OSTHESSEN|NEWS-Sportgespräch
SV Steinbach rüstet sich zum größten Spiel der Vereinsgeschichte
Fotos: Bernd Vogt
11.11.2024 / BURGHAUN -
Am Mittwoch schlagen die Fußball-Herzen höher im Mühlengrund. Im Achtelfinale des Krombacher-Hessenpokals fordert der SV Steinbach den SV Wehen Wiesbaden heraus; Anstoß ist um 19 Uhr. Hessenligist - also Fünftligist - trifft Drittligist, könnte man auch sagen. Der SVS ist selbstredend heiß, seine winzig kleine Außenseiter-Chance zu nutzen. Wenn das furchtbar abgedroschene Eitkett "David gegen Goliath" zutreffend war, dann jetzt. OSTHESSEN|NEWS traf Hugo Kochanski (58), Mitglied des Führungsteams des SV Steinbach.
Im O|N-Sportgespräch lassen wir immer Menschen aus verschiedenen Sportarten der Region zu Wort kommen. Wir erzählen die Geschichte hinter der Geschichte.
O|N: Ist es das, das größte Spiel der Vereinsgeschichte des SV Steinbach?
Hugo Kochanski: Das kann man definitiv so sagen. Wir haben noch nie in unserer mehr als 100-jährigen Vereinsgeschichte einen Drittligisten hier im Mühlengrund. Also ein absolutes Novum.
Kochanski: Ein absolutes Highlight-Spiel. Viele kennen die Flutlicht-Atmosphäre hier. Sie kann Pokal-Feeling aufbauen. Ich kann mir vorstellen, dass viele unserer Fußball-Fans noch keinen Drittligisten live gesehen haben.
Kochanski: Wir haben ein großes Plakat entworfen, das seit mehreren Tagen in den Social-Media-Kanälen unterwegs ist. Und durch unsere gute Zusammenarbeit mit Uwe Hartmann, dem wir noch einmal dankeschön sagen, ist das Pokalspiel auch auf LED-Werbung an der B27. Zudem hat sich unser Team hinter dem Team in der Organisation auf den Mittwoch mehrfach getroffen. Es wird mindestens einen zweiten Verkaufsstand geben. Mit mehr Man-Power einfach. Ordner und Kassierer sind eingeteilt. Es wird auch Glühwein angeboten. Neutrale Zuschauer werden zum Schützenhaus und DGH geleitet, damit es keinen Stau gibt auf unseren normalen Parkplatz. Wir rechnen mit einer großen Zuschauerzahl. Eine vierstellige Zahl ist nicht utopisch.
O|N: Der SV Steinbach hat in der jüngeren Vergangenheit im Pokal durchaus für Furore gesorgt. Erinnerst Du Dich an einige Stationen?
Kochanski: Natürlich. Vor mehr als zehn Jahren war Viktoria Aschaffenburg im Mühlengrund zu Gast - mit Weltmeister Andreas Möller. Auch ein großes Highlight-Spiel, in dem wir bis vor Schluss ein 0:0 gehalten haben, dann erst das 0:1 gekriegt haben und ausgeschieden sind. Kickers Offenbach war ja im Februar dieses Jahres auch hier. Es ist also zum dritten Mal, dass ein sogenannter "großer Name" im Mühlengrund gastiert. Wir hatten ja auch die U19-Mannschaften von Frankfurt, Dortmund, Schalke oder Braunschweig hier - aber das war ja in der Saison-Vorbereitung zu Freundschaftsspielen. Jetzt geht es ja um was.
Kochanski: Nach dem kleinen Zwischentief, in dem wir ja auch keine schlechten Spiele abgeliefert haben, zeigt die Formkurve wieder deutlich nach oben. Der Sieg im vorletzten Spiel in Alzenau hat etwas in den Köpfen bewirkt. Auch der Punktgewinn in Marburg, das sehr heimstark ist und da noch kein Spiel verloren hat in dieser Saison, ist ein richtig guter Erfolg.
O|N: Was sollte man vom Gegner, dem SV Wehen, wissen?
Kochanski: Ein Verein mit sportlich guter Vergangenheit als ehemaliger Zweitligist - und mit guter Gegenwart. Am Samstag hat die Mannschaft ja mit 1:3 in Saarbrücken verloren - wobei sie die ersten beiden Gegentore kurz vor und nach der Pause gekriegt hat. Und das entscheidende dritte Tor zwei Minuten vor Schluss. Auch unser Spieler Petr Paliatka jr. hat ja einmal in Wehen gespielt - in der U17 und ein Jahr in der U19. Ehe er in den Mühlengrund zurückgekehrt ist.
