Bilderserie von Carina Jirsch

Jeder Teilnehmer ist beim Heartbeat-Ultralauf ein Gewinner

Trotz winterlicher Temperaturen waren die Organisatoren sehr zufrieden.
Fotos: Carina Jirsch

23.11.2024 / FULDA - Laufen für den guten Zweck heißt das Motto am Samstag in Fulda: Beim Heartbeat-Ultralauf rund um die Johannisau steht nicht die beste Zeit im Fokus, sondern eine Krankheit. Zur besseren Forschung und Behandlung des Eiweißverlustsyndroms plant der Verein Fontanherzen ein interdisziplinäres Kompetenzzentrum aufzubauen. OSTHESSEN|NEWS konnte im Vorfeld mit Jennifer Romanowski vom Organisationsteam interessante Einblicke zum Laufevent erhalten.

O|N: Was macht den Lauf so besonders und warum findet er in Fulda statt?



Jennifer Romanowski: "Das Besondere an dem Lauf ist, dass weder Alter noch Fitnessstand die Teilnahme und den Erfolg beeinflussen. Von Kleinkind bis Senior, von Spaziergänger bis Profi-Ultraläufer kann jeder mitlaufen. Da es weder eine Platzierung, noch ein Zeit-Limit gibt, haben die Teilnehmer überhaupt keinen Druck. Es geht hier nicht darum, wer der Schnellste ist, das wäre eine falsche Message für die Kinder, für die wir das Ganze veranstalten. Sondern darum, möglichst viele Runden zu schaffen, um durch viele Spenden möglichst viel zur Verbesserung der Leben der betroffenen Kinder und Familien beitragen zu können.

Das sorgt für eine enorme Motivation unter den Teilnehmern, die dadurch letztes Jahr unglaublich weit über ihre Grenzen gegangen sind. Sie machen also nicht nur die Mitglieder des Vereins Fontanherzen glücklich, sondern auch sich selbst. Und die Überwältigung und der Stolz in den Augen der Teilnehmer an der Ziellinie war nicht zu übersehen. Das letzte Jahr hat gezeigt: unsere Teilnehmer erleben ein hohes Maß an Selbstwirksamkeit und Selbstwert."

O|N: Was erhoffen Sie sich als Veranstalter von dem Event?

Romanowski: "Vorrangig wünsche ich mir, dass der Verein mehr Bekanntheit erfährt, denn das sorgt dafür, dass mehr Menschen erfahren, wie schlecht es unseren Kindern geht, wenn sie schlecht oder zu spät behandelt werden. Oder auch, wie sehr Familien - vor allem Geschwisterkinder - unter den Strapazen der Erkrankung leiden und welch großen finanziellen Einschnitte diese Diagnose für sie bedeutet.

Der Verein kann Familien auffangen und unterstützen. Und wichtig: die Spenden, die über das Event zustande kommen, werden dringend gebraucht, um Ärzte verschiedener Fachrichtungen miteinander zu vernetzen und Wissen zu bündeln. Später soll das alles in einem interdisziplinären, klinikunabhängigen Fontan-Kompetenzzentrum passieren. Kinder mit Fontankreislauf sind palliativ operiert. Und diese verkürzte Lebenszeit wollen wir ihnen und ihren Angehörigen so angenehm wie möglich machen. Derweil arbeiten wir mit Hochdruck an einer App, die Betroffenen und Eltern in dieser Richtung extrem hilfreich sein wird."

O|N: Mit wie vielen Teilnehmern rechnen Sie bei der Veranstaltung?

Romanowski: "Vor Ort erwarten wir 750 Teilnehmer. Mehr Startnummern haben wir dieses Jahr nicht. Virtuell sind es, Stand jetzt, über 200."

O|N: Was ist der Unterschied zu anderen Laufveranstaltungen in der Region und darüber hinaus?

Romanowski: "Es gibt keine Regeln. Also fast keine. Start ist ab 06:00 Uhr und gelaufen werden kann bis 21:00 Uhr. In dem Zeitraum kann ein Teilnehmer starten, wann er möchte, pausieren so oft und so lang er möchte und seinen Lauf beenden, wann er möchte. Zudem ist der Lauf mit maximal 112 möglichen Kilometern der längste Lauf im Umkreis. Praktisch: Gelaufen wird auf einer 6-Kilometer-Runde, Kinder laufen auf der 400-Meter-Tartanbahn. Das bedeutet, dass jede Teilnehmer neu entscheiden, ob er sich noch eine Runde zutraut, oder nicht. Außerdem gibt es kein Podest. Jeder ist ein Gewinner. Ebenfalls keine Altersbeschränkung beim Kinderlauf, da wir auch ältere Kinder gemeldet haben, die aber aufgrund ihrer Behinderung nicht in der Lage sind, die 6-Kilometer-Strecke zu bewältigen. Diese dürfen gerne auf den 400 Metern starten, was bei anderen Läufen nicht möglich ist."

O|N: Der gute Zweck steht im Mittelpunkt: Wie kann man das geplante interdisziplinäre Kompetenzzentrum sich als Laie vorstellen?

Romanowski: "Unsere Kinder leben palliativ mit einem kompliziert umgebauten Herz-Kreislauf-System (Fontan-Kreislauf). Dieses ist sehr anfällig, was zu schweren, häufig lebensbedrohlichen Folgekomplikationen führt. In einem interdisziplinären, klinikunabhängigen Fontan-Kompetezzentrum, sind Ärzte aller Fachrichtungen vernetzt, die es braucht, um einen Fontanpatienten gut zu betreuen und Komplikationen rechtzeitig erkennen und gut behandeln zu können. Der Grund für die schweren Verläufe und die hohe Sterberate unter Fontanpatienten ist häufig eine unzureichende Betreuung interdisziplinär."

Noch bis 21 Uhr sind die Läufer in der Domstadt unterwegs und laufen für den guten Zweck. Unsere Fotografin Carina Jirsch hat zudem schon einige Impressionen vom Event eingefangen. (Kevin Kunze)+++

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