Generationen verbinden

Von der Breitenstraße in den Schrebergarten: Jungen Leuten Aufgaben geben

Bürgermeisterin Anke Hofmann, die Streetworker Uwe Langguth und Tatjana Rosenthal sowie Fachbereichsleiterin Jutta Hendler (von links) im Schrebergarten
Fotos: Hans-Hubertus Braune

26.10.2024 / BAD HERSFELD - Runter von der Straße, rein in den Schrebergarten: In der Kreisstadt Bad Hersfeld gehen der Fachbereich Generation sowie die Streetworker und die Kreishandwerkerschaft neue Wege. Ziel ist es, jungen, aber auch erwachsenen Menschen eine Aufgabe und Verantwortung zu geben.



In der Kleingartenanlage am Hainchenweg ist eine Parzelle frei geworden, der Vorpächter ist dort ausgestiegen. Zunächst musste der Garten erstmal auf Vordermann gebracht werden. Bäume und Sträucher wachsen schnell, ebenso das Unkraut. Das kennen alle Gartenbesitzer. Nun aber konnte das Projekt offiziell vorgestellt werden.

Bei herrlichem Sonnenschein war die Stimmung bestens. Streetworker Uwe Langguth hat den von Grillfürst gespendeten Grill gleich mal ausprobiert und Leckereien gezaubert. Währenddessen wachsen in den Hochbeeten Feldsalat und Schnittlauch. Die Jungs aus dem Projekt "Mitreisende" haben das Holzgerüst weiß angestrichen und einige Hecken geschnitten.

Dass der Garten frei wurde, ist natürlich ein Glücksfall für das Projekt. "Wir wollen eine Oase schaffen, um die Lebensqualität und die Sinnstiftung der jungen Menschen zu fördern", sagen Tatjana Rosenthal und Fachbereichsleiterin Jutta Hendler im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS. Verantwortung übernehmen, Selbstvertrauen tanken und auf eigenen Füßen stehen zu können - das will das Projekt bei der Zielgruppe erreichen und Menschen mit schwierigen Hintergründen eine Chance geben.

"Es soll ein Ort der Zusammenkunft werden. Es ist wichtig, die aufzugreifen, die sich bisher nirgends sehen. Die Jugendlichen, die im Jahnpark rumhängen und eigentlich nicht die Geräte nutzen, die im Schildepark rumhängen oder in der Breitenstraße stehen und eigentlich nichts mit sich selbst anzufangen wissen. Hier ist doch mehr Freiheit im Gegensatz zu den Angeboten in Einrichtungen, allein, weil es draußen ist", sagt Bürgermeisterin Anke Hofmann.

Jungen Leuten eine Perspektive geben

Es soll ein erster Schritt sein, um den jungen Leuten eine Perspektive, eine Richtung zu geben. Ein Ansatz, welcher eine Chance verdient hat und nicht zerredet werden sollte. Der Fachbereich Generation und die Streetworker wollen zudem die Synergien nutzen und etwa ältere Leute zum Beispiel aus dem Mehrgenerationshaus involvieren. "Hier ist Potenzial", sagt Rosenthal zum neuen Angebot im Schrebergarten.

Anette Jacob von der Kreishandwerkerschaft Hersfeld-Rotenburg ist für das Projekt "Mitreisende" zuständig. 15 Plätze gibt es dafür, diese seien nahezu immer ausgebucht und der Bedarf nehme weiter zu. Ziel der Förderung ist die arbeitsmarktorientierte Qualifizierung und Vorbereitung junger Menschen auf die Aufnahme eines Ausbildungs- bzw. Arbeitsverhältnisses oder die Vermittlung in passende weiterführende Angebote der beruflichen Integration.

Durch die Pandemie-Maßnahmen vereinsamt

Gerade die Coronavirus-Pandemie hat eine Zunahme verursacht. Insbesondere auch junge Menschen seien durch die damaligen Isolierungsmaßnahmen vereinsamt. Diese Erfahrungen lassen sich nicht so einfach abschütteln. Viele junge Leute seien "digitalsüchtig", sagt Jacob. Sie seien in eine Computerwelt abgedriftet.

Um daraus wieder herauszukommen oder zumindest die Bildschirmzeiten zu minimieren, sind Angebote und die Zusammenarbeit der zuständigen Behörden und Initiativen wichtig. Das Schrebergarten-Projekt in Bad Hersfeld hat jedenfalls eine Chance verdient. (Hans-Hubertus Braune) +++

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