MT rutscht in Eisenach aus

Tolle Stimmung vor 2.800 Fans in der Werner-Aßmann-Halle trägt ThSV zum Sieg

Fast 150 Fans unterstützten die MT in "Eisenachs Hölle" Werner-Aßmann-Halle
Foto: Selina Rieger

23.11.2024 / EISENACH/MELSUNGEN - Die MT Melsungen, Tabellenführer der DAIKIN Handball-Bundesliga, erlitt am Freitagabend im Thüringen-Hessen-Derby beim ThSV Eisenach eine etwas überraschende 32:31 (18:20)-Niederlage. Es ist die erste nach wettbewerbsübergreifend 13 siegreichen Spielen in Folge. Vor 2800 Zuschauern in der ausverkauften Werner-Aßmann-Halle waren Eisenachs Rückraumspieler Marko Grgic (11/1) und Melsungers Kreisläufer Rogério Moraes (6) die besten Torschützen.


MT-Trainer Roberto Garcia Parrondo schickte als Anfangsformation aufs Feld: Linksaußen David Mandic, Halblinks Elvar Örn Jonsson, Mitte Erik Balenciaga, Halbrechts Dainis Kristopans, Rechtsaußen Timo Kastening, Kreis Arnar Freyr Arnarsson und im Tor Nebojsa Simic. Für die Abwehr kam Adrian Sipos jeweils für Arnar Freyr Arnarsson. Parrondos Pendant auf Eisenacher Seite, Misha Kaufmann, stellte dagegen: Linksaußen Ivan Snajder, Halblinks Filip Vistorop, Mitte Marko Grgic, Halbrechts Simone Mengon, Rechtsaußen Gian Attenhofer am Kreis Peter Walz und im Tor Matija Spikic.

Ein nahezu ausgeglichenes Spiel bot sich den 2800 Zuschauern in der ausverkauften Werner-Aßmann-Halle während der ersten neun Minuten. Eisenach legte jeweils vor, die MT glich aus. Als Timo Kastening in der Abwehr erfolgreich einen Ball stibitzte und David Mandic auf die Reise schickte, erzielte der Linksaußen in der 10. Minute die erste Führung für die Nordhessen (5:6).

Es schien, als könnten die Gäste das Zepter in die Hand nehmen

Ab da schien es, als könnten die Gäste das Zepter in die Hand nehmen. Nebojsa Simic parierte gegen Linksaußen Ivan Snajder und vorne setzte Adrian Sipos den nächsten Treffer 5:7 (11.). Doch der ThSV ließ sich nicht beirren, glich dank Marko Grgic und Malte Donker wieder aus – und das auch, weil zwischendurch Ian Barrufet von der Strafwurflinie an Matija Spikic gescheitert war (7:7, 13. Min.).

Während Eisenachs Abwehr die MT-Angreifer immer wieder vor neue Situationen stellte und so den Spielfluss der Nordhessen zu hemmen suchte, hatte deren Defensive wiederum Mühe, die beiden gefährlichsten ThSV-Spieler ihrer Wirkung zu berauben. Sowohl Marko Grgic im linken als auch Malte Donker im rechten Rückraum konnten sich in der ersten Halbzeit immer wieder erfolgreich in Szene setzen. So ließen sich die Hausherren auch in den folgenden knapp 10 Minuten überhaupt nicht abschütteln. Mehr als ein Gleichstand, beziehungsweise ein Tor Vorsprung, war für die MT bis dahin nicht drin.

Ein Hauch Aufbruchstimmung

Nach 20 gespielten Minuten beorderte Roberto Garcia Parrondo Adam Morawski für den bis dahin etwas glücklosen Nebojsa Simic zwischen die Pfosten. Und sogleich verbreitete der polnische Keeper, nachdem Rogério Moraes das 13:14 erzielt hatte, mit einer Glanztat gegen den frei vor ihm auftauchenden Marko Grgic Aufbruchstimmung. Die sich zum Glück in den Angriff übertrug, wo David Mandic gegen den inzwischen von der Bank gekommenen Silvio Heinevetter das 13:15 (23.) gelang.

Das nächste Signal setzte Adam Morawski mit dem vereitelten freien Wurf von der Sechsmeterlinie von Fynn Hangstein. Kurz darauf netzte Timo Kastening per Gegenstoß zum 14:17 (26.) ein, womit die erste Drei-Tore-Führung geschafft war. Die hatte auch nach dem von Ian Barrufet verwandelten Strafwurf Bestand (15:18 (27.). Eisenach kam dann zwar noch einmal bis auf einen Treffer heran, aber Aaron Mensings Geschoss, eine Sekunde vor dem Pausenpfiff, nach einem Melsunger Timeout, bescherte den Rotweißen eine verdiente Zwei-Tore-Führung (18:20).

