den gewachsenen Kultur-Strukturen in Fulda Stadt und Land gehören die beiden Musikschulen – und überhaupt die Idee der Kooperation. Stadt und Land gemeinsam fördern mit dem Fuldaer Musikwettbewerb junge Talente, und auch die Sparkasse ist als Sponsor dabei. "Die Ergebnisse dessen, was wir hier tun, sehen wir erst in zwanzig oder mehr Jahren", so Natalya Oldenburg, die Leiterin der städtischen Musikschule. "Und dafür brauchen wir Menschen, die unsere jungen Musiker unterstützen." Aufgabe der Musikschulen sei es, die Spitze genauso wie die Breite zu fördern.

Talentshow im Fürstensaal

Das Spektrum des heutigen Konzerts war weitgespannt, das Programm begann im Barock und endete mit Stings "Englishman in New York". Alle jungen Musiker bewältigten dabei anspruchsvolle technische und interpretatorische Schwierigkeiten.

Es ist faszinierend, wenn man erlebt, wie Svea Gutmann am Klavier mit einem Prélude von Sergej Prokofjew genauso abliefert wie auf der Violine mit einem Tango von Astor Piazolla, in dem sie rhythmische, perkussive Komponenten ins Geigenspiel integriert und "Collegno", also mit dem Holz spielt. Auch Carla Schlitzer meisterte das Allegro aus dem Konzert Nummer eins von Antoli Komarowski, das viele Doppelgriffe verlangt und überwiegend in der ersten und dritten Lage gespielt wird. Genauso begeisterte die junge Sopranistin Helena Bräscher, die mit viel darstellerischem und sängerischem Talent eine Arie aus Mozarts Jugendwerk "Bastien und Bastienne" zum Besten gab.

Zwei noch ganz junge Cellisten sind Edwin Pauls, der noch auf einem kleinen Cello spielt und uns in den Wilden Westen entführte, und Levin Schwendich, der sehr gefühlvoll ein Largo aus einem Vivaldi-Konzert spielte. Die nicht gerade einfache Aufgabe der Konzerteröffnung hatte der ca. 10-jährige Onrie-Ilaj Bajrovic übernommen. Unbeeindruckt von der majestätischen Kulisse des Fürstensaals spielte er am Flügel einen Satz aus einer Sonatine von Muzio Clementi.

Unter den Bläsern beeindruckten gleich drei noch sehr junge Talente: Mila Marie Bräscher entlockte ihrer Blockflöte sogar Discoklänge, die 8-jährige Carolin Gepperth spielt erst seit neun Monaten Trompete und hatte das Volkslied "Alle Vögel sind schon da" ausgewählt. Theo Günther spielte Rubinsteins bekannte Melodie op.3/1 auf dem Euphonium – ein im Klang der Tuba ähnliches Instrument. In Sinfonieorchestern hört man dieses Instrument eher selten, typischer sind solistische Einsätze, vor allem natürlich im Bereich Brass.

Ganz herausragend auch die Leistung von Jakob Schmitt auf der Blockflöte, der Pete Roses "The Kid from Venezuela" spielte und dabei kongenial von Willi Schüßler am Klavier begleitet wurde. Die beiden waren wunderbar aufeinander eingespielt. Viel Spaß hatten alle bei Daniel Kloostermans Interpretation des Pink-Panther-Themas auf der Trompete. Ferdinand Wehner spielte "Black & Blue" von Barry Cockcroft, ein Stück, in dem der Saxophonist gleich mehrere Instrumente simulieren muss. Toll!

Das Marimbaphon mit seiner so eigenen Klangfarbe spielte zunächst David Schäfer mit "Rain Dance" von Alice Gomez, Konrad Kaffanke spielte danach "Square one" des australischen Instrumentalisten Joey Eng. Sieben Minuten dauert dieses Stück – es war das längste des Konzerts – und es fordert Kaffanke sowohl virtuos als auch in Sachen Ausdauer alles ab. Den krönenden Schlusspunkt des Konzerts setzte das Schlagzeug-Ensemble mit Konrad Kaffanke, Hagen Pfaff, Lars Neuhaus, Jonas Wagner und Lisanna Tomazic mit ihrer Interpretation von Stings "Englishman in New York".

Ein wunderbarer Adventsnachmittag im Fürstensaal! Wenn Sie das Konzert in diesem Jahr verpasst haben, dann merken Sie sich doch gleich mal den 14. Dezember vor, dann nämlich findet das Preisträgerkonzert des 5. Fuldaer Jubiläums-Musikwettbewerbs statt. Sehen wir uns dort?

Die Preisträger

· Der Preis des Vonderau Museums ging an Levin Schwendich für die beste Interpretation eines Barockwerks (eine Jahreskarte auch für zwei Begleitpersonen, einen Gutschein fürs Planetarium und ein Buch über die Fuldaer Stadtgeschichte).

· Der Preis des Schlosstheaters (vier Tickets) ging an Svea Gutmann für die beste Interpretation eines zeitgenössischen Werks.

· Der Sonderpreis der Sparkasse (dotiert mit 500 EUR) ging traditionell an die Wettbewerber, die in ihrer Kategorie die höchste Punktzahl erreicht hatten: In diesem Jahr waren das Ferdinand Wehner und Theo Günther – den Preis verlieht Thorsten Kramm von der Sparkasse Fulda.

· Den Feldmann-Preis erhielten die beiden Geigerinnen Svea Gutmann und Carla Schlitzer – sie dürfen im Sommer an einem Workshop mit den aus Fulda stammenden und längst weltweit bekannten Musikern Tobias und Andreas Feldmann teilnehmen. (Jutta Hamberger) +++

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