Ein Abend für Martin Luther King

Kann gewaltfreier Protest gelingen? Fünfköpfiges Ensemble begeistert Publikum

Zalhreiche Zuschauende bei der dritten Auflage der "Texte der Humanität" in der Bad Hersfelder Martinskirche.
Fotos: Christopher Göbel

13.10.2024 / BAD HERSFELD - Die dritte Auflage der "Texte der Humanität" war einem der bekanntesten Bürgerrechtler der Welt, Martin Luther King, gewidmet. Initiator Holk Freytag hatte die Schauspielenden Andrea Cleven und Ahmad Mesgarha eingeladen, dazu gab es Musik von Ginea Adi Wolf (Gesang) und Jan Luley (Klavier) am Samstagabend in der Martinskirche Bad Hersfeld.



"I have a dream" - fast jeder kennt die berühmte Rede Kings, die dieser am 28. August 1963 beim Marsch auf Washington hielt. Rund 250.000 waren zum Lincoln Memorial gekommen, um für die Gleichstellung von Afroamerikanern zu demonstrieren. Doch diese Rede kam am Samstagabend erst am Ende. Freytag hatte zahlreiche Texte über und von Martin Luther King zusammengestellt, die den Bürgerrechtler, der am 4. April 1968 in Memphis ermordet wurde. Texte aus der Bibel, von Zeitgenossen Kings und von ihm selbst zeichneten ein Bild des Mannes, der zeitlebens friedlich für die Rechte Schwarzer Menschen in den USA eintrat.

"Der Rechtsstaat muss sich als wehrhaft erweisen"

Als Anhänger unter anderem Mahatma Gandhis stand King für die Gewaltfreiheit im Kampf für soziale Gerechtigkeit in den USA, in denen in den 1960-er Jahren die Rassentrennung beherrschend war. Zu diesem Thema sprach der Theologe Dr. Robert Brandau. Er verwies darauf, dass Jesus in der Bergpredigt zur Gewaltlosigkeit aufgerufen hatte. "Die Kirche hat sich aus der Politik herauszuhalten, ist kompletter Blödsinn", so Brandau. Kirche sei Teil der Gesellschaft und "die freiheitliche Demokratie muss gegen ihre Feinde geschützt werden", sagte der Theologe. Er plädierte dafür dass der Rechtsstaat eine Schutzaufgabe habe und sich "wehrhaft erweisen" müsse. Als Beispiele der heutigen Zeit nannte er unter anderem den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und die Partei, die unter anderem "Remigration" auf ihre Fahnen geschrieben habe. Gewalt dürfe zur Verteidigung eingesetzt werden, um andere Menschen zu schützen. Brandau vertrat damit eine andere Sichtweise als King.

Zwischen den ernsthaften und nachdenklich machenden Texten sorgten Ginea Adi Wolf und Jan Luley mit bewegenden Gospels und Spirituals dafür, das Publikum in die Welt des Martin Luther King hineinzuversetzen. Die Gospel-Sängerin Mahalia Jackson war während der "I have a Dream"- Rede Kings dabei - eine Parallele zum Abend in der Martinskirche. Das Publikum ging dann auch mit, als die rhythmischen Klänge den Kirchenraum erfüllten.

Frenetischer Applaus

Mit Verve und begeisternder Diktion rezitierte Ahmad Mesgarha dann Teile der Rede, die Martin Luther King unsterblich gemacht hat. Das Ensemble auf der Bühne erntete nach rund zwei Stunden frenetischen Applaus des Publikums in der bis auf den letzten Platz besetzten Martinskirche. (Christopher Göbel) +++

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