Der ThSV gab nicht auf und kämpfte sich immer wieder heran

Nach knapp sieben gespielten Minuten in der zweiten Hälfte sah es so aus, als würde das Spiel den erwarteten Verlauf nehmen. Der Tabellenführer hatte inzwischen wieder die Hoheit erlangt und lag mit drei Toren vorn (21:24). Adam Morawski trug mit einem gehaltenen Strafwurf ebenso dazu bei, wie Erik Balenciaga mit einem No-Look-Pass auf David Mandic oder Dainis Kristopans, der das Spielgerät gefühlvoll aus der "zweiten Etage” auf Rogério Moraes abtropfen ließ.

Aber wieder kämpften sich die Thüringer verbissen heran. Verantwortlich für den Gleichstand zum 24:24 (41.) war Rückraumspieler Filip Vistorop mit einem lupenreinen Hattrick. Die Werner-Aßmann-Halle glich einem Tollhaus. Zwischenzeitlich mussten die Schiedsrichter sogar kurz unterbrechen, weil aus dem ThSV-Fanblock einen Trommelstock aufs Spielfeld geflogen war.

Eisenach witterte seine Chance

Im MT-Angriff schlichen sich nun Fehler ein. Hier ein Ballverlust, dort ein Fehlpass, da eine vergebene klare Torchance. Zu allem Überfluss war Aaron Mensing nach einem Wurfversuch unglücklich umgeknickt. Der Halblinke musste vom Feld geführt werden, für ihn war das Match zu Ende. Auf der anderen Seite wurde erneut Filip Vistorop gefeiert als er das 25:24 (46.) erzielte. Keine Frage, der vermeintliche Underdog witterte spätestens jetzt seine Chance.

Doch Melsungen behielt zunächst die Ruhe. Wenngleich auch nicht die Souveränität ausstrahlend, die die Mannschaft bislang in dieser Saison ausgezeichnet hat. Dafür war die Fehlerquote in der Offensive etwasg zu hoch und die Abwehr bekam die entscheidenden Akteure des Gegners nicht in den Griff. Zudem erwies sich Eisenachs 5:1-Abwehr als ziemlich effektiv. Das 26:27 (49.) durch Rogério Moraes sollte die letzte Führung der Nordhessen in diesem Match bleiben.

Noch drei Minuten zeigte die Uhr

Nichtsdestotrotz hatten die Rotweißen auch nach dem 28:27 (51.) durch den an diesem Abend überragenden Schützen Marko Grgic weiterhin Gelegenheiten, das Match wieder zu den eigenen Gunsten zu drehen. Etwa als Ian Barrufet durch sein Tor von außen den zuvor vergebenen Strafwurf wettmachte, Nebojsa Simic Fynn Hangstein entzauberte und Dainis Kristopans zum 30:30 und Rogério Moraes zum 31:31 ausglichen. Da zeige die Uhr noch genau drei zu spielende Minuten an.

Und nun zeigte auch Eisenach Nerven. Marko Grgic mit einem Fehlwurf aus dem Rückraum, Matija Spikic mit einem misslungenem Wurfversuch ins verwaiste MT-Tor, wo im letzten Moment Nebojsa Simic zur Stelle war, und Ivan Snajder mit einem Foul, das für ihn die dritte Zeitstrafe bedeutete.

Die letzte Minute ist dann an Dramatik kaum zu überbieten: Ian Barrufets Treffer zählt nicht, der Linksaußen stand beim Wurf wohl im Torraum. Danis Kristopans wird beim Torwurf von den Beinen geholt, ein durchaus angebrachter Siebenmeterpfiff bleibt jedoch aus. Eisenachs Trainer Misha Kaufmann nimmt sieben Sekunden vor dem Ende ein Timeout. Nach Wideranpfiff stürmt der ThSV nach vorn. Die Situation ist unübersichtlich, erst recht für Nebojsa Simic. Der sieht den Ball, den Filip Vistorop aus 11 Metern irgendwie mitten durch die Abwehr feuert, erst als er im Tor landet. 32:31, Abpfiff, Eisenach jubelt. Und die MT erleidet nach wettbewerbsübergreifend 13 siegreichen Spielen in Folge die erste Niederlage. (pm)


ThSV Eisenach: Spikic (9 Paraden / 25 Gegentore), Heinevetter (1 P. / 6 G.) – Vistorop 8, Reichmuth, Capric, Hangstein Attenhofer 3, Walz 2, Mengon 4, Grgic 11/1, Meyer 1, Maric, Donker 2, Kurch, Snajder 1, Saul – Trainer Misha Kaufmann

MT Melsungen: Simic (3 Paraden / 21 Gegentore), Morawski (4 P. / 11 G.) – Enderleit, Balenciaga 3, Mandic 3, Sipos 2, Kristopans 3, Ignatow, Moraes 6, Drosten, Jonsson 4, Arnarsson, Cavalcanti, Mensing 2, Kastening 3, Barrufet 5/3 – Trainer Roberto Garcia Parrondo +++

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