Supercooler Klassiker

"US-Cop" und Streifenwagen vom Riverside Police Department als Hingucker

"Cop" Alexander Baumeister mit seinem Fahrzeug
Fotos: Gerd Ochs

19.10.2024 / ALSFELD - Wo er auftaucht, ist er sofort ein Eyecatcher und Gesprächsthema, obwohl das reine Auto an sich gar nicht so spektakulär ist. Aber das, was da (mit städtischer Genehmigung) mit sattem V8-Sound für den ON-Fototermin auf den eigentlich gesperrten Alsfelder Marktplatz gerollt ist, ist halt kein normaler 98er Ford Crown Victoria, sondern die Ausführung Police Interceptor mit der nahezu vollständigen originalgetreuen Polizeiausstattung. Wenn dann noch der Fahrer eine ebenso originalgetreue, zum Auto passende Cop-Uniform trägt, dann verdrehen sich Alt und Jung die Köpfe.



Die Händler sind am Donnerstagnachmittag auf dem Alsfelder Marktplatz mit den letzten Vorbereitungen für den gleich beginnenden Feierabendmarkt beschäftigt, bei herrlichen äußeren Bedingungen herrscht bereits emsiges Gewusel mit vielen Passanten. Dann fährt auf dem ansonsten autofreien Platz die Polizei vor: Festnahme, die Handschellen klicken. Keine Sorge, es ist nichts passiert. Bei dem "US-Cop" handelt es sich um Alexander Baumeister. Er war nie Polizeibeamter, weder in Deutschland noch in den USA, sondern ist Lehrer und wohnt im Landkreis Marburg. Vor etwa 20 Jahren entstand zunächst mit Modellautos seine Leidenschaft für US-amerikanische Streifenwagen.

Leidenschaft für US-amerikanische Streifenwagen

Perfekt sollten sie dem Original entsprechen, und wenn es sie nicht so zu kaufen gab, lackierte und beklebte er die "nackten" Modellautos mit den Schriftzügen und Emblemen, die er zum Teil mühsam am PC den Originalen grafisch "nachbaute". Vor zehn Jahren folgte er der Liebe und kam aus NRW nach Hessen. Die Modellbauliebe mutierte zum Gedanken, es dürfte doch auch sehr gerne ein echter US-Streifenwagen sein. Schnell war der gut dastehende und fahrbereite Crown vom Riverside PD gefunden: V8-Maschine mit 215 PS und 4,6 Liter Hubraum – Alex schlug zu. Ab seinem Baujahr 1998 hatte er vier Jahre Streifendienst im kalifornischen Riverside absolviert, unweit Los Angeles.

Dann startete seine Hollywood-Karriere: Bis 2013 fungierte der Ford mit schleudertauglichen Spezialeinbauten als Stuntfahrzeug für eine Filmproduktionsfirma in Hollywood. Baumeister erwarb ihn 2015, nachdem er bereits nach Deutschland importiert worden war. Er hat sich intensiv mit der Historie des Fahrzeuges und der Riverside PD beschäftigt und ist Mitglied in dem bundesweit aktiven Verein "Police Car Owners of America - European Chapter", deren manifestierte Ausrichtung in der maximalen Authentizität der US-Streifenwagen ist. Das ist auch für Baumeister äußerst wichtig: "Einbauten wie Funk, PC und Videokamerasystem müssen so gut es eben geht am Original sein, damit wird man auch nie wirklich fertig! Was man nicht importieren kann, wird möglichst so nachgebaut, dass die Improvisation nicht auffällt.

Uraltes Dope

Im Verein sind wir sehr gut vernetzt, jeder hilft jedem!". Skurrile Begebenheit am Rande: bei Kabelverlegungen im Bereich der Rücksitzbank fand er ein Tütchen – mutmaßlich uraltes Dope, dessen sich ein Festgenommener noch schnell im Streifenwagen entledigt hatte. Baumeisters Perfektionismus gilt analog bei der Uniform, immer auch mit Blick darauf, dass Amerikaner sehr sensibel sind, falls Dienstgradabzeichen und Auszeichnungen zu Unrecht getragen würden.

Kaum ist Baumeister auf dem Marktplatz ausgestiegen, schwirren Neugierige um das Auto und den "Cop", viele nutzen die Gelegenheit zu Schnappschüssen. Zwei Jugendliche wollen gerne mal in dem Auto Platz nehmen – vorn versteht sich… "Super coooool!" Zwei andere, etwas älter, würden gerne eine Festnahme nachstellen. Schnell stattet Baumeister seinen "Hilfssheriff" mit einer Mütze aus und stellt die Handschellen zur Verfügung. Alle haben ihren Spaß, man sieht nur lächelnde Gesichter quer durch alle Generationen. Baumeister ist aber trotz allem wichtig zu sagen: "Das Auftreten in dieser Uniform ist für mich keine Maskerade, kein Fasching. Ich schlüpfe eben in die Rolle des amerikanischen Streifenbeamten".

Sein Fahrzeug verfügt über eine deutsche Saisonzulassung, die kalifornischen Kennzeichen klebt er nur zur Showtime drauf. In vielen Bundesländern sei auch die Blaulichtanlage von der Straßenverkehrs-Zulassung umfasst, sagt er – in Hessen aber nicht. Die Zulassungsstelle hat ihm das Auto schon einmal zwangsweise stillgelegt, weil jemand nachweislich zu Unrecht behauptet hatte, der Interceptor wäre mit Sondersignal im öffentlichen Verkehrsraum gefahren. Die Fahrt hatte zwar mit Blau-Rot-Sondersignal stattgefunden – aber im abgesperrten Bereich einer Fahrzeugschau. Baumeister schraubt die Sondersignalanlage wieder vom Dach und verstaut sie im Kofferraum – sonst kommt am Ende noch die (richtige) Polizei … (goa) +++

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