"Parkmisere" vor Fertigstellung

Anwohnerin der unfertigen Meisebacher Straße: "Ich fühle mich übergangen"

Eine Anwohnerin der Meisebacher Straße in Bad Hersfeld ist unzufrieden mit der Parksituation vor ihrem Haus.
Fotos: Christopher Göbel

06.12.2024 / BAD HERSFELD - Die Arbeiten an der Meisebacher Straße in Bad Hersfeld schreiten zügig und planmäßig voran. Doch was zunächst nur auf den Bauzeichnungen zu erkennen war, sorgt nun bei einigen Anwohnern für Irritationen - vor allem, was die zukünftige Parksituation betrifft. Eine Leserin von OSTHESSEN|NEWS wandte sich an die Redaktion, um ihre Bedenken zu schildern. O|N berichtete mehrfach über die umfangreiche Baumaßnahme.



Renate Stübing wohnt in der Hausnummer 28. Die ersten Parkbuchten in Richtung Innenstadt beginnen bei Hausnummer 32. "Sehr erstaunt war ich schon, als ich sah, wie breit der Bürgersteig vor meinem Grundstück werden wird, was ja Mehrarbeit in Form von Kehren sowie Beseitigen von Schnee und Eis bedeutet", so Stübing gegenüber OSTHESSEN|NEWS. Nachdem der dritte Bauabschnitt in diesem Bereich sichtbarer wurde, bemerkte die Anwohnerin, dass auf dem Gehweg vor ihrem Haus Poller eingebaut werden sollen. "Wo sollen wir nun parken? Und auch zum Ein- oder Ausladen werden wir keine Möglichkeit mehr vor unserem Haus haben", bemängelt sie.

"Verbesserung der Nahmobilität"

Mit ihrem Anliegen habe sich Stübing bereits an die Stadtverwaltung gewandt. "Die Stadtverwaltung hat mir aufgrund meiner Anfrage nur ein vorgedrucktes Infoschreiben geschickt, das darauf hinweist, dass die Maßnahmen wirkungsvoll und nachhaltig zur Verbesserung der Nahmobilität beitragen sollen. Wo die Anwohner Meisebacher Straße 28/30 sowie Ecke Reckeröder Straße parken sollen, wurde nicht beantwortet", so Stübing. Auch ihre Bitte um einen Ortstermin sei unbeantwortet geblieben.

Vor Beginn der Bauarbeiten hatte die Stadt im Februar dieses Jahres zu einer Informationsveranstaltung für Anwohnerinnen und Anwohner in die Stadthalle eingeladen. Dort wurden alle Maßnahmen detailliert vorgestellt. "Ich war dort. Das ganze Ausmaß der Parkmisere war da zwar schon zu erahnen, mehr aber nicht", so die Anwohnerin. Es habe bei der Veranstaltung schon Einwände gegeben, beispielsweise wegen des Radweges, der durch das parallel verlaufende Schlippental führen werde. Die Mitarbeiter der Stadt hätten dann darauf hingewiesen, dass es eine öffentliche Präsentation gegeben habe, bei der Einwände hätten geäußert werden können. Dieses Angebot hätten lediglich zwei Personen in Anspruch genommen.

Blumenrabatten statt Parkplätzen

"Auf der unserem Grundstück gegenüberliegenden Straßenseite hatte ich angenommen, dass dort zwei Parkplätze gebaut würden. Nun ist aber klar, dass dort Blumenrabatten entstehen", empört sich Renate Stübing. Dass an bestimmten Stellen Poller gebaut würden, sei ebenfalls nicht ersichtlich gewesen. Sie hätte das erst im Laufe der Bauarbeiten bemerkt. "Diese Poller werden installiert, um darunterliegende Kabel, Rohre und Leitungen zu schützen", so Stadtsprecher Meik Ebert auf Anfrage von O|N. Um spätere Schäden zu vermeiden, solle mit den Pollern verhindert werden, dass dort Fahrzeuge teilweise auf dem Gehweg parken.

"Wir sind absolut glücklich mit dem Verlauf des Projekts", so Ebert. Es gebe keinen Zeitverzug und auch bei den Kosten der "größten Baumaßnahme der letzten Jahre" seien keine eklatanten Preissteigerungen eingetreten. "Dafür dankt die Stadt dem Bauunternehmen Räuber", sagt der Stadtsprecher. Die Parkmöglichkeiten beziehungsweise Parkbuchten an der Meisebacher Straße wurden nach Erfahrungswerten geplant und eingerichtet. "Dadurch soll das Wildparken zukünftig vermieden werden", erläutert Ebert. Er verstehe, dass es bei einigen Anwohnern deshalb nun zu Irritationen gekommen sei, wenn direkt vor ihren Grundstücken nun nicht mehr geparkt werden könne. "Es gibt auch Anwohner, die inzwischen eigene Parkmöglichkeiten auf ihren Grundstücken gebaut haben", sagt der Stadtsprecher.

Ebert: "Pläne wurden nicht verändert"

Das reicht Renate Stübing aber bei Weitem nicht. "Ich fühle mich übergangen, weil ich noch nicht einmal mehr vor der Haustüre ein- und ausladen kann", sagt sie. Auf ihr persönliches Vorsprechen bei der Stadtverwaltung sei sie "süffisant" auf die Einspruchsmöglichkeit nach der öffentlichen Einsichtnahme hingewiesen worden. "Man sagte mir, dass es bekannt sei, dass zu wenig Parkmöglichkeiten vorhanden wären - aber das seien die Vorgaben", so die empörte Anwohnerin. Laut Ebert seien die Pläne zum Bau der Meisebacher Straße seit Februar nicht verändert worden.

Wie Ebert gegenüber O|N mitteilt, soll die Meisebacher Straße noch vor den Weihnachtsfeiertagen für den Verkehr freigegeben werden. (Christopher Göbel) +++

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