Großenlüder/H. - Körle/G. 29:33 (20:13)

Dem Tsunami folgt ein totaler Einbruch - HSG schenkt Top-Spiel her

Wie hier erfolgreich gegen Dittershausen, möchte es die HSG auch dieses Mal machen
Fotos: Jonas Wenzel/jowegraphy

09.12.2024 / GROßENLÜDER - Solche Momente liefert nur der Sport, könnte man fast sagen. Und auch, wenn sie bitter bis aufs Mark sind. Die HSG Großenlüder/Hainzell hat das Spitzenspiel der Handball-Oberliga gegen die MSG Körle/Guxhagen mit 29:33 verloren. Sie hat es nicht nur aus der Hand gegeben - soll man sagen, hergeschenkt? Zur Pause lag sie sage und schreibe mit sieben Toren in Führung. Sie hatte eine Halbzeit lang wie entfesselt gespielt - und war fast wie ein osthessischer Tsunami über ihren Kontrahenten hinweggefegt. Doch der zeigte nachher ein anderes Gesicht.


Beide Teams haben je erst eine Niederlage hinnehmen müssen - und gegenwärtig haben sie zusammen mit dem Tabellendritten, der TSG Dittershausen, die besten Chancen, am Ende den Spitzenplatz einzunehmen. Doch zunächst zählt der heutige Vergleich. Die Lüdertalhalle ist pickepacke voll. Die Stimmung ist bestens. Schon weit vor Spielbeginn. Prickelnd ist die Atmosphäre. Das geht unter die Haut. Man kann es kaum erwarten, bis es losgeht.

Wie erwartet, geht es stürmisch los. Michael Blinzler steigt aus dem Rückraum hoch und trifft zum 1:0. Der Gast gleicht aus. Bosold scort zum 2:1. Herber hält. Blinzler erhöht auf 4:1. Ein gelungener Auftakt für die HSG - nach gut drei Minuten. 5:3 jetzt, nachdem sich Elia Sippel zum 5:3 trifft. In Großenlüder fallen viele Tore.

René Herber, du Teufelskerl

Körle/Guxhagen bleibt dran. Klasse, Sippel. Er wackelt kurz halbrechts am Kreis - 6:4. Wieder wehrt Herber ab. Das macht Mut. Doch der Gast ist zäh. 6:5. Blinzler legt Treffer sieben nach, gut eingelaufen von halblinks. Jannis Deppe trifft aus fast unmöglichem Winkel - 8:6. Im Gegenzug: Herber, du Teufelskerl. Eine Siebenmeter-Chance der HSG bleibt liegen. Doch die HSG setzt nach. Zweite Chance: Simon Münker erhöht auf 9:6. Erstmals führt die HSG mit drei Toren.

Ist das der Tag des HSG-Keepers René Herber? Er hält wie verrückt. 10:6 - Weinbörner vom Kreis. Wie ein osthessischer Tsunami rollt die HSG über ihren Gegner hinweg. 13 Minuten sind gespielt. Die HSG packt in der Deckung gut zu, ist aggressiv. Lukas Dimmerling zum 11:6. Ist das wahr? Sippel erhöht auf 12:6. Was ist hier nur los? Jannis Deppe scheitert nach Tempogegenstoß

Rechtsaußen Paul Bosold sorgt dafür, dass der Sechs-Tore-Vorsprung Bestand hat. Gisbrecht verkürzt aus dem Rückraum. 9:13, das Rückzugsverhalten der HSG muss flotter gehen. Herber wehrt Gisbrechts Siebenmeter ab - wichtig, nachdem die Effektivität der Anfangsminuten bei der HSG etwas flöten ging. Das Abschlussverhalten stimmte kurzzeitig nicht mehr so, technische Fehler schlichen sich ein, das Deckungsverhalten wies Lücken auf und war vorübergehend nicht mehr so stimmig. Die Folge: Körle/Guxhagen kommt bis auf drei heran.

Dominik Malolepszy ist wieder da - mit sieben Toren Vorsprung in Hälfte zwei

Luft. Lukas Dimmerlings Tempogegenstoß sitzt. 14:10. Auch der von Elia Sippel - 15:10. Wieder Lukas: Auge und Routine, 16:11. Der Gast schiebt einen nach - aber dreieinhalb Minuten vor der Pause führt Großenlüder/Hainzell mit Vieren. Henrik Dimmerling mit seinem ersten Treffer, 17:12. Körle/G. verkürzt. Aber Henrik setzt sofort wieder einen drauf. Wieder sind es sechs. Dominik Malolepszy nach Tempo-Gegenstoß, 19:13. Und weil es so schön war, noch einmal. Und da ertönt die Sirene zur Halbzeit.

