Requiem für Lothar Jordan

Abschied von einem Visionär in der osthessischen Bildungslandschaft

Am Montag fand das Requiem für den verstorbenen Bildungspionier Prof. Dr. Lothar Jordan im Dom zu Fulda statt
Fotos: Marius Auth

19.11.2024 / FULDA - Im Alter von 71 Jahren ist Professor Dr. Lothar Jordan Ende Oktober gestorben. Während eines feierlichen Requiems im Fuldaer Dom haben nun Familie, Freunde und die große Schulgemeinde Abschied vom langjährigen Direktor des Bildungsunternehmens genommen – mit bewegenden Worten.



Ein Visionär, der die Bildungslandschaft in Fulda und darüber hinaus geprägt hat – dieses Attribut klang während des Requiems für Lothar Jordan in der Predigt und 13 Nachrufen am Ende des Gottesdienstes immer wieder durch. Zelebriert wurde dieser im vollbesetzten Dom zu Fulda von Domkapitular Professor Dr. Cornelius Roth, der zu Beginn seiner Worte von einer persönlichen Begegnung mit dem Verstorbenen berichtete.

"Vor knapp zehn Jahren erhielt ich einen Anruf. In der Woche zuvor hatte ich Dr. Jordans Mutter beerdigt. Diese Feier hat ihn so sehr berührt, dass er mir seinen Wiedereintritt in die katholische Kirche ankündigte", schilderte Roth. Diskussionen habe es darüber nicht gegeben - wie stets, wenn Jordan, der am 31. Oktober im Alter von 71 Jahren verstorben war, einen Entschluss gefasst hatte. Das Bildungsunternehmen habe Jordan, der einst Pfarrer werden wollte, seit 1985 nicht nur mit Fleiß und Zielstrebigkeit geführt, sondern auch herzlich, mit tiefgründigem Humor und letztlich wie eine Familie. Mitunter sei er dabei auch hart zu sich selbst gewesen und habe auch Ecken und Kanten gehabt, sagte Roth.

Mit "Glück" durch den Schulunterricht

Mit Blick auf die alttestamentarische Lesung sagte Roth: "Dr. Jordan hat im Leben Höhen und Tiefen gemeistert. Seinem Leben kommt ein Text aus dem Buch Kohelet, nachdem alles seine Zeit hat, sehr nahe. Und vielleicht war er auch eine Quelle für den über Fulda hinaus beachteten Glücksunterricht." Jordan, ein Mann mit vielen Interessen und Kontakten, habe stets zum richtigen Zeitpunkt gewusst, was tun sei. "Wir legen Lothar Jordan in die Hände Gottes und vertrauen darauf, dass er von dort auf die Schulgemeinde und alle Menschen schaut, denen er verbunden war", schloss Roth seine Predigt.

Dieser Gedanke, dass der Verstorbene seinen Platz im Jenseits gefunden habe, wurde auch in den 13 Trauerreden immer wieder deutlich: sei es der Gedanke, dass er "von da oben" auf sein Bildungsunternehmen und dessen Entwicklung blicke, oder aber die Vorstellung, dass er "egal ob bei den Engeln oder Teufeln", schon mit grüner Tinte geschriebene Anweisungen verteile. Ebenso oft versprachen die vielen Redner aus der Lehrerschaft, die wie auch Schüler- und Elternvertreter ihren persönlichen Dank an Jordan ausdrückten, das Bildungsunternehmen in Jordans Sinne weiterzuführen. Immer wieder wurde der Verstorbene, der seine Schüler als seine Kinder angesehen habe, für seine Visionen und Innovationen, für Fleiß und Beharrlichkeit gelobt. Keinen Hehl machten die Trauerredner auch daraus, dass Jordan seine an sich selbst gesetzten hohen Maßstäbe auch an sein Umfeld anlegte, das er jedoch auch immer gefördert habe.

Tenniskameraden und Freunde erinnerten sich zudem an persönliche Begegnungen mit Jordan, der etwa spontan bei Studenten-Tennisturnieren eingesprungen sei – wohl wissend, dass er auf dem Platz untergehen werde. Eine andere Anekdote zu dem Mann, der Hunde, flotte Autos und gutes Essen geliebt habe, handelte von einer Tour in seinem Oldtimer. Auf der Champs Elysées habe ein Passant einen Zettel mit der Aufschrift "Ich zahle jeden Preis" in das VW-Cabrio geworfen. Kommentiert habe Jordan dies lediglich mit den Worten: "Herzensdinge sind unverkäuflich." (Andreas Ungermann) +++

X