Angst um Gotteshaus
Bausubstanz der Oberthalhausener Kirche ist marode - Spendenaktion gestartet
Fotos: Privat
14.11.2024 / LUDWIGSAU -
Oberthalhausen in der Gemeinde Ludwigsau (Landkreis Hersfeld-Rotenburg) ist mit 70 Einwohnerinnen und Einwohnern sehr klein. Und doch hat der Ort eine Kirche, die im Mittelalter als Wehrkirche für die Kreuzzüge erbaut wurde. Seit Jahrhunderten steht das Kirchlein in der Dorfmitte nun, doch der Zahn der Zeit hat an den Mauern genagt. Eine Renovierung ist teuer - doch den Oberthalhäusern ist ihre Kirche sehr wichtig.
Im Jahr 2007 wurden an der Kirche in Niederthalhausen erhebliche statische Probleme entdeckt. "Eine Renovierung war dort also unbedingt nötig", so Alexanda Steinhauer im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS. "Die Probleme bei unserer Kirche waren damals auch schon bekannt, schienen aber nicht so dringend", sagt die Kirchenvorsteherin. 2019 war die Kirche im Nachbarort fertig renoviert.
Mängel im sechsstelligen Eurobereich
Zwei Jahre später beauftragte der Kirchenvorstand ein Architekturbüro, ein Gutachten über den Zustand der Kirche in Oberthalhausen zu erstellen. "Unsere Kirche hatte feuchte Ecken, es roch muffig und auch Schimmel hatte sich an einigen Stellen gebildet", so Steinhauer. Im Gutachten wurden Mängel festgestellt, deren Beseitigung im sechsstelligen Eurobereich lagen. "Seitens des Kirchenkreises konnten damals keine Mittel zur Verfügung gestellt werden. Die Kosten waren einfach zu hoch", so Steinhauer bedauernd. Ihr sei bewusst, dass unter anderem durch Kirchenaustritte auch die evangelische Kirche sparen und manchmal auch Gebäude abstoßen müsse.Sind Spendenaufrufe die Zukunft der Kirchengemeinden?
Zehender sieht solche Aktionen zukünftig vermehrt auf die Kirchengemeinden zukommen, denn: "Die Zahl der Kirchenmitglieder soll sich laut Prognosen in den kommenden Jahren drastisch verkleinern. Wir müssen dann schauen, wofür das verbleibende Geld ausgegeben wird." Er hoffe, dass durch den Spendenaufruf die nötigen Gelder zusammenkommen. "Dieser Kirchenvorstand könnte ein Leuchtfeuer für andere Gemeinden werden", so der stellvertretende Dekan voller Begeisterung über den Einsatz.Die Glocken läuten nicht mehr
Zurück nach Ludwigsau: Ein Ortstermin mit dem Kirchenbauamt im März dieses Jahres in Oberthalhausen brachte zunächst einen kleinen Erfolg: "Uns wurden etwa zehn Prozent der Gutachtenssumme für eine Grundsicherung unserer Kirche bewilligt", so die Kirchenvorsteherin. "Es sollte das Nötigste gemacht werden, damit wir die Kirche weiter nutzen können."Keine akute Gefahr
"Bei uns finden aus diesem Grund keine Gottesdienste mehr statt. Wir dürfen die Kirche zwar kurz betreten, aber nur, wenn es unbedingt nötig ist", sagt Steinhauer. Es bestehe zwar keine akute Gefahr - beispielsweise durch herabstürzende Balken oder Steine, doch werde der Aufenthalt im Inneren nicht empfohlen. "Wir können die Kirche also nicht nutzen. Gottesdienste oder andere Veranstaltungen im Kirchenraum sind also ausgeschlossen."Mehr als Hälfte der Einwohner ist unsere Kirche sehr wichtig. Fast alle sind dort getauft und konfirmiert worden, einige haben dort geheiratet. Außerdem haben wir keine Friedhofskapelle, so dass auch Trauerfeiern in unserer Kirche stattfanden", sagt Alexandra Steinhauer traurig. Doch welche Möglichkeiten gäbe es? "Wir kamen auf die Idee, eine Spendenkampagne im Internet zu starten, um Gelder für die Renovierung zu sammeln. Meine Tochter Linda hat das organisiert". Bisher sind allerdings lediglich sieben Spenden eingegangen - immerhin 1.500 Euro. Diejenigen, die sich für den Erhalt der Kirche in Oberthalhausen einsetzen, würden auch Eigenleistungen erbringen, um die Kirche wieder nutzbar zu machen. Sie suchen nun weitere Unterstützerinnen und Unterstützer.
Der Spendenaufruf für die Kirche in Oberthalhausen findet sich auf der Plattform GoFundMe. (Christopher Göbel) +++