Ermittlungen gegen vier Polizeibeamte

Neue Details: Hatte die 20-Jährige überhaupt geschossen?

Die Ermittlungen laufen: Am Donnerstag hatte eine 20-Jährige vor der Polizeiwache im Schwalmstadt eine Waffe auf Polizisten gerichtet. Diese feuerten auf Sie. Die 20-Jährige ist tot.
Archivbild: O|N / Henrik Schmitt

25.10.2024 / SCHWALMSTADT - Nach den schrecklichen Nachrichten vom Donnerstag aus Schwalmstadt gibt es jetzt neue Details zu den Geschehnissen aus dem Nachbarlandkreis, die schließlich zum Tod einer 20-jährigen Frau durch die Schusswaffe von Polizeibeamten führten. So handelte es sich bei der Waffe, welche die Frau auf die Beamten gerichtet haben soll, offenbar gar nicht um eine "scharfe" Waffe.



"Am Donnerstagmorgen (24.10.2024) kam es in Schwalmstadt zu einem Schusswaffengebrauch durch Polizeibeamte, bei dem eine 20-jährige deutsche Staatsangehörige, die zuletzt ohne festen Wohnsitz war, tödlich verletzt wurde", mit diesen Worten beginnt die gemeinsame Presseerklärung der Staatsanwaltschaft Marburg und des Hessischen Landeskriminalamts am Freitag, 31 Stunden nach den tödlichen Schüssen.

Die Frau war bereits in der Nacht auf der Polizeistation

In der Nacht vor ihrem Tod war die Frau bereits mit der Polizei aneinander geraten. "Wie die weiteren Ermittlungen ergeben haben, fiel die Frau schon in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag wegen des Verdachts der Trunkenheit im Verkehr sowie des unerlaubten Entfernens vom Unfallort auf und wurde durch Polizeibeamte der Polizeistation Schwalmstadt zur Polizeistation verbracht. Dort wurde eine Blutentnahme bei ihr durchgeführt. Nach Abschluss der Maßnahmen wurde sie wieder entlassen", heißt es in der Mitteilung.

Gegen 06:00 Uhr am Donnerstagmorgen kehrte die Frau zur Polizeistation Schwalmstadt zurück, fuhr mit einem Pkw auf den dortigen Hof und blieb zunächst im Fahrzeug sitzen. Als sich drei Polizeibeamte und eine Polizeibeamtin dem Fahrzeug näherten, stieg sie aus dem Fahrzeug aus und richtete wenige Sekunden später eine Schusswaffe auf die Beamten. Daraufhin schossen die Polizisten auf die 20-Jährige. Mindestens zwei Kugeln treffen die Frau.

War die Waffe der Frau eine Attrappe? Ermittlungen laufen

Am Donnerstag war noch erklärt worden, die Beamten hätten Schüsse der 20-Jährigen erwidert. Nun heißt es aber: "Nach den bislang durchgeführten Ermittlungen handelt es sich bei der von der Frau geführten Waffe nicht um eine 'scharfe' Waffe, sie sieht einer solchen jedoch zum Verwechseln ähnlich". Ob die Frau tatsächlich Schüsse abgegeben hat und um welche Art Waffe es sich handelt, werde derzeit durch Sachverständige des Hessischen Landeskriminalamts untersucht.

Noch am Abend ihres Todes wurde der Leichnam der 20-jährigen Frau im Institut für Rechtsmedizin Gießen obduziert. Im Rahmen der Obduktion konnte festgestellt werden, dass die Frau durch mindestens zwei Kugeln getroffen wurde. Todesursächlich war eine Verletzung innerer Organe, einhergehend mit einem hohen Blutverlust.

Keine Angaben zu den Motiven der Frau - Ermittlungen gegen Polizeibeamte eingeleitet

Die Frau ist bereits mehrfach polizeilich in Erscheinung getreten, insbesondere wegen Delikten im Zusammenhang mit dem Straßenverkehr. Zu den Motiven der Frau und den näheren Hintergründen können derzeit noch keine weiteren Angaben gemacht werden, heißt es von Seiten des Landeskriminalamts und der Staatsanwaltschaft.

Gegen die vier Polizeibeamten wurde - wie bei solchen Sachverhalten üblich - ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des Totschlags eingeleitet. Die genauen Umstände des Einsatzes sowie die weiteren Hintergründe werden derzeit durch das Hessische Landeskriminalamt ermittelt. (mmb/pm) +++

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