Mut zur Unabhängigkeit

Junge Menschen gestalten ihr Leben im Haus Benjamin

Das Haus Benjamin in Horas ist am Freitag feierlich eingeweiht worden. Sieben junge Menschen haben hier ihren Wohnort gefunden. Mit viel Mut, Engagement und einer besonderen Wohnidee entsteht hier ein einzigartiges Miteinander
Fotos: Ralph Leupolt

17.10.2024 / FULDA - Eigenverantwortlich wohnen und gegenseitig unterstützen können - genau darum geht beim Projekt "Haus Benjamin" von Antonius. Das Haus Benjamin in Horas ist am Freitag feierlich eingeweiht worden. Sieben junge Menschen haben hier ihren Wohnort gefunden. Mit viel Mut, Engagement und einer besonderen Wohnidee entsteht hier ein einzigartiges Miteinander.



Selbstständig sein und gleichzeitig in einer starken Gemeinschaft leben – diesem Konzept folgt das Haus Benjamin von Antonius, das am Freitag feierlich eingeweiht wurde. Das Gebäude in der Bonifatiusstraße neun in Horas, in der Nähe der Bonifatiuskirche, bietet Platz für sieben Personen, aufgeteilt in eine dreier-WG und zwei zweier-WG’s, und ist bereits mit Leben gefüllt.

Eigenständig leben und Verantwortung übernehmen

Oben im Dachgeschoss wohnt das Pärchen Rosemary und Justin, das derzeit eine Ausbildung bei antonius macht. Im ersten Obergeschoss wohnen Andy und Florian, während im Erdgeschoss Jan-Lukas und Felix derzeit noch einen dritten Mitbewohner suchen. Ein Klassenkamerad der beiden, die die Startbahn besuchen, kommt nach den Herbstferien zum "Probewohnen".

Die Bewohnerinnen und Bewohner haben alle eines gemeinsam: Sie wollen eigenständig leben und Verantwortung übernehmen. Das soll ihnen im Haus Benjamin ermöglicht werden. Denn die professionelle Assistenz wird dort nur nachrangig eingesetzt und soll den Bewohnern nur als Ansprechpartner zur Seite stehen, wenn diese an ihre Grenzen stoßen. Damit übernimmt die Assistenz keine betreuende, sondern eher eine coachende Rolle und hat die Aufgabe, die Bewohner zu befähigen, sich selbst zu organisieren.

Gemeinsames Handeln im Vordergrund

"Ich freue mich darüber, dass wir so tolle junge Menschen gefunden haben, die mutig sind und den großen Schritt wagen, auf eigenen Füßen zu stehen", sagte Lina Birkenbach, Temleiterin im Bereich Wohnen bei Antonius, bei der Begrüßung der Gäste. Bei der Veranstaltung sollte es aber vor allem um die Bewohner gehen, die sich daraufhin alle vorstellten und ihr Leben im Haus Benjamin beschrieben.

Bei vielen hat der Umzug zu Veränderungen geführt. "Ich kaufe jetzt selbstständig ein und bereite mir mein Abendessen selbst zu", berichtete Florian, der vorher im Kinderhaus von Antonius gelebt hat. Auch Felix erkannte Vorteile: "Früher wurde ich immer mit dem Bus bei mir zu Hause abgeholt und musste sehr früh aufstehen. Jetzt kann ich länger schlafen und fahre gemeinsam mit meinen Mitbewohnern zur Schule."

Trotz der Aufteilung in drei Wohneinheiten steht im Haus Benjamin das gemeinsame Handeln im Vordergrund. "Wir achten aufeinander und unterstützen uns. Wir helfen uns gegenseitig, und erst, wenn wir nicht mehr weiterwissen, bitten wir die Assistenten um Rat", verrät Andy, der vorher viele Jahre in der WG Sturmius gelebt hat.

"Da geht mir das Herz auf"

Auch die Auszubildenden Rosemary und Justin haben sich schon gut eingelebt: "Wir freuen uns sehr, hier leben zu dürfen und endlich anzukommen." Die beiden haben in diesem Jahr in Indien geheiratet und wollen hier nun sesshaft werden. "Wir schätzen die Hausgemeinschaft sehr und wollen viele Dinge gemeinsam machen."

All dies wäre ohne Menschen wie Susan Kirsch nicht möglich. Sie ist die Eigentümerin der Immobilie und vermietet sie zum Sozialmietsatz an Antonius. Aber auch vor Ort ist sie sehr engagiert und schon viele Jahre mit Antonius verbunden. "Ich bin so glücklich, hier die jungen Menschen im Haus leben zu sehen. Da geht mir das Herz auf," teilte sie bei der Einweihung von Haus Benjamin mit.

Bevor es zum gemütlichen Teil mit Kaffee und Kuchen überging, wurde das Haus durch Pater Thomas gesegnet. Als das Haus Benjamin noch Haus Horas hieß, äußerten die Bewohner den Wunsch, dass sie gerne den Namen eines Heiligen als Hausnamen hätten – damit sie wie die Wohngemeinschaften bei Antonius auch Namenstag feiern können. Pater Thomas stellte dann mehrere Heilige zur Auswahl und die Bewohner entschieden sich für den heiligen Benjamin. Der jüngste der zwölf Söhne von Jakob stehe für die Werte, die das Leben im Haus bestimmen sollten: Füreinander da sein und so wie Geschwister zusammenhalten. (mis/pm) +++

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