"Frieden beginnt bei mir"

Feierliche Verleihung des Elisabeth-Preises 2024 an ....

Am Freitagabend wurde der Elisabeth-Preis 2024 verliehen.
Fotos: C. Scharf/Caritas FD

16.11.2024 / FULDA - Schon seit 15 Jahren vergibt die Caritas im Bistum Fulda jährlich ihren Sozialpreis "Elisabeth-Preis", der immer im November rund um den Elisabeth-Tag überreicht wird und mit einem Preisgeld von insgesamt 3.000 Euro dotiert ist.



Im Wettbewerb 2024 ging es gemäß dem Caritas-Kampagnenthema "Frieden beginnt bei mir" um soziale Hilfsprojekte mit ehrenamtlicher Beteiligung, die einen Beitrag zu einer friedlicheren Gesellschaft leisten wollen, in der man sich auf Augenhöhe und mit Toleranz und Respekt voreinander begegnet.

Die unabhängige fünfköpfige Jury musste sich dabei zwischen sehr unterschiedlichen und interessanten Projekten und Initiativen entscheiden, die sich um den Elisabeth-Preis bewarben. Sie entschied sich für einen Ersten und einen Zweiten Preisträger – beide kommen aus Kassel und sind von der evangelischen Kirche initiiert worden.

Als Ersten Preisträger – verbunden mit einem anteiligen Preisgeld von 2.000 Euro – zeichnete die Jury das Projekt "Wächterdienst – Zusammenstehen gegen Antisemitismus in Kassel" des Ev. Stadtkirchenkreises Kassel und des Kirchenkreises Hofgeismar-Wolfhagen aus.

Der Wächterdienst wurde nach dem 7. Oktober 2023 ins Leben gerufen. Nach dem Angriff der Hamas auf Israel erlebten in Kassel wie anderswo auch die Jüdinnen und Juden stärker werdenden Antisemitismus und sorgten sich, zum Gottesdienst in die Synagoge zu gehen.

Spontan entstand eine Initiative nicht-jüdischer Menschen, die vor der Synagoge jeweils freitags am Abend symbolisch Wache stand, um einen ungestörten Sabbat-Gottesdienst zu ermöglichen. Damit sollte und soll einerseits Solidarität gezeigt werden, gleichzeitig aber auch Gesprächsbereitschaft signalisiert werden, wenn Menschen Redebedarf haben – zum Beispiel über den Nahostkonflikt oder die Lage der Menschen im Gaza – und dafür zum friedlichen Meinungsaustausch bereit sind. Es gehe dabei – so betonen die Initiatoren des Wächterdienstes ausdrücklich – nicht darum, im Nahostkonflikt irgendeine Partei zu ergreifen.

Es gehe einzig und allein darum, das "Nie wieder" ernst zu nehmen und zu verhindern, dass jüdisches Leben in Deutschland nochmals in irgendeiner Form bedroht wird, dass jüdische Mitbürger auf Grund ihrer Religion bedrängt oder in ihrer Religionsausübung behindert werden.

Der Zweite Preis und 1.000 Euro Preisgeld gehen an das Projekt "Café MIR" – ebenfalls in Kassel. Die dortige evangelische Immanuelkirche im Osten der Stadt beherbergt die Gemeinde von Menschen mit verschiedenem kulturellen und sprachlichen Hintergrund. Gleiches gilt für den Wohnraum um die Kirche herum, in dem Menschen ganz unterschiedlicher Herkunft und Weltanschauung ihr Zuhause haben.

Das "Café MIR" – MIR steht für Frieden – im Russischen wie im Ukrainischen – wurde bei der Gemeinde ins Leben gerufen, als klar war, dass mehrere Tausend ukrainische Flüchtlinge nach Kassel kommen würden. Im Ortskirchenvorstand fiel Ende Februar 2022 die Entscheidung, einen offenen Treff mit konkreten Hilfsangeboten zu schaffen. Derzeit ist es zwei Mal pro Woche geöffnet und wird dann jeweils von 60 bis 90 Menschen besucht. Ziel war es, den Geflüchteten eine Anlaufstelle zu bieten, wo sie Fragen stellen und Hilfe erfahren können.

Gleichzeitig wurde ein Netzwerk für humanitäre Hilfe organisiert, zum Beispiel um Hausrat und Kleidung für die Erstausstattung der Flüchtlinge bereitzuhalten oder um Menschen bei der Wohnungssuche zu unterstützen. Eine Kinderbetreuung schenkt den Kindern der Flüchtlingsfamilien immer wieder eine unbeschwerte Auszeit vom Alltag.

Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kirchengemeinde, die russisch oder ukrainisch sprechen, begleiten die Flüchtlinge bei Arztbesuchen und bieten durch Sprache und Kultur ein Stück Sicherheit und Heimat. Auch Deutschkurse sowie psychologische und seelsorgliche Gespräche gehören zum Angebot. Seine integrative Wirkung zeigt das Café MIR auch daran, dass ehemalige Flüchtlinge inzwischen dort selbst als Freiwillige mit engagiert sind.

Die Preisvergabe erfolgte am späten Nachmittag im Rahmen einer Feier in Fulda-Neuenberg. Zum Auftakt zelebrierte Bischof Dr. Michael Gerber einen Gottesdienst in der St. Andreas-Kirche. Anschließend erfolgte im benachbarten Bonifatiushaus die Preisvergabe. Laudatoren waren neben dem Bischof Diözesan-Caritasdirektor Dr. Markus Juch und Caritas-Vorstand Ansgar Erb. Die Preisvergabe im Bonifatiushaus wurde musikalisch begleitet vom CaritasChor 65+ unter Leitung von Sr. Hildegard Wolters. (pm/ci)+++

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