Nachdreher zur SG Barockstadt

Chapeau, SGB: mutig, selbstbewusst, stabil - aus 0:2 mach 2:2

Erzielte das Anschlusstor und knüpft an alte Stärke an: Moritz Reinhard
O|N-Archivfoto

21.10.2024 / FULDA - Solche Tage sind auch im Leben eines Fußballtrainers selten. Zwei Foulelfmeter gegen sich, die tolle Reaktion seiner Mannschaft und ihr souveränes Auftreten, eine völlig zerfetzte und zerfahrene zweite Halbzeit, hektische Schlussminuten und Tumulte, eine zehnminütige Nachspielzeit - so lässt sich das 2:2 (2:2) der SG Barockstadt Fulda-Lehnerz bei den Stuttgarter Kickers in der Regionalliga Südwest zusammenfassen. Ein verrücktes Spiel. Und die SGB nahm mehr mit als nur diesen einen Punkt.


"Oh ja, es hat erstmal gedauert, um wieder herunterzukommen", sagte Fuldas Trainer Daniyel Cimen nach den turbulenten Ereignissen. Die gipfelten in einer sehr hitzigen Schlussphase, einer zehnminütigen Nachspielzeit, einer Rudelbildung samt einer Gelb-Roten Karte gegen SGB-Keeper Samuel Zapico, der mithin im Heimspiel gegen Mainz U23 am kommenden Samstag fehlt.

"Da kommt immer einiges zusammen", urteile Fuldas Coach. Aggressive und verdammt selbstbewusste SGBler mit einer sehr guten Körpersprache hatten aus dem frühen 0:2 nach Toren von Moritz Reinhard und Leon Pomnitz, der auch seinen rechten Fuß gewinnbringend einsetzen kann, binnen drei Minuten ein 2:2 gemacht. "Zur Halbzeit hatten wir gehofft", erklärte Cimen, "dass der Gegner vielleicht ungeduldiger wird. Und wir haben dagegengehalten. Wir haben es geschafft, das Spiel lange offen zu halten". Das war der Fall. "Bis die letzten sieben oder acht Minuten anbrachen. Was dann passiert ist, hat sich mit dieser einen kleinen Verletzung entzündet". Cimen meinte das Foul an Zapico, das die Gemüter zusätzlich erhitzte. Auch wenn es schon in der Nachspielzeit war. In der 91. Minute.

Die Elfer - exklusive Sichtweise eines seltsamen Schiedsrichters

Zu den Elfern. Niemand kann sie zurücknehmen, weil es in der 4. Liga noch keinen VAR gibt. An sich ist es unnötig, darüber zu diskutieren - doch Fußball-Deutschland, der mit einer fehlgeleiteten Gerechtigkeit im Rücken, macht das gerne. "Den ersten kann man geben. Obwohl es für mich eigentlich zu wenig ist", beurteilt der Coach die Situation, als Moritz Dittmann gefoult haben soll und es Elfer gab. Beim zweiten, den Clint Essers verursacht haben soll, sah Cimen "definitiv gar nichts". Der überaus schwache Schiedsrichter, der das Spiel Fußball überaus und unangebracht kleinlich bewertete, diese Linie aber nie durchzog, hatte seine Bewertung der Szenen exklusiv. Ist ja auch was. Fuldas Trainer sagte dazu nur: "Wenn man das ganze Spiel sieht, könnten wir uns sicher mehr beschweren als die Stuttgarter Kickers.

Die Reaktion und die Rückschläge. Die waren eindrucksvoll und bis in die Johannisau zu hören. "Man hofft es natürlich und wünscht es sich", badete Cimen zunächst in Sachlichkeit - um im gleichen Atemzug hinzuzufügen: "Bei den Stuttgarter Kickers und dieser Atmosphäre, das ist nicht alltäglich. Ein Riesen-Kompliment an die Mannschaft. Das war sehr mutig. Selbstbewusst. Zeugt von gewonnener Stabilität. Und hat mir imponiert." Recht hat er. Sich derart in der gegnerischen Hälfte festzusetzen und das Geschehen auswärts zu bestimmen - Chapeau, SGB.

"Wollen eine ganzheitliche Aktivität in die Mannschaft bringen"

Wie diese positive Entwicklung im Spiel mit Ball binnen kurzer Zeit zu erklären sei, möchte Osthessen|News wissen. "Wenn die Jungs den Mut haben, Dinge anders zu machen, löst es etwas in ihnen aus", beginnt der Trainer etwas kryptisch. "Daraus entstehen Überzeugung und ein gewisses Selbstverständnis. Und das passiert gerade." Das ist einleuchtender und griffiger. Bis Cimen kraftvoll und fast ein bisschen philosophisch wird. "Wir wollen eine ganzheitliche Aktivität in die Mannschaft bringen." SG Barockstadt, was machst du nur mit uns?

Drei Siege. Sieben Unentschieden. Drei Niederlagen. Das sind natürlich zu viele Remis. Die SGB ist nach wie vor Elfter. Doch Cimen macht wieder Spaß, weil er das ausspricht, was viele Fußballtrainer denken, auch sagen - aber halt nicht so deutlich. "Die Tabelle sollte nur im Hinterkopf sein. Sie ist das Endergebnis unseres Handelns. Und für mich erstmal völlig zweitrangig. Die Tabelle ist höchstens im Hintergrund. Ich bin nicht so ein Freund davon, zwei- oder dreimal in der Woche auf die Tabelle zu schauen." (wk)

OSTHESSEN|NEWS auch nicht. Und freut sich auf das Heimspiel gegen die Zweite des Bundesligisten Mainz 05. Die hat ihr Sonntagspiel gegen den Bahlinger SC mit 3:1 gewonnen. +++

SGB-Coach Daniyel Cimen

Clint Essers (in Weiß), hier gegen den Hoffenheimer Behrens

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