Weniger Ausbildungsstellen, mehr Bewerber
Netzwerkpartner ziehen Bilanz des Ausbildungsjahres 2023/24
Archivbilder: O|N/IHK Fulda
01.11.2024 / FULDA - Mehr Bewerberinnen und Bewerber, aber ein großes Minus an Ausbildungsstellen: Die Kammern verzeichnen in etwa gleich viele Ausbildungsverträge wie im Vorjahr, insgesamt scheint der Ausbildungsmarkt jedoch nicht unverschont von der schlechten konjunkturellen Lage.
Bei der Ausbildungsmarktkonferenz in der Agentur für Arbeit in Fulda zogen die regionalen Netzwerkpartner (Industrie- und Handelskammer, Kreishandwerkerschaft, Staatliches Schulamt, Kreisjobcenter und Arbeitsagentur) Jahresbilanz des abgelaufenen Ausbildungsjahres.
Seit Oktober vergangenen Jahres haben sich 1.306 junge Menschen bei der Berufsberatung als Bewerber*innen um einen Ausbildungsplatz gemeldet. Das waren 31 mehr als im Jahr zuvor, die Zahl der Ausbildungsstellen ist im gleichen Zeitraum um 200 auf 2.173 gesunken. "Das Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage bleibt weiterhin bestehen. Auf 100 Bewerberinnen und Bewerber kommen 164 Ausbildungsstellen. Diese Relation ist eine große Herausforderung für die Unternehmen und Betriebe in der Region, die angesichts ihres hohen Bedarfs an Fachkräften und der älter werdenden Belegschaften auf eigenen betrieblichen Nachwuchs angewiesen sind. 236 Stellen konnten nicht besetzt werden", erklärte Katharina Henkel, Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit Bad Hersfeld-Fulda.
Die Netzwerkpartner der Arbeitsagentur beurteilen das Ergebnis wie folgt:
Gabriele Leipold, Geschäftsführerin Kreishandwerkerschaft Fulda: "Es gibt nichts zu beschönigen, für das Fuldaer Handwerk ist die Ausbildungssituation das siebte Jahr in Folge alles andere als zufriedenstellend. Die aktuellen Zahlen, d.h. die uns von der Handwerkskammer Kassel gemeldete Anzahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge, liegt Stand heute rund 15 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Das heißt für uns, wir müssen noch mehr dafür tun, junge Menschen für eine handwerkliche Ausbildung zu begeistern."
Harald Persch, Staatliches Schulamt: "Die Zahl der Berufsschülerinnen und Berufsschüler und damit die Zahl der Auszubildenden ist gesunken. Dies betrifft auch Vollzeitschulformen, in die Absolventinnen und Absolventen der Sekundarstufe I einmünden. Es handelt sich also eher um einen Rückgang in der Breite der nach ihrem Abschluss zur Verfügung stehenden jungen Menschen. Die Zahlen machen deutlich, dass Berufsausbildung weiterhin mit großem Abstand das attraktivste Angebot für Schulabgängerinnen und Schulabgänger darstellt. Da die Zahl der Personen, die in eine Ausbildung außerhalb des dualen Systems der Berufsausbildung einmünden nur in geringem Umfang durch die Schulen erfasst werden, gilt dies umso mehr. Zu berücksichtigen ist, dass Schülerinnen und Schüler, die sich für einen schulischen Weg in der Sekundarstufe II entscheiden, danach nicht nur für eine Ausbildung, sondern auch für duale Studiengänge und andere akademische Wege zur Verfügung stehen."
Die Bilanz der Daten zur Ausbildungsvermittlung bedeutet nicht das Ende der Vermittlungsaktivitäten. Jugendliche und junge Erwachsene, die weder einen Ausbildungsplatz noch eine tragfähige Alternative gefunden haben, sollten zwecks Beratung und Nachvermittlung umgehend Kontakt mit der Berufsberatung aufnehmen. Auch Auszubildende, die während der Probezeit ihre Stelle verlieren, sollten sich umgehend wieder bei der Berufsberatung melden, um möglichst nahtlos eine Anschlussalternative zu finden. Eine Terminvereinbarung bei der Berufsberatung der Agentur für Arbeit Bad Hersfeld-Fulda ist möglich unter der Service-Rufnummer 0800 4 5555 00 (kostenfrei). (hhb/pm) +++