"Das unsichtbare Band"
Ergreifender Abend mit Autorin Haneen Al-Sayegh an der Katholischen Akademie
Fotos: Privat
10.11.2024 / FULDA -
Am Dienstag, 29. Oktober, erlebten die Besucherinnen und Besucher der Katholischen Akademie einen tief berührenden und informativen Abend. Der Akademieabend wurde in Zusammenarbeit des Vereins Fulda stellt sich quer, der Katholischen Akademie des Bistums Fulda und der Buchhandlung Ulenspiegel organisiert. Zu Gast war die libanesische Autorin Haneen Al-Sayegh, die ihr autofiktionales Werk "Das unsichtbare Band" vorstellte.
In ihrem Buch erzählt Al-Sayegh die Geschichte von Amal, einem Mädchen, das in einem abgelegenen Dorf in den Bergen des Libanon aufwächst. Hier, in einer strengen, patriarchalen Religionsgemeinschaft der Drusen, wird Frauen der Zugang zu Bildung verwehrt. Trotz Heirat im Alter von 15 Jahren, traumatischer künstlicher Befruchtung und der Herausforderung von Schwangerschaft und Mutterschaft kämpft Amal für ihre Freiheit und das Recht auf Bildung – ein Weg, den sie entschlossen geht, obwohl ihr von allen Seiten Widerstände entgegenschlagen.
Moderiert wurde der Abend von Sabine Steininger, die mit einfühlsamen Fragen durch die großen Themen des Buches führte. Besonders eindrucksvoll waren die Lesungen von Andreas Hipperts, der die emotionalen Höhen und Tiefen der Erzählung mit seiner gefühlvollen Stimme lebendig werden ließ. Die Autorin, die auf Englisch antwortete, wurde dabei von ihrem Mann und Übersetzer Hamed Abdel-Samad begleitet, der ihre Worte ins Deutsche übertrug.
Tiefe Einblicke in die persönliche Geschichte Al-Sayeghs
Der Abend bot den Zuhörern nicht nur tiefe Einblicke in die persönliche Geschichte der Autorin, sondern auch in die gesellschaftlichen und religiösen Herausforderungen ihrer Heimat. Trotz der traumatischen Erlebnisse, die Al-Sayegh beschreibt, blickt sie mit einer bemerkenswerten Friedfertigkeit und Hoffnung auf ihre Kultur und Gesellschaft. Ihre Erzählung und ihre Antworten auf die Fragen des Publikums zeugten von einer unerschütterlichen Entschlossenheit, die nicht nur gegen ein System kämpft, sondern auch nach einer friedlichen und gerechteren Zukunft strebt. Brücke zwischen den Kulturen
Der Abend fand seinen emotionalen Höhepunkt in einem abschließenden Gedicht aus dem Buch, das den Zuhörern zunächst auf Deutsch und dann auf Arabisch vorgetragen wurde. Dieser Moment unterstrich die Brücke zwischen den Kulturen und die universelle Botschaft des Werks: Es braucht Mut und Hoffnung, um Barrieren zu überwinden und für ein Miteinander auf Augenhöhe zu kämpfen.Die Veranstaltung wurde als eindrucksvolle und inspirierende Auseinandersetzung mit den Themen Freiheit, Bildung und interkultureller Dialog empfunden – und gab den Teilnehmern wertvolle Impulse für eine offene und respektvolle Auseinandersetzung mit den aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen. (kg/pm) +++