"Selig sind die Toten"

Grandioses Brahms-Requiem mit der Hersfelder Kantorei am Ewigkeitssonntag

Sebastian Bethge leitete den Konzertchor der Hersfelder Kantorei und die Thüringer Symphoniker Saalfeld-Rudolstadt durch die Aufführung des "Deutschen Requiems" von Johannes Brahms am Sonntagabend in der Bad Hersfelder Stadtkirche.
Fotos: Christopher Göbel

25.11.2024 / BAD HERSFELD - Das Deutsche Requiem von Johannes Brahms dürfte das meistgespielte Werk des Komponisten sein - sieht man einmal von "Guten Abend, gut' Nacht" und dem "Ungarischen Tanz Nummer 5" ab. Zugleich ist es sein größtes Werk, das für ein Konzert eines versierten Ensembles bedarf. Kantor Sebastian Bethge hatte mit dem Konzertchor der Hersfelder Kantorei und den Thüringer Symphonikern Saalfeld-Rudolstadt ein solches Ensemble zur Hand, als am Totensonntag "Ein deutsches Requiem" in der Bad Hersfelder Stadtkirche erklang.



Auch wenn das Requiem "nur" rund 70 Minuten dauert, besticht es mit seiner Intensität und den von Brahms gewählten Bibeltexten. "Selig sind die, die da Leid tragen" ist vertontes Mitgefühl, Tröstung für alle, die geliebte Menschen verloren haben. Innig und bis in die leisesten Passagen präsent agierte der rund 70-köpfige Chor. Der Trauermarsch "Denn alles Fleisch, es ist wie Gras", der sich mehrfach musikalisch im Orchester steigert, bestach vor allem durch die klangstarken Choreinsätze.

Vom zarten Pianissimo bis zu donnernden Posaunen

Der Bass Michael Marz und die Sopranistin Annika Rioux interpretierten ihre Passagen mit viel Verve, aber auch Gefühl. Für den Solo-Sopran hat Brahms einen tröstenden, lyrischen Text gewählt, der vom Chor untermalt wird. Rioux sang mir klarer Stimme und nicht nur, weil sie auf der Kanzel stand, schwebten ihre Töne über dem Publikum. Bodenständiger Michael Marz, der mit der Ankündigung "Denn es wird die Posaune schallen" die an ein "Dies irae" von Verdi oder Mozart erinnernde, klangstarke und prächtige Chorpassage einläutete.

In den anspruchsvollen Fugen "Die Erlöseten des Herrn werden wiederkommen" oder "Herr, du bist würdig" leitete Bethge Chor und Orchester durch die Klippen der Komposition. Nur an wenigen Stellen leicht auseinanderdriftend meisterten Sänger und Musiker diese wunderbaren Fugen. Sebastian Bethge hatte insgesamt recht rasche Tempi gewählt, was der Aufführung eine besondere Dramatik und Dynamik verlieh.

Herausragende Ensemble-Leistung

Brahms siebter Satz greift thematisch den Anfang wieder auf und mit "Selig sind die Toten" sowie dem gruselig anmutenden "Ja, der Geist spricht" und dem Wissen, dass die Verstorbenen in Gott ihre Ruhe gefunden haben, endete das beeindruckende Konzert mit einem tröstlichen Pianissimo.

Langer Applaus belohnte das Ensemble für eine herausragende Leistung, die mit der Vereinigung von Musik, Text und gelungener Interpretation eine beeindruckende Wirkung entfaltete. Chapeau! (Christopher Göbel) +++

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