Alte und neue Schicksale im Tierheim

Bei eisiger Kälte in einer Box entsorgt oder als Spielzeug ausrangiert

Vor allem zur Weihnachtszeit, die von zwischenmenschlichen Beziehungen fast schon lebt, sollte man sich daran erinnern, dass dieses Mitgefühl über alle Lebensformen hinweg reicht und Tiere mehr als nur Sachen sind.
Fotos: Carina Jirsch

25.12.2024 / FULDA - Was haben Mozart, Bilbo und Snoopy gemeinsam? Diese Namen gehören Tieren, die im Tierheim Fulda/Hünfeld auf ein neues Zuhause warten. Einige von ihnen verbringen bereits die Hälfte ihres Lebens dort, nachdem sie von ihren früheren Familien zurückgelassen worden sind. Zum Glück sind Tierheime weit mehr als nur Zufluchtsorte für herrenlose Tiere; sie sind ein Hoffnungsschimmer, ein Ort, an dem Leben gerettet und Liebe geschenkt wird. Zur Weihnachtszeit war OSTHESSEN|NEWS wieder vor Ort.



"Zurzeit kümmern wir uns um etwa 120 Katzen, 30 bis 40 Hunde, einen Hasen und zwei Wellensittiche. Wir haben einen Aufnahmestopp und nehmen nur noch Fundtiere auf", erklärt Victoria Blum. Sie führt uns durch das Tierheim. Die 34-Jährige ist seit fast sechs Jahren im Vorstand und speziell für die Hundevermittlung zuständig. Wieder besonders problematisch in diesem Jahr: Katzen. "Zwischenzeitlich hatten wir über 150. Zum Glück konnten einige von befreundeten Tierheimen aufgenommen werden. Wir stoßen an unsere Kapazitätsgrenzen, denn es wird nicht kastriert und die Katzen vermehren sich unkontrolliert. Oft sind sie krank, wenn sie zu uns kommen. Es wird jedes Jahr schlimmer. Umso wichtiger ist es, dass Besitzer ihre Freigängerkatzen kastrieren lassen" Im letzten Jahr kosteten allein die Katzen das Tierheim 100.000 Euro an Tierarztuntersuchungen – ohne Medikamente und Laborkosten.

Alte Schicksale wie Mozart, Chaya und Attilla …

Doch was ist mit den Tieren, die wir letztes Jahr schon gesehen haben? Die meisten sind immer noch hier, darunter auch Mozart. Der "sanfte Riese" ist verspielt und liebt Kuscheleinheiten, aber viele Menschen schrecken wegen seiner Größe zurück. Er ist nun seit drei Jahren hier. Auch Chaya begegnen wir wieder. Die Hundedame brachte damals elf Welpen zur Welt, die inzwischen alle vermittelt wurden. Leider ist der Vater, Jackson, an Krebs gestorben. Sie bleibt allein zurück. Listenhund Josef, ein Kaukasischer Owtscharka, fiel schon damals durch sein Fell und seine Größe auf. "Die Familie, die ihn angeschafft hat, sah nur den kleinen süßen Teddybären. Mit zehn Monaten war er ihnen jedoch zu groß und wurde hier abgegeben", erklärt Blum. Es gibt aber auch gute Nachrichten: Attila, der ins Tierheim kam, weil seine Familie umziehen musste und der neue Vermieter keine Hunde erlaubte, wurde inzwischen wieder von seiner Familie zurückgeholt.

... neue Schicksale wie Joules, Snoopy oder Cookie

Leider gibt es auch neue Tiere in den Zwingern. Besonders ins Auge fällt Joules. Die zehnjährige Hundedame wurde ursprünglich nur für einige Monate zur Pension hiergelassen. Es scheint jedoch, dass sie hierbleiben muss, da ihr Frauchen sie aus persönlichen Gründen nicht zurücknehmen kann. Ihr trauriger Blick spricht Bände, während sie ruhig in ihrem Körbchen liegt. Dabei liebt sie nichts mehr als Zuneigung und Schmuseeinheiten. Viel aufgeregter ist da Snoopy. Der Jack-Russell-Terrier streunte tagelang auf einem Firmengelände umher, bevor er schließlich im Tierheim landete. Sobald man sich jedoch mit ihm beschäftigt, zeigt er sich von seiner ruhigen Seite. Cookie, ein Mischling aus belgischem Schäferhund, wurde hingegen abgegeben. Obwohl sie zunächst gelassen wirkt, ist sie sehr verspielt und liebt es, draußen herumzurennen. Sie alle warten auf eine passende Familie.

Poppy hingegen hat Glück: Sie ist der letzte verbliebene Hund, der nach dem schlimmen Animal Hoarding-Fall im Landkreis Hersfeld-Rotenburg im April (O|N berichtete) hier aufgenommen wurde. Nachdem ihre Schwester Jenny bereits vermittelt wurde, hat auch der zweijährige Jack-Russell-Mischling nun ein neues Zuhause gefunden.

Fünf Kittens bei Minusgraden vor den Toren weggeworfen

"Jedes Tierschicksal berührt uns tief, das lässt niemanden kalt. Am schlimmsten ist es jedoch, wenn ein Tier eingeschläfert werden muss. Man wünscht sich doch, dass jedes Tier seinen Lebensabend in einem warmen Zuhause verbringen kann." Umso größer ist die Freude, wenn ein Tier vermittelt werden kann. "Es ist ein unglaublich gutes Gefühl, aber man sieht dem auch mit einem lachenden und einem weinenden Auge entgegen. Schließlich gibt man ja sein 'Baby' ab", erzählt die Hundevermittlerin, die immer sehr genau hinschaut.

Wütend macht sie hingegen, wie manche Menschen mit Tieren umgehen. "Was leider viel zu oft passiert ist, dass die Tiere einfach vor unseren Toren ausgesetzt werden. Erst letztens hatten wir fünf Katzenjunge in einer Box, die bei den Minusgraden draußen beim Zufahrtsschild 'weggeworfen' wurden. Zum Glück haben wir sie schnell gesehen, denn sie waren schon total verrotzt und in einem schlechten Zustand."

Umso wichtiger ist es, solche Organisationen zu unterstützen. Was würde mit den Tieren passieren, wenn wir keine Tierheime hätten? Sie liegen in unserer Verantwortung. Bei den ganzen steigenden Tierarzt- und Personalkosten ist das Team sicherlich für jede Spende dankbar. Jeder Cent kann helfen, damit sie weiterhin für jedes Tier alles gegen können. (Mathias Schmidt) +++

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