Arbeit am Limit

Lage bei der Bad Hersfelder Tafel ist angespannt: Viele Kunden, wenig Material

Silvia Hemel (Dritte von rechts), Edeltraud Iwan (Zweite von rechts) und Jutta Schreiber (rechts) mit den Tafel-Fahrern Arno Ebens und Klaus Gärtner beim Ausladen.
Fotos: Christopher Göbel

17.11.2024 / BAD HERSFELD - Die Situation verbessert sich nicht: Bei der Bad Hersfelder Tafel sind aktuell fast 1.300 Kundinnen und Kunden registriert, darunter 370 Kinder. Es gibt eine Warteliste und von den Supermärkten kommt zwar Ware zum Verteilen, aber "es könnte mehr sein", sagt die Tafel-Leiterin Silvia Hemel.



"Wir möchten die Warteliste gerne noch vor Weihnachten abarbeiten", sagt Hemel. "Und wir möchten auch versuchen, im Januar neue Kunden aufzunehmen", fügt Edeltraud Iwan hinzu. Vor allem durch den Krieg in der Ukraine seien in den vergangenen Monaten mehr Menschen zur Bad Hersfelder Tafel gekommen. Die Kundschaft der Tafel ist bunt gemischt. "Teilweise helfen uns auch Muttersprachler bei Verständigungsproblemen", sagt Tafel-Mitarbeiterin Jutta Schreiber. "Es klappt aber meistens mit den Kunden mit Migrationshintergrund, vor allem die Menschen aus Syrien können schon ganz gut Deutsch sprechen", fügt sie hinzu.

Anstrengende, aber auch erfüllende Aufgabe

Die Arbeit bei der Tafel Bad Hersfeld ist anstrengend, aber auch erfüllen: "Wir möchten den Menschen helfen, denn hinter jedem Kunden steht ein Schicksal", sagt Hemel. Vor allem für die Menschen aus Kriegsgebieten seien die Tafel-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter oft die einzigen Ansprechpartner. Derzeit arbeiten 75 Menschen an sechs Tagen in der Woche bei der Tafel. Darunter sind 20 Fahrer, die Waren bei den Supermärkten abholen. "Wir sind immer auf der Suche nach Menschen, die bei uns mithelfen möchten", sagt die Tafel-Leiterin. Flexibles Zeitmanagement sei möglich. "Wir arbeiten gerade alle am Limit", sagt sie. Die Tafel Bad Hersfeld bietet auch Schülerpraktika an und nimmt das Angebot von "Amazon" gerne an, dass Unternehmensangehörige außerhalb der Weihnachtszeit auch bei der "Tafel" arbeiten können. "Man lernt hier viel über Menschen und über Lebensmittel", sagt Jutta Schreiber.

Ausgabetage sind montags, mittwochs, donnerstags und freitags, doch auch die abgeholten Lebensmittel müssen gesichtet, sortiert und verteilt werden. "Saisonbedingt bekommen wir gerade weniger", so Schreiber. Die Tafel ist für jede Lebensmittelspende dankbar - selbst kleinste Mengen sind willkommen. Es gibt nur zwei Voraussetzungen: "Wir verteilen nur, was wir auch selbst essen würden. Und es darf nichts mit Alkohol dabei sein - auch keine Pralinen mit Schnaps beispielsweise", sagt Iwan. Auch Geldspenden sind immer willkommen. Die Tafel Hessen unterstützt die Bad Hersfelder ebenfalls, "sonst könnten wir die Menge der Menschen icht versorgen", sagt Hemel.

"Jetzt kommen die Osterhasen"

Kurz vor dem Weihnachtsfest möchten die Tafel-Mitarbeitenden den Kunden auch gerne eine kleine Freude machen. "Leider bekommen wir derzeit eher selten Schoko-Weihnachtsmänner, es sind gerade eher Schoko-Osterhasen", sagte Silvia Hemel mit einem leichten Schmunzeln. "Die Weihnachtsmänner kommen dann zu Ostern." Alles, was die Tafel abholt oder was gespendet wird, teilen die Mitarbeitenden auf, um es an die Kundschaft zu verteilen. "Dabei gehen wir auch auf Wünsche wie vegetarische Lebensweise, Allergien wie Gluten- oder Laktoseintoleranz oder auch religiöse Wünsche ein", sagt Edeltraud Iwan.

Mit Sorge schauen die Tafel-Mitarbeiterinnen auf die allgemeine wirtschaftliche Situation und befürchten, dass die Lebensmittelspenden weiter zurückgehen könnten. Die Tafel dankt allen Spenderinnen und Spendern, die die Arbeit überhaupt erst möglich machen. "Das Gebäude hier gehört der Stadt und wir dürfen es nutzen", sagt Hemel dankbar. Bei anderen Tafeln in Deutschland würden hohe Mieten anfallen, die auch bezahlt werden müssten. Eine Möglichkeit, Spenden einzuwerben, sind die "Tafelspiele" (OSTHESSEN|NEWS berichtete). Diese werden 2025 wieder stattfinden.

Weihnachtsessen für Alleinstehende und Obdachlose

Zuvor laden die Tafel und evangelische Kirche an Heiligabend alle Menschen ein, den Feiertag in Gemeinschaft zu verbringen. Unter dem Titel "Das besondere Weihnafhten" findet von 11.30 bis 14 Uhr an Heiligabend ein großes Weihnachtsessen in der Stadtthalle statt. "Dabei werden wir auch von vielen Bad Hersfelder Firmen unterstützt", so Hemel. Anmelden kann man sich in der Propstei (Telefon 06621/14484), bei der Tafel in der Heinrich-Börner-Straße 10 in Bad Hersfeld oder im Kirchenbüro Hersfeld-Mitte am Kirchplatz 5, Telefon 06621/7990184.

Wer sich für die Mitarbeit bei der Bad Hersfelder Tafel interessiert, findet im Internet auf www.tafel-hef.de Ansprechpartner und Informationen. (Christopher Göbel) +++

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