Suchmaßnahmen wurden eingestellt
Statt freudigem Wiedersehen große Sorge: Wolfram Mißler verschwunden
Fotos: O|N Grafik
24.10.2024 / REGION VB -
In einem Moment ist man noch glücklich und entspannt, doch im nächsten besorgt und hilflos! Genau so muss es Sebastian Mißler und seinen Angehörigen ergangen sein. Am Abend des 9. September veränderte ein Anruf der Lauterbacher Polizei deren Leben. Sie teilte Sebastian Mißler mit, dass sein Vater, der 67-jährige Grebenhainer Arzt Wolfram Mißler, nach einem mehrtägigen Urlaub nicht zur Arbeit erschienen war. Nun beginnt die Zeit der Angst, Hoffnung und Ungewissheit!
Seine langjährige Assistentin hatte Wolfram Mißler bei der Polizei als vermisst gemeldet, nachdem sie ihn auch an seinem Wohnort in Herbstein nicht antreffen konnte. Es sei noch nie vorgekommen, dass er nicht zur Arbeit erschienen ist, äußerte sich der Sohn Sebastian Mißler gegenüber OSTHESSEN|NEWS. Doch von dem Mediziner fehlt jede Spur!
Telefonortung bleibt ohne verwertbare Resultate
Wolfram Mißler, Kardiologe und Angiologe mit eigener Praxis in Grebenhain, hat zwei Söhne, ist geschieden und lebt in Herbstein. Er ist naturinteressiert und erkundet gerne Flora und Fauna in anderen Ländern. Laut seinem Sohn ist er in den vergangenen Jahren regelmäßig für kurze Reisen, maximal vier Tage, in diverse Länder gereist. Die letzten Spuren zu seinem Aufenthalt führen nach Bosnien. So wurde ihm seine letzte Reise ins Prenj-Gebirge in Bosnien höchstwahrscheinlich zum Verhängnis, denn genau dort befand er sich eine Woche vor dem Anruf der Polizei. Auch die Telefonortung bleibt ohne verwertbare Resultate. "Nach dem konkreten Beleg, dass er nach Sarajewo geflogen sein muss, bat ich einen guten Freund um Hilfe. Goran ist Serbe und mit einer Bosnierin verheiratet und war zum gegenwärtigen Zeitpunkt vor Ort in Bosnien. Goran meldete meinen Vater bei den Behörden vor Ort als vermisst, wodurch die Bergrettung eingeschaltet wurde", sagte der Sohn Sebastian Mißler.
"Gleichzeitig schaffte er es, durch ein Gespräch mit Europcar herauszufinden, welchen Fahrzeugtyp mit welchen Kennzeichen mein Vater gemietet hatte. Dabei wurde ihm auch mitgeteilt, dass das Fahrzeug nicht wie vereinbart am Donnerstag, 5. September, zurückgebracht und in der Folge als gestohlen gemeldet wurde. Ein Mitarbeiter von Europcar erinnerte sich auch daran, meinen Vater am Mittwoch, 4. September in der Nähe von Konjic, am Prenj-Gebirge, gesehen zu haben."
Deutschland hält sich aus der Suche raus
All das führte dazu, dass Sebastian Mißler mit seiner Lebensgefährtin selbst nach Bosnien reiste. Auch dort wurde bestätigt, man habe ihn am 4. September gesehen. Das versicherten auch deutsche Wanderer glaubhaft, denn diese konnten Mißler gut beschreiben. Suchmaßnahmen wurden eingestellt
Niedergeschlagen verlassen Sebastian Mißler und seine Lebensgefährtin Bosnien. "Nach unserer Abreise aus Bosnien hielt ich weiter Kontakt zur Bergrettung. Es gab tägliche Suchaktionen. Der Suchradius wurde zunehmend vergrößert. Jedoch gab es weiterhin keine Unterstützung von deutscher Seite. Weder in Form eines Fährtenhundes noch in Form von Ausrüstung oder eigenen Suchtrupps."Aber die Suche wurde immer schwieriger. Schwere Unwetter in Bosnien am 6. Oktober, die die Region um Konjic massiv betrafen und für Überschwemmungen und Erdrutsche im Gebirge sorgten, bedeuteten einen schweren Rückschlag für die Suche, da nun die Kapazitäten der Bergrettung anderweitig eingesetzt werden mussten. "In der Folge wurde ich am Montag informiert, dass seit diesem Ereignis die Suchmaßnahmen nach meinem Vater eingestellt wurden."
Unklarheit bleibt - "Es hat sich überhaupt nichts verändert"
In den kommenden Tagen werde das Amtsgericht Sebastian Mißler den Status eines Abwesenheitspflegers verleihen, sodass er weitreichende Vollmachten, unter anderem auch über die Konten seines Vaters, bekommt. Schließlich müssen auch die Praxismitarbeiter bezahlt werden. Sebastian Mißler verriet gegenüber O|N: "Bei unseren Telefonaten war mein Vater auch immer fröhlich und ausgeglichen. Was mich einfach am meisten belastet, ist die Ungewissheit. Die Wahrscheinlichkeit, ihn nach der bereits vergangenen Zeit noch lebend zu finden, sinkt, aber die Ungewissheit ist einfach schlimm." Auch jetzt am Mittwoch, zwei Wochen später, hat der Sohn keine neuen Informationen: "Es hat sich überhaupt nichts verändert. Ich weiß jetzt auch noch nicht, ob die Suche wieder aufgenommen wird."
So bleibt, was rund um den 4. und 5. September im Prenj-Gebirge mit Wolfram Mißler geschehen ist, weiterhin im Dunkeln. "Natürlich macht man sich furchtbaren Gedanken, man sucht nach möglichen Szenarien, aber das hilft wenig", erklärt Sebastian Mißler. Er und sein Umfeld arbeiten weiter daran, dass der Fall nicht in Vergessenheit gerät und hoffen nach wie vor auf Hilfe von den Behörden und weitere Suchen. (Mia Schmitt) +++