Im Fürstensaal
Virtuose Kammermusik beim 5. Fuldaer Musikfestival
Fotos: Jutta Hamberger
05.11.2024 / FULDA -
Anna Tyshayeva, Michel Gershwin und Dmitrij Gornowskij sind ein musikalisches Trio, das sowohl menschlich als auch fachlich harmoniert und regelmäßig gemeinsame Auftritte hat. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, beim Fuldaer Musikfestival immer eine Mischung aus musikalischen Entdeckungen und Bekanntem vorzustellen. Damit sind Fuldaer Musikfreunde vertraut, denn im Dom verfolgt Domkapellmeister Huber ein ähnliches Konzept.
Wiederentdeckung eines Komponisten
Das von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit GCJZ in Kooperation mit der Stadt Fulda veranstaltete Konzert stellte den Komponisten, Musikpädagogen und Pianisten Salomon Jadassohn ins Zentrum. Im 19. Jahrhundert war er eine Koryphäe, geriet dann aber in Vergessenheit. Der in Breslau geborene Salomon Jadassohn (1831-1902) lehrte am Leipziger Konservatorium und leitete den Leipziger Synagogenchor. Er muss ein großartiger Musikpädagoge gewesen sein, den seine Schüler sehr verehrten. Komponiert hat er viel und vielfältig – Sinfonien, Serenaden, Klavierkonzerte, Kammermusik und geistliche Werke. Leipzig verlieh ihm die Ehrendoktorwürde und berief ihn zum Professor. Die Bürgerrechte der Stadt allerdings erhielt Jadassohn nie – weil er nicht in Leipzig geboren war. Im NS-Staat wurde er als jüdischer Komponist verboten. Davon erholte Jadassohn sich nie mehr – sein Werk blieb auch nach 1945 im Dunkeln. Umso höher einzuschätzen ist die Entdeckerfreude von Tyshayeva und Gershwin.Musikerfreundschaften
Dann hörten wir Joseph Joachims Romanze op.2 No. 1 in C-Dur (1855). Joachim ist den meisten heute als Geiger von Weltrang bekannt, er war aber auch ein hervorragender Komponist. Natürlich kann man mit dieser Romanze seine geigerische Virtuosität unter Beweis stellen – und das tat Michel Gershwin zur Begeisterung des Publikums dann auch. Es folgten zwei ungarische Tänze von Johannes Brahms, der mit Joachim eng befreundet war – und das war natürlich ein höchst effektvoller Ausstieg zur Pause.Fräulein Klarinette – eine späte, große Liebe
Hinter dem letzten Stück des Konzerts, dem Klarinetten-Trio in a-moll op. 114 von Johannes Brahms steckt eine wunderschöne Geschichte. Brahms hatte 1890 beschlossen, mit dem Komponieren aufzuhören. Was für ein Glück, dass er den Meininger Klarinettisten Richard Mühlfeld mit Mozarts Klarinettenquintett hörte, der Welt wäre sonst etwas entgangen! Brahms verfiel Mühlfelds Klarinette, die er fortan "Fräulein Klarinette" nannte, und komponierte mehrere Stücke für die Klarinette und für Mühlfeld.