Nächste Landtagswahl
Özdemir will Spitzenkandidat in Baden-Württemberg werden
(Archivbild)Stefan Puchner/dpa
25.10.2024 / STUTTGART -
Er galt lange als aussichtsreichster Kandidat für das Erbe Kretschmanns – nun ist klar: Cem Özdemir will Grünen-Spitzenkandidat bei der Landtagswahl 2026 werden. Die Ausgangslage ist nicht einfach.
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir will als Spitzenkandidat der Grünen in Baden-Württemberg bei der Landtagswahl im Frühjahr 2026 antreten. «Ich möchte Ihnen, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, als Ministerpräsident von Baden-Württemberg dienen und alles für dieses Land geben» schreibt Özdemir in einem Brief an die Bürgerinnen und Bürger. Einer Sprecherin zufolge will Özdemir sein Amt als Bundeslandwirtschaftsminister weiter ausüben.
Wahl dürfte große Herausforderung für Grüne werden
Die Vorzeichen für Özdemirs Kandidatur könnten jedoch besser sein: Die Landtagswahl im Frühjahr 2026, für die ein genauer Wahltermin noch nicht feststeht, dürfte für die Grünen eine große Herausforderung werden. In Meinungsumfragen lag die CDU im Südwesten zuletzt mit mehr als zehn Prozentpunkten Vorsprung deutlich vor den Grünen - auch bei der Europawahl musste die Ökopartei teils heftige Verluste in allen Stadt- und Landkreisen Baden-Württembergs hinnehmen.Bei der Landtagswahl im März 2021 hatten die Grünen 32,6 Prozent erreicht, die CDU kam auf 24,1 Prozent, die SPD auf 11, die FDP auf 10,5 und die AfD auf 9,7 Prozent.
Sohn türkischer Gastarbeiter aus Bad Urach
Bei den Grünen wird mit Blick auf die aktuelle Umfragesituation allerdings gerne auf das Jahr 2015 verwiesen. Damals sahen die Umfragen die CDU mit mehr als 15 Prozentpunkten vor den Grünen - bei der Landtagswahl im Jahr 2016 gewannen letztere dann aber dennoch und Kretschmann wurde bundesweit der erste Ministerpräsident der Grünen.Özdemir stammt aus Bad Urach am Fuße der schwäbischen Alb und ist ein Sohn türkischer Gastarbeiter. Nach der Mittleren Reife und einer Ausbildung zum Erzieher studierte Özdemir Sozialpädagogik. Seit 1981 ist er Mitglied der Grünen, von 2008 bis 2018 war er Bundesvorsitzender der Partei. 1994 wurde er in den Bundestag gewählt - als erster Abgeordneter mit türkischen Wurzeln.
Auf Ärger um dienstlich gesammelte, aber privat genutzte Bonusmeilen und einen Privatkredit folgte ab 2002 eine bundespolitischen Auszeit in den USA und Brüssel. Von 2004 bis 2008 war Özdemir Mitglied im EU-Parlament. Seit 2013 sitzt er wieder im Bundestag, 2021 holte er im Wahlkreis Stuttgart I mit 40 Prozent der Erststimmen das Direktmandat. Im Dezember 2021 wurde er im Ampel-Kabinett von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zum Bundeslandwirtschaftsminister.
Bei den Landwirten ist der Grüne nicht durchgängig gut gelitten. Zwar hat sich Özdemir früh von der Entscheidung der Bundesregierung distanziert, die steuerlichen Vergünstigungen beim Agrardiesel abschaffen zu wollen. Den Zorn der Bauern bekam er trotzdem voll ab. (Von David Nau, dpa) +++
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