Klimaschutzvertrag
Papierfabrik Jass soll Ankerkunde fürs Wasserstoff-Kernnetz der Region werden
Die Papierfabrik Jass in Fulda soll Ankerkunde fürs zu schaffende Wasserstoff-Kernnetz werden
Fotos: Jass
02.11.2024 / FULDA -
Weil die Energieversorgung in Deutschland nachhaltiger werden soll, hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck vor wenigen Tagen Klimaschutzverträge über 2,8 Milliarden Euro an 15 Industrieunternehmen vergeben, darunter auch an den Papierhersteller Jass aus Fulda. Davon könnte bald auch die Region profitieren: Fürs Wasserstoff-Kernnetz soll Jass Ankerkunde in Osthessen werden und so die Attraktivität des Industriestandorts erhöhen.
"Papierhersteller in Fulda erhält mehr als eine halbe Milliarde Euro aus den Klimaschutzverträgen des Bundeswirtschaftsministeriums": So oder so ähnlich titelten vor wenigen Tagen Medien in ganz Deutschland. Auf einer überdimensionierten Karte, die Habeck Marietta Jass-Teichmann, der geschäftsführenden Gesellschafterin der traditionsreichen Papierfabrik Adolf Jass mit Sitz in Fulda, überreicht, steht die unglaubliche Summe: 563.470.870,00 Euro. Das Ministerium betonte zwar, dass die tatsächlich ausgezahlte Summe für die Klimaschutzvertrag-Unternehmen wesentlich niedriger ausfallen könnte, vor allem weil die Wasserstoff- und Strompreise sich anders entwickeln könnten als vorausgeplant, aber die Nachricht war in der Welt: Für den Klimaschutz werden Unsummen ausgegeben.
"Phantasiesummen"
"Es herrscht leider der Eindruck, dass die Phantasiesummen, die im Raum stehen, auch tatsächlich ausgezahlt werden. Vor allem ist durch die Medienberichterstattung die Vorstellung entstanden, dass wir eine Art Sofort-Subvention erhalten. Das ist nicht der Fall. Wenn überhaupt etwas ausgezahlt wird, ist das eine Ausgleichszahlung", erklärt die Papierfabrik mit Sitz am Fuldaer Eisweiher, wo Papier für Wellpappenverpackungen auf der Basis von Altpapier produziert wird. Die Papierfabrik Jass geht davon aus, dass sie erst ab 2030 die ersten Fördermittel erhält.
Im Rahmen der Vorbereitungen des Klimaschutzvertrages für Jass, bei denen dem Ministerium konkrete Maßnahmen zur klimafreundlicheren Produktion vorgelegt werden mussten, wurde auch das von der Bundesnetzagentur jetzt genehmigte Wasserstoff-Kernnetz in den Blick genommen: Ab dem Beginn der 2030er-Jahre sollen große Trassen Wasserstoff quer durch Deutschland befördern. Damit regionale Netzbetreiber von den Trassen abzweigend kleinere Verbindungsleitungen gelegt bekommen, braucht es Großabnehmer vor Ort, deren Wasserstoff-Abnahmemengen den Bau überhaupt rechtfertigen.
"Jass ist der erforderliche Großkunde"
Solch ein Großabnehmer könnte die Papierfabrik Jass für Osthessen sein: In Abstimmung mit Stadt und Landkreis Fulda hat die OsthessenNetz GmbH jetzt als regionaler Netzbetreiber für Jass den Anschluss der Region an das Wasserstoff-Kernnetz beantragt. "Das Kernnetz soll nicht jeden Haushalt ans Wasserstoffnetz anschließen, sondern zuerst Gaskraftwerke und größere Industrien. Jass ist von der voraussichtlichen Abnahmemenge der Großkunde, der erforderlich ist für den Anschluss unserer Region", erklärt Matthias Hahner, der technische Geschäftsführer der OsthessenNetz GmbH.
Klimafreundlich hergestellter Wasserstoff soll es ermöglichen, die CO₂-Emissionen vor allem in Industrie und Verkehr dort deutlich zu verringern, wo Energieeffizienz und die direkte Nutzung von Strom aus erneuerbaren Energien nicht ausreichen. Der Anschluss der Region Osthessen ans Wasserstoffnetz, beantragt für Jass, könnte deshalb auch dem Industriestandort zugute kommen: "Die Attraktivität der Region für neue Industrieansiedlungen wird durch den Anschluss erhöht - deshalb ist das eine große Chance für Osthessen", erklärt das Unternehmen. (mau) +++