Die etwas anderen Adventskalender

Niedrigschwellige MINT-Angebote: Knobeln und Gewinnen

Preisverleihung am 26. Januar 2024: Hier bekommen die Gewinnerinnen und Gewinner von "Mathe im Advent" 2023 ihre Preise überreicht.
Foto: Kay Herschelmann

24.11.2024 / REGION - Schokolade, Tee, Beauty-Produkte, Socken oder Spielzeug – Adventskalender sind in den Geschäften der Innenstadt allgegenwärtig. Aber gibt es Adventskalender, die nicht nur für jeden Tag im Advent eine Freude bereithalten, sondern auch neue Kenntnisse und Fertigkeiten vermitteln? Die gibt es, und die sind auch noch kostenlos und für alle zugänglich. "Mathe im Advent" und "Physik im Advent" sind niedrigschwellige Angebote aus dem Bereich MINT und werden teils auch an den Schulen des Landkreises Fulda genutzt.



"Mathe im Advent" hält jeden Tag eine knifflige Rechenaufgabe bereit, deren Lösen logisches Denken, räumliches Vorstellungsvermögen und manchmal auch einfach Spaß am Ausprobieren erfordert. Bei "Physik im Advent" (initiiert von der Georg-August-Universität Göttingen) geht es dagegen darum, physikalisches Grundverständnis zu entwickeln und die Gesetze der Natur zu verstehen. Hessen liegt, wenn man sich das Verhältnis der prozentualen Verteilung der teilnehmenden Schülerinnen und Schüler an der Einwohnerzahl anschaut, im Mittelfeld. Besonders hoch ist die Teilnahme in Baden-Württemberg und in Hamburg und Berlin.

Nicht nur für eine begabte Elite interessant

"Mathe im Advent" besteht eigentlich aus zwei Adventskalendern: Eine Version richtet sich an Kinder und Jugendliche der Jahrgangsstufen 4 bis 9, eine schwierigere Version an die Jahrgangsstufen 10+. Der online Adventskalender steht unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Die Teilnahmezahlen stiegen in den letzten Jahren, insgesamt waren letztes Jahr 172.328 Schülerinnen und Schüler dabei, begleitet von 8.9984 Lehrkräften. In 62 Ländern weltweit beteiligten sich insgesamt 7.735 Schulen an dem Wettbewerb. Der Anteil der weiblichen Schülerschaft liegt seit Erhebung der Zahlen im Jahr 2010 kontinuierlich bei 50 bis 55 Prozent.

"Das ist ein ganz interessantes Konzept. Wir versuchen, Mathe im Advent mit den Schülerinnen und Schülern zu nutzen", erklärt Kilian Farnung vom Fachbereich Mathematik der Mittelpunktschule Hohe Rhön in Hilders. Auch andere Schulen nutzen den mathematischen Adventskalender im Unterricht. Dominic Di Meglio (ebenfalls Fachbereich Mathematik) von der Wigbertschule in Hünfeld erzählt: "Jedes Jahr machen etwa zehn Klassen von uns mit. Wir besprechen die Aufgaben im Unterricht, die Schüler und Schülerinnen lösen sie und geben die Antworten zu Hause online ein. Das wird von den Familien gerne begleitet."

Finanzierung über verschiedene Quellen

Die Wigbertschule nutzt allerdings auch den weniger bekannten Wettbewerb "Physik im Advent", um den Schülerinnen und Schülern den Spaß am Experimentieren nahezubringen. Auch hier gibt es das Klassenspiel, in dem Sachpreise und Klassenausflüge gewonnen werden können. Der Physikraum der Schule wird im Dezember täglich eine halbe Stunde vor dem eigentlichen Unterrichtsbeginn geöffnet, damit Schülerinnen und Schüler unter der Aufsicht der Fachlehrkräfte Physik das jeweilige Tagesexperiment mit den von der Schule bereitgestellten Materialien durchführen können. Die Teilnahme am Klassenspiel ist kostenpflichtig, anders als die Teilnahme für Einzelpersonen. "Wir haben das in den letzten Jahren über Schulmittel finanziert", erinnert sich Di Meglio, "Das Programm Löwenstark konnte dafür genutzt werden. Aber das fällt jetzt weg, wir müssen einen anderen Weg finden." In anderen Regionen Deutschlands übernehmen Stiftungen, Fördervereine und Unternehmen die Teilnahmegebühren für die Schulen.

"Das ist Begabtenförderung", sagt dagegen Bert Thieme aus der Fachschaft Mathematik der Freiherr-vom-Stein-Schule in Fulda. "Im normalen Unterricht ist die Teilnahme nur sehr schwer durchgehend leistbar. Meine Erfahrung ist, dass die Schülerinnen und Schüler ein-, zweimal vergessen, die Antworten online einzugeben, und dann frustriert abspringen, weil sie sich sowieso keine Hoffnung mehr auf einen Gewinn machen."

Seit dem 1. November 2024 können sich Kinder, Jugendliche und Erwachsene wieder zum Einzelspiel anmelden. Das ist unabhängig von einer Teilnahme der Schule möglich. Wie Schulen das Engagement ihrer Schülerinnen und Schüler honorieren, zeigt die Wigbertschule auf ihrer Website: Den Preisträgern und Preisträgerinnen von "Physik im Advent" 2023 wurde im News-Bereich gratuliert. (mbw) +++

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