Eröffnung

Medizinisches Zentrum für Erwachsene mit Behinderung im "Zitronenfalter"

Bei der Einweihung des MZEB Fulda
Fotos: Marius Auth

13.10.2024 / FULDA - Erst im Jahr 2015 wurden die gesetzlichen Voraussetzungen für die Verbesserung der medizinischen Versorgung erwachsener Menschen mit Behinderung geschaffen. Seitdem sind 80 medizinische Zentren für Erwachsene mit Behinderung (MZEB) in Deutschland entstanden. Mit dem MZEB Fulda wurde am Samstag das dritte in Hessen eröffnet.



Sebastian Bönisch, Geschäftsführer der "antonius : gemeinsam leben gGmbH", erläuterte zur Eröffnung den ganzheitlichen Anspruch des "Zitronenfalters", des interdisziplinäres Zentrums für Beratung, Frühförderung und Therapie von Antonius in Fulda, in dessen Räumen das MZEB Fulda unterkommt, am Beispiel: Melody, ein 10-jähriges Mädchen, wird mit Down-Syndrom geboren, die Eltern kommen in den "Zitronenfalter" und klagen, dass ihre Ehe durch die Belastung zu scheitern drohe. Therapeutische Begleitung machen aus Melody ein starkes Mädchen, das inzwischen die Pestalozzischule Fulda besucht.

Entwicklung von Lebensperspektiven

Die Entwicklung des Menschen mitgestalten dürfen, die gemeinsame Arbeit am Menschen, das sei Antonius wichtig, genau wie dem "Zitronenfalter", der in der St.-Vinzenz-Straße 70, wo vor 25 Jahren noch ein Sonderkindergarten stand, inzwischen als Zentrum für die Entwicklung von Lebensperspektiven im Netzwerk fungiert - und seit Januar 2024 seine bildlichen Flügel weiter ausgestreckt hat: "Wer volljährig ist und einen Grad der Behinderung von 70 Prozent beziehungsweise bei einer Überweisung vom Neurologen oder Orthopäden einen Grad der Behinderung von 50 Prozent nachweisen kann, hat seit 2015 ein Recht auf eine ambulante interdisziplinäre medizinische Versorgung im MZEB. Dabei kümmern sich Arzt und Therapeut gemeinsam um den Patienten - als Ergänzung der Regelversorgung. Das Ziel ist neben der Gesundheit der Patienten die Förderung der Teilhabe von Menschen mit Behinderungen", erklärte Dr. Annette Schweickert, Leiterin des MZEB Fulda.

Vom Recht zur real existierenden Versorgungsinfrastruktur vor Ort ist es ein weiter Weg - davon zeugte am Samstag bei der Eröffnung auch die Anwesenheit von MZEB-Verantwortlichen aus Würzburg, Frankfurt und Kassel, welche mit Rat und Tat zur Seite gestanden hätten, so Bönisch. Die inklusive Medizin sei ein weites Feld, viele Mediziner noch betriebsblind in dieser Hinsicht, so Schweickert, selbst Fachärztin für Innere, Pneumologie, Notfall-, Palliativ-, und Intensivmedizin. "Gesundheit ist weit mehr als die Abwesenheit von Krankheit", erklärte Rainer Sippel, Aufsichtsratsvorsitzender der "antonius : gemeinsam begegnen gGmbH".

Helfen aus einer Hand - an einem Ort

"Helfen aus einer Hand - an einem Ort" sei das Ziel des "Zitronenfalters", erläuterte Michael Brand, der als Bundestagsabgeordneter dem Zentrum seit Jahren verbunden ist. Es bestünden immer noch hohe Hürden für den Aufbau und den Betrieb von Behandlungszentren, ein Antrag im Bundestag, die MZEB-Infrastruktur in Deutschland zügiger auszubauen, sei eingebracht. Seit Januar wurden im MZEB nach Aussage von Schweickert bereits 300 Patienten behandelt. Das MZEB Fulda steht nicht nur Menschen von Antonius zur Verfügung, sondern allen Menschen mit geistigen und schweren Mehrfachbehinderungen im Raum Fulda, die auf eine solche Behandlung angewiesen sind. (mau) +++

X