Kein Freibad vor 2026 und finanzielle Misere

Bürgermeister Klug setzt auf Zusammenarbeit und Austausch

Peter Klug war bei uns in N23, dem Herzstück unseres Portals.
Fotos: Hannes Mayer

29.11.2024 / BAD SALZSCHLIRF - In der Gemeinde Bad Salzschlirf ist so langsam wieder politischer Alltag eingekehrt. Nachdem bei den Bürgermeisterwahlen im Juni mehr Aufregung als für den Kurort üblich zu verspüren war, sitzt seit dem 01. Oktober ein neues Gemeindeoberhaupt auf dem Chefsessel im Rathaus: (Neu)-Bürgermeister Peter Klug (FWL). Im Interview mit OSTHESSEN|NEWS spricht er über die finanzielle Lage der Gemeinde, das Dauerthema Freibad und über die Zukunft der Kommune.



Mit 60 Prozent konnte sich Klug bei der Wahl im Juni klar gegen (Ex)-Bürgermeister Matthias Kübel (CDU) durchsetzen, der somit nach seiner zweiten Amtszeit den Platz räumen musste (O|N berichtete). An Erfahrung mangelt es Klug dabei nicht. Zwölf Jahre lang leitete er die politischen Geschicke der mittelhessischen Kleinstadt Laubach im Landkreis Gießen. Seit dem 01. Oktober ist er jetzt der neue Rathauschef in Bad Salzschlirf.

Der Start verlief für Klug optimal. "Mein erster Eindruck? Alle sind sehr freundlich und es macht unglaublich viel Spaß. Gleich am ersten Montagmorgen habe ich eine Führungskräfterunde eingeführt, bei der wir uns über wichtige Anliegen ausgetauscht haben. Mittlerweile fühle ich mich schon gut eingelebt. Ich gehe jeden Morgen gerne ins Rathaus, bin meist um sechs Uhr der Erste dort und nehme mir meine Zeit. Es bleibt sogar Zeit für das Privatleben, für das Spinning Bike oder unseren Hund 'Arex'." Auch die Zusammenarbeit mit den anderen Fraktionen läuft laut Klug gut. Mit Matthias Kübel (CDU) hat er sich ebenfalls zusammengesetzt und ausgetauscht. "Er hat mir seine Unterstützung angeboten, was ich sehr schätze und keineswegs als selbstverständlich betrachte. Es ist fraglich, ob das in anderen Gemeinden auch so abgelaufen wäre", bemerkt Klug.

Ständiger Austausch - "Einen Alleingang, gibt es nicht"

Denn Austausch ist ihm wichtig - egal in welcher Hinsicht. "Mir raucht jeden Abend der Kopf bei den vielen neuen Informationen. Klar behaupten dann manche: 'Herr Klug, Sie waren doch schonmal zwölf Jahre Bürgermeister'. Und natürlich kennt man sich dann in manchen Bereichen aus, aber jede Kommune ist komplett unterschiedlich. Man muss sich Zeit nehmen, alles anhören, sondieren und werten - das geht aber nur, wenn man mit verschiedenen Menschen gesprochen hat. Erst dann kann man eine Entscheidung treffen, die man im besten Fall aber gemeinschaftlich trifft", betont er. Bereits in seiner Wahlkampagne hieß es: "Ein Allein gibt es nicht."

"Schmieren mit unserem Haushalt ab"

Ganz oben auf der Prioritätenliste steht der Haushalt für 2025, denn Bad Salzschlirf schreibt rote Zahlen. "Zuschüsse wie die Schlüsselzuweisung oder der Bäderfinanzausgleich sind niedriger ausgefallen, weshalb wir die Verabschiedung des Haushalts für das kommende Jahr verschoben haben. Statt einer Null sind wir bei minus 1,5 Millionen Euro - den Haushalt für 2024 genehmigt zu bekommen, ist daher schwierig." Gespräche mit der Kommunalaufsicht laufen bereits auf Hochtouren. Ebenso wie die Straßenarbeiten und der Wasserkanal im Gewerbegebiet. "Finanziell konnte sich die Kommune das zwar nicht leisten, doch die hessische Landgesellschaft hat es vorfinanziert. Es war wichtig, hier ein Signal zu setzen und zu zeigen: Ja, wir nehmen eure Gewerbesteuern an, aber wir tun auch etwas dafür."

Keine Überraschung: Freibad-Eröffnung nicht vor 2026

Und täglich grüßt das Murmeltier: das Freibad. "Eine Neueröffnung wird es 2025 definitiv nicht geben. Zwar funktionieren die Pumpenanlagen, aber der Durchströmungstest steht beispielsweise noch aus, wobei wir optimistisch sind." Bei diesem Test wird gefärbtes Wasser durch die Rohre geleitet, um sicherzustellen, dass das Wasser innerhalb von 15 Minuten einen vollständigen Kreislauf durchläuft und die Leitungen frei sind. Eine Eröffnung wird frühestens 2026 angestrebt. Dies ist bereits eine große Herausforderung, und dann gibt es noch das Thema der Finanzierung. "Wir haben neue Fördermittel beantragt und müssen beispielsweise die Mittel vom Bund bis zum nächsten Jahr verbaut haben. Das wird sportlich. Zusätzlich erhalten wir zwei Millionen Euro vom Landkreis, aber nur, wenn wir uns von anderen Freibädern abheben - es geht um den Titel 'Bad' und das Thema Sole. Insgesamt wird es eine Investition von 7,5 Millionen Euro sein", schätzt der Bürgermeister, weist jedoch darauf hin: "Das sollte an sich kein Problem sein. Die Folgekosten werden jedoch eine Herausforderung werden."

Ähnlich schwierig gestaltet sich auch die Lage und rund um den "Lost Place" Thermenstandort. "Hier muss man interfraktionell diskutieren, wo die Reise überhaupt hingehen soll, ob man Investoren von außen findet oder anderweitig beispielsweise ein Solekompetenzzentrum mit medizinischer Versorgung anstrebt. So oder so benötigt man bei diesem Filetstück im Inneren der Gemeinde einen klaren Handlungsauftrag der Politik." Auch einen Bürgerentscheid würde Klug hier in Erwägung ziehen.

Klare Ziele für Bad Salzschlirf

Doch was will Klug in den ersten 100 Tagen erreichen - was soll sich in Bad Salzschlirf ändern? "Ich kann mit gutem Gewissen sagen, dass ich bis dahin keine Bäume ausreißen will oder kann, denn das ist verkehrt. Man muss sich Zeit nehmen, die Belange anzuhören, abzuwägen und dann vorrangige Aufgaben zu bestimmen. Um solche Entscheidungen zu treffen, benötigt man Input", erklärt der Rathauschef im Interview.

Dennoch hat er eindeutige Ziele vor Augen: "Wir wollen mehr Sauberkeit, eine eindeutige Richtung sowohl beim Freibad als auch beim Thermenstandort, und klare Investitionen bei unserer Wasserversorgung." (ms) +++

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