Erst wieder im 80.000 Jahren

Unvorstellbares Jahrhundertwunder: Komet Tsuchinshan Atlas noch sichtbar

Bei der womöglich letzten Möglichkeit konnte der Komet Tsuchinshan Atlas über Uttrichshausen erblickt werden, bevor er jetzt in den Weiten des Weltalls für die nächsten 80.000 Jahre für uns verschwindet
Fotos: Arnd P. Rössel

24.10.2024 / REGION - Was für ein magischer Glücksmoment! Bei der womöglich letzten Möglichkeit konnte der Komet Tsuchinshan Atlas über Uttrichshausen (Kalbach) erblickt werden, bevor er jetzt in den Weiten des Weltalls für die nächsten 80.000 Jahre für uns verschwindet.



Nach tagelangem schlechten Wetter für astronomische Aufnahmen, konnte unser OSTHESSEN|NEWS-Fotograf Arnd P. Rössel die letzten Momente des Kometen mit der Kamera einfangen. "Mit einem Fernglas lässt sich der Komet eventuell auch heute Abend noch erblicken. Die höchste Stellung erreicht er am Horizont um 16:25 Uhr, UTC", erklärt der Astronom Michael Passarge auf O|N-Anfrage am Donnerstag. UTC beschreibt die Weltzeit. Hier bei uns werden zwei Stunden dazu gerechnet, der Komet sei also circa ab 18:25 Uhr für uns sichtbar. Solange denn die Wetterbedingungen stimmen.

"Mitte Oktober war vermutlich die stärkste Helligkeit"

"Die Außenstelle am Purpurnen Berg in China, im Kreis Xuyi, hat den Kometen mit einer Helligkeit von 19 Magnituden (Helligkeits-Einheit) im Januar 2023 entdeckt", erklärte der Astronom gegenüber O|N. Außerdem sagte er: "Dieser Komet ist ein Jahrhundertkomet, also der hellste Komet seit hundert Jahren, zumindest zu seinem hellsten Moment. Jetzt ist er im Sternenbild des Schlangenträgers zu finden und hat eine Größe von 4,92 Magnituden." Je kleiner die Zahl, desto heller das Objekt.

"Mitte Oktober war vermutlich die stärkste Helligkeit. Sichtbar für uns war er ab dem 10. Oktober. Am 12. Oktober war er scheinbar am nächsten an der Erde. Besonders lang konnten wir uns allerdings nicht an ihm erfreuen, da der Untergang am Donnerstagabend bereits gegen 22 Uhr UTC ist. Dann wird er wohl erst in 80.000 Jahren wiederzusehen sein."

Eine unvorstellbare Größe

Doch auch zur Beschaffenheit konnte uns Michael Passarge einige spannende Informationen geben. "Der Schweif ist entgegengesetzt von der Sonne, wird also vom Sonnenwind angetrieben. Sie Sonnenteilchen 'knabbern' am Kometen, wodurch die Eisschicht schmilzt und der Gegenschweif entsteht. Er ist also enormen Druck ausgesetzt. Dieser Schweif ist rund 4,2 Millionen Kilometer lang. Außerdem besitzt der Komet einen Kerndurchmesser von zehn Kilometern und eine Umlaufgeschwindigkeit von 47.471 Kilometern pro Sekunde!"

Wer also das monströse Jahrhundertwunder noch sehen möchte, sollte dies am heutigen Donnerstagabend mit einem Fernglas tun. "Rechts von der Sommer-Milchstraße", beschrieb der Astronom. Ein O|N-Kollege fasste die Situation und das Ausmaß des Kometen abschließend gut zusammen: "Wenn der auf uns kracht, na dann gute Nacht."

Leider war der Komet nicht für jeden gut zu betrachten und auch die Hoffnung auf einen anderen Kometen wird laut Marc Streit, aus dem Planetarium, vermutlich nicht erfüllt: "Der Komet, der für Ende Oktober vorgesehen war, ist bereits zerbrochen." Werden wir dann wirklich erst in 80.000 Jahren die Möglichkeiten haben, einen unglaublichen und hellen Kometen zu sehen? Schauen wir mal, was wird. (mis) +++

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