Der zweite Abschnitt beginnt - und wieder hält Herber. 21:13 - Paul Bosolds drittes Tor, natürlich im Tempogegenstoß. Dann trifft wieder der Gast. René Herber, hast du hier schon ein Denkmal? Erneut wehrt er ab. Auch den im Rückzug. Du kriegst heut Abend, was du willst. Seine Teamkollegen schlampen etwas mit der Verwertung ihrer Chancen zu Beginn der zweiten Hälfte. Die MSG verkürzt auf fünf - 21:16.

Defizite im gebundenen Spiel - Elia Sippels Tor wie eine Erlösung

Die HSG lässt Defizite im gebundenen Spiel erkennen. Körle/G. kommt auf Vier heran. Zählt Gisbrechts Tor? Kurze Verwirrung. Nein. Die HSG hat ihren mannschaftlichen Faden etwas verloren. Sie muss aufpassen. Henrik Dimmerlings Abschluss ist telegrafiert - und kurz darauf ist der Gast bis auf drei Tore dran. Nach gut 40 Minuten. Elia Sippels 22:18 kommt wie eine Erlösung daher. Aber der Kontrahent ist zäh.

Der Tsunami hat seine Wucht verloren. Gisbrecht gelingt das 22:20. Nee, nee. Die HSG trifft nicht mehr - und arbeitet in der Abwehr nicht mehr geschlossen und konsequent. Glückt Körle/G. der Anschlusstreffer? Tatsächlich. Aufmunterndes Klatschen begleitet die HSG - und das benötigt sie auch jetzt. Zwei Tore hat sie erst geworfen nach 14 Minuten im zweiten Abschnitt - und acht kassiert.

Minute 46: Der Gast geht in Front

Auch Bosold scheitert von außen. Niemand in der Halle möchte, dass Körle/Guxhagen der Ausgleich gelingt. Doch, es ist so. In Minute 46. So schnell geht das im Handball. Selten hätte ein Tor dem Spiel so gut getan. Eines der HSG. Lukas Dimmerlings Tor gilt nicht. Schritte. Jetzt geht der Gast in Führung. Hände recken sich nach oben.

Weinbörner gleicht aus. Noch elfeinhalb. Jetzt muss die HSG zusehen, dass sie im Spiel bleibt. Wieder schafft die HSG den Ausgleich. Sie muss beißen jetzt. Gisbrecht ist vom Punkt erfolgreich. Die HSG-Abwehr packt zu spät zu jetzt. Nach einem Tempogegenstoß führt sie gar mit Dreien - 25:28 aus HSG-Sicht. Bin ich jetzt im falschen Film hier?

Noch acht Minuten. Auf zum Endspurt. Hirsch verkürzt. Doch das nützt vorerst nichts. Auf Zeitspiel springen die Schiris nicht an. Gisbrecht holt immer wieder geschickt Freiwürfe heraus. Beim 30:26 führen sie mit Vieren - nachdem sie zur Pause mit Sieben hinten gelegen hatten. Wie gibt es denn sowas?

Blinzlers Aha-Tor hilft nicht

Noch fünfeinhalb Minuten. Noch ist es möglich. Kein Zeitspiel. Aber Siebenmeter. Und der sitzt. 31:26 für den Gast. Noch drei Minuten - also, ich glaub noch dran. So geht's doch: Fabian Hirschs mutiges Eins-gegen-Eins ermöglicht Treffer 27. Herber hält Gisbrechts Siebenmeter. Und was ein Tor. Blinzler setzt beim Abpraller nach, wirft sich in den Kreis - und sorgt für Tor 28. Noch eineinhalb Minuten.

Dieser Kempa war's wohl zugunsten des Gastes. Das war das 32:29. Noch gut eine Minute. Tor Nummer 33 macht es endgültig klar. Die Frage, wie man solch einen kommoden Vorsprung herschenken oder besser gesagt, damit umgehen kann, ist müßig. Doch Kopf hoch, HSG Großenlüder/Hainzell. (wk)


HSG Großenlüder/Hainzell:
Stradtmann, Sippel, Weinbörner, Bosold, Kirsch, Simon Münker, Malolepszy, Herber, Lukas Dimmerling, Blinzler, Washner, Deppe, Henrik Dimmerling, Goßmann

MSG Körle/Guxhagen: Rulff, Käutner, Hellwig, Wicke, Ploch, Lanatowitz, Gisbrecht, Bachmann, Griesel, Janosch, Schröder +++

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