Saisonende
Selbstgebaute Holzkutter und Chinaflitzer: "Abfahren" beim Schiffsmodellclub
Fotos: Marius Auth
28.10.2024 / FULDA -
Schiffsmodellbau als Hobby, das klingt erstmal altbacken. Der Schiffsmodellclub Fulda hat trotzdem keine Nachwuchssorgen - auch weil der Einstieg durch Modelle aus China günstiger ist als nie. Am Sonntag zum "Abfahren", dem Saisonende am Aueweiher, flitzen die Teenager mit ihren Fertigmodellen über den See. Alte Hasen wie Johann Lennartz gehen es langsamer an.
"Das Boot zerschießen ist leicht"
Viele der Vereinsmitglieder des Schiffsmodellclubs Fulda kommen entweder vom ferngesteuerten Modellauto oder dem Modellflugzeug. Während Lennartz seine Modelle mit Bohrmaschinenmotoren und viel Liebe zum Detail ausstattet, ist den jüngeren Mitgliedern das Fahren wichtig, vor allem das schnelle. Christian Martin hat sich ein kleines Rennboot zugelegt, das für 140 Euro erstaunlich schnell über den See flitzt. "Das Boot zerschießen ist leicht - wenn die Zuleitungen für die Wasserlüfter im Aueweiher zu nah an der Oberfläche sind, kommt man beim Drüberfahren mit dem Seitenruder dran", erklärt Martin. Der 37-Jährige Fuldaer ist am See vorbeigelaufen, als die Vereinsmitglieder sonntags ihre Modelle ausgefahren haben - nach kurzer Zeit hat er sich selbst eines zugelegt."Es ist vieles einfacher geworden: Früher musste noch gequarzt werden, Sender und Empfänger auf dieselbe Frequenz gestellt werden, damit man die anderen nicht stört. Heute läuft alles auf 2,4 Gigahertz und die Modelle suchen sich in 150-Kanal-Schritten selbst etwas aus. Außerdem ist der Einstieg heute wesentlich günstiger: Ein einfaches Modell mit Fernbedienung und Akku gibt es schon für 40 Euro. Die Chinesen haben unheimlich aufgeholt, was die Qualität betrifft: Motoren und Akkus sind inzwischen wirklich ordentlich - da kann jeder seinem Kind ein Modellschiff schenken, ohne zu tief in die Tasche greifen zu müssen", erklärt Georg Franke, der erste Vorsitzende des Vereins. Schon seit 1960 wird am Aueweiher Modell gefahren, im Vereinsheim reihen sich die Pokale und Urkunden.
Faszination des Bootchenfahrens
Zwar hat der Verein nur 32 Mitglieder, aber allein in diesem Jahr seien sieben neue hinzugekommen, freut sich Franke. Die Saison geht vom Palmsonntag, an dem traditionell die im Winter gebauten Modelle mit Schiffstaufe am See eingeweiht werden, bis Ende Oktober, zum "Abfahren". Während der Saison wird sonntags am See gefahren, viele der Mitglieder wurden über die Jahrzehnte allein dadurch gewonnen, dass sie beim Vorbeispazieren der Faszination des "Bootchenfahrens" erlegen sind. Die beschreibt Lennartz trocken: "Man ist an der frischen Luft, beschäftigt und lernt Leute kennen, die auch etwas seltsam sind." (mau) +++