O|N: Habt ihr im Vergleich Hessenligist gegen Drittligist, der mit vier Punkten Rückstand zum Spitzenreiter Siebter der Dritten Liga ist, überhaupt eine Chance?
Kochanski: Darin liegt unsere Chance ja, dass wir auf dem Papier keine haben. Aber es ist ein Pokalspiel - und da gibt es den blöden Spruch, dass er seine eigenen Gesetze hat. Wir haben ja schon gewonnen, weil der SV Steinbach das große Los gezogen hat. Nach der SG Barockstadt und Kickers Offenbach ist es so etwas wie das Traumlos. Wobei der Druck natürlich bei Wehen-Wiesbaden liegt. Wenn eine Mannschaft Druck hat, dann Wiesbaden. Wir nicht.
O|N: Du bildest mit Berthold Helmke und Jürgen Wiegand das Senioren-Führungsteam. Wie läuft die Zusammenarbeit?
Kochanski: Gut. Es herrscht ein gutes Miteinander. Die Aufgaben sind verteilt. Berthold macht sehr viel Arbeit im Hintergrund und kümmert sich um das Administrative, die Arbeit mit dem Verband, mit der Berufsgenossenschaft und ähnliches. "Johnny" Wiegand und ich führen die Gespräche mit den Spielern, wer kommt infrage für welches Gespräch, wer spricht mit welchem Spieler. Natürlich auch in Absprache mit dem Trainer Petr Paliatka mit den Neuzugängen. Beides, wenn es um Vertragsverlängerungen geht oder mit Neuen zu sprechen, ist mitunter sehr zeitaufwändig.
O|N: Wie lange arbeitet ihr schon zusammen?
Kochanski: Sehr lange. Jürgen Wiegand ist seit zehn Jahren dabei, ich 25 Jahre - und Berthold noch länger. Na klar brauchen wir da auch mal frisches Blut.
Kochanski: Wir verfolgen seit vielen Jahren ein klares Ziel. Wir wollen so hoch wie möglich spielen - aber nur mit den Möglichkeiten, die wir zur Verfügung haben. Wir machen nichts Verrücktes oder Wildes. Wichtig ist dabei, dass wir auch mit dem Trainer eine Sprache sprechen. Der Verein setzt auf junge Spieler. Da entwickelt sich schon mal ein Spieler aus der A-Liga zum Hessenliga-Spieler - und das in einigen Monaten. Und wenn wir einmal zwei Spiele oder auch mehr in Folge verlieren, macht sich hier keiner verrückt. Es zeichnet uns aus, dass sich junge Spieler im Mühlengrund entwickeln können.
O|N: Wie viele Einwohner hat Steinbach eigentlich - und nimmt der Verein den Status des Dorfes mit?
Kochanski: 1.300 - und das kann man schon so sagen. Unser Slogan "Ein Team. Ein Dorf. Ein Verein" macht uns aus. Hier steht man zusammen. Und wir haben eine richtig gute Kameradschaft. Hier spielen Eigengewächse. Es ist viel gewachsen in den letzten Jahren. (wk)
Zur Person
HUGO KOCHANSKI ist 58 Jahre alt - und seit 33 Jahren mit Michaela verheiratet. Beide haben zwei Söhne: Nicolas und Silas, die im Januar 30 werden und in der Zweiten des SVS spielen. Hugo ist bei der Bundespolizei beschäftigt - seit 2021 in Hünfeld, von 1996 bis '21 war er am Frankfurter Flughafen tätig. Hugo ist gebürtiger Steinbacher, kickte dort die gesamte Schüler- und Jugendzeit. Als er zu den Senioren aufrückte, spielte der SVS in der Bezirksklasse. Bei einem Sportfest seines Vereins erlitt er im Hauptspiel gegen Eisenach einen Schienbeinbruch. Später war er vier Jahre Spielertrainer bei der SG Kiebitzgrund. Als er zum SV Steinbach zurückkehrte, trainierte er zunächst ein Jahr die C-Jugend. Dem schloss sich ein Vierteljahrhundert Arbeit im Senioren-Führungsteam und dem Vorstand an